CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
richtigen Jagdbogen«, erklärte Calleigh. »Und in Florida …«
»… braucht man als Bogenjäger eine Lizenz«, beendete Horatio den Satz. »Gute Idee. Ich überprüfe die entsprechende Datenbank. Weißt du, wenn wir diesen Typen festnageln, wirst du am Ende nicht mehr Bullet-Girl genannt, sondern Arrow-Girl.«
»Soll mir recht sein, solange der Mörder seine Quittung bekommt«, entgegnete Calleigh.
»Gut, gut, gut«, murmelte Horatio zufrieden und scrollte weiter nach unten.
»Was gefunden, H.?«, fragte Delko. Er saß am anderen Ende des Labors an einem Schreibtisch und stellte seine eigenen Recherchen an.
»Ich denke schon. Eine Bogenjäger-Lizenz für einen Mr Julio Ferra aus Hialeah.«
»Das ist einer von den Kellnern. Vielleicht war er derjenige, der Mulrooney auf Sinhurmas Geheiß im Auge behielt. Ich habe hier die Anruferlisten des Restaurants, und jemand hat genau um vierzehn Uhr dreiundvierzig in der Klinik angerufen.«
»Unmittelbar vor Mulrooneys Tod.«
»Genau. Wer auch immer der Anrufer war, er hat auf jeden Fall gesehen, wie Mulrooney zur Toilette stürzte. Er hat Sinhurma vermutlich angerufen, um ihm zu sagen, dass das Opferlamm auf dem Altar bereit liegt.«
»So könnte man es ausdrücken.«
»… woraufhin Sinhurma Mulrooney anrief. Aber warum? Was hatte er ihm Wichtiges zu sagen?«
»Wichtig war nicht das, was er sagte, Eric. Wahrscheinlich hat er irgendein schwülstiges, melodramatisches Statement abgegeben – nach dem Motto ›Du hast mich im Stich gelassen, und nun wirst du sterben.‹ Nein, das Wichtige für Sinhurma war, dass seine Stimme das Letzte war, was Phillip Mulrooney in diesem Leben hörte … und dass Mulrooney sich dessen bewusst war.«
»Wie gehen wir also weiter vor?«
»Wir besorgen uns einen Durchsuchungsbeschluss für Ferras Wohnung. Vielleicht können wir ihn mit dem Jagdbogen in Verbindung bringen.«
»Er wohnt nicht in der Klinik?«
»Vielleicht wohnt er inzwischen ja da, aber als wir zum ersten Mal mit ihm sprachen, hat er uns eine andere Adresse angegeben. Dieser Ort ist demnach noch immer sein Zuhause … und dort würde er wohl auch am ehesten etwas verstecken.«
Die Adresse, die Ferra genannt hatte, war die seines Elternhauses in Hialeah, nur einen Steinwurf von der berühmten Rennbahn entfernt. In dem Viertel wohnten überwiegend Kubaner, und in den Straßen standen bescheidene Vororthäuser mit roten Dachziegeln. Ferras Eltern, ein kleiner Kubaner mit einem gepflegten Schnurrbart und eine füllige Frau mit einer dicken, getönten Brille, zeigten sich äußerst empört, als Horatio mit einem Streifenwagen und einem Durchsuchungsbeschluss auftauchte. Während er das Haus durchsuchte, hörte er einen nicht enden wollenden wütenden spanischen Wortschwall von draußen, und ihm tat der Streifenpolizist Leid, der vor dem Haus stand und das alles geduldig ertragen musste.
Das typische Mittelstandshaus war gemütlich und fast anrührend kitschig eingerichtet. Die Ferras nahmen ihre amerikanische Staatsbürgerschaft anscheinend sehr ernst: Auf dem Dach wehte eine große amerikanische Flagge, eine weitere stand im Eingangsflur, und an einer Wand prangten die Erinnerungstafeln sämtlicher Präsidenten.
Er begann mit dem Zimmer von Julio Ferra. Es hatte jenen unverwechselbaren Look, den ein Kinderzimmer annimmt, dessen Bewohner sich im Übergangsstadium vom Jugendlichen zum Erwachsenen befindet: etwas zwischen Nachlässigkeit und hoffnungsvoller Erwartung, als halte der Raum die Luft an und habe Angst, wieder auszuatmen. Ein Poster von den Cheerleadern der Miami Dolphins und Wimpel von diversen Mannschaften schmückten die Wände. Von einem Haken unter der Decke baumelte an einer Angelschnur ein Modell des Star-Wars-Millenniumfalken.
Diese Dinge stammten von Julio. Das ordentlich gemachte Bett und die sorgfältig auf der makellosen Kommode arrangierten Fotos des jungen Mannes trugen jedoch die Handschrift seiner Eltern. Eine Mischung aus verlassenem Kokon und Schrein, dachte Horatio. Ein leeres Nest als Museum. Julio Ferra war Anfang zwanzig, aber anscheinend hatten seine Eltern ihn noch nicht losgelassen.
Merkwürdigerweise machte dieser Teil seiner Arbeit Horatio mehr zu schaffen als der Umgang mit Leichen. Es war sein Job, Beweismaterial zu sammeln, aber jede Hausdurchsuchung brachte immer viel mehr über die Bewohner ans Tageslicht, als man eigentlich wissen wollte. Horatio hatte schon mehr gut versteckte Pornos gefunden, als er zählen
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