CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
lebendigen Menschen kennen gelernt, dem er seinen Schutz angeboten hatte – und jemand hatte ihr Leben mit einer Waffe beendet, mit der man normalerweise Wild erlegte.
Horatio verschwendete keine Zeit damit, sich Vorwürfe zu machen. Schon vor langer Zeit hatte er eine sehr effektive Methode entwickelt, mit Schuldgefühlen umzugehen: Er schluckte sie hinunter und verarbeitete sie zu kaltem Zorn. »Schuldgefühle sind gut«, hatte er einmal gesagt. »Sie machen uns stärker.« Und diese Stärke förderte seine Entschlossenheit und seinen eisernen Willen. Einen Fall persönlich zu nehmen, war ihm bei der Arbeit keineswegs hinderlich. Es hatte lediglich zur Folge, dass er niemals aufgab.
»Todesursache war ein Herzstillstand, verursacht durch die Verletzung des Herzbeutels«, erklärte Alexx. »Die Eintrittswunde hat einen Durchmesser von drei Komma acht Zentimetern, die Austrittswunde ebenfalls. Ist offenbar glatt durchgegangen.«
»Kannst du mir sonst noch etwas sagen, Alexx?«
Alexx öffnete mit beiden Händen den Mund des Opfers. »Dicker, gelblicher Belag auf der Zunge«, sagte sie. »Das bedeutet, dass sie wahrscheinlich gefastet hat – das ist eine häufige Nebenwirkung. Das Obst, das sie gekauft hat, war nicht für sie.«
»Also hat sie für die Klinik eingekauft. Das bedeutet, dass sie jemand zu diesem Obststand geschickt hat … jemand, der diesen Platz zuvor ausgekundschaftet hat und wusste, dass man sie in das Waldstück locken kann, um sie zu töten. Was noch?«
Alexx hob eine Hand der Leiche hoch. »Nun, sie hat schwere körperliche Arbeit geleistet. Blasen an Handflächen und Fingern.«
»Wahrscheinlich Bestandteil des Therapieprogramms«, bemerkte Horatio. »Obwohl ich auf dem Klinikgelände nichts gesehen habe, was darauf hindeuten würde. Danke, Alexx.«
»Ich weiß mehr, wenn ich die Ergebnisse vom toxikologischen Screening habe.«
»Informiere mich bitte, sobald du sie hast«, bat Horatio.
Als Nächstes ging er zum Schießstand, wo sämtliche ballistischen Tests durchgeführt wurden. Calleigh war schon dort, aber diesmal trug sie keine gelb getönte Schutzbrille und keine Ohrenschützer. Stattdessen hielt sie einen Bogen in der Hand.
»Hey, H.«, sagte sie. »Ich habe die Bögen schon getestet, die du mir gebracht hast. Das hier ist der letzte.«
»Lass dich nicht stören.«
Calleigh legte einen Pfeil in den Bogen ein. »Ich verwende eine Pfeilspitze der gleichen Machart und des gleichen Gewichts wie diejenige, die Ruth Carrell getötet hat«, erklärte sie, dann hob sie den Bogen und zog den Pfeil nach hinten, dessen eingekerbtes Ende fest an der Sehne saß. Am anderen Ende des Schießstands befand sich ein Dummy. »Der Dummy ist zwanzig Meter entfernt. Das entspricht ungefähr dem Abstand zwischen dem Schützen und Ruth Carrell. Der Dummy ist so konstruiert, dass er den gleichen Widerstand aufweist wie Brustbein, Muskulatur und die inneren Organe eines Menschen.«
Calleigh schoss den Pfeil ab, der glatt durch den Oberkörper des Dummys hindurchging und auf der Rückseite zu Boden fiel.
»Er flog nicht besonders weit, nicht wahr?«, bemerkte Horatio stirnrunzelnd.
»Nein. Der Pfeil, den ich gefunden habe, war mindestens weitere zwanzig Meter von der Leiche entfernt, obwohl er eine ziemlich flache Flugbahn hatte. Das hier ist ein Recurve-Bogen mit einem Zuggewicht von fünfundfünfzig Pfund. Die anderen, die beschlagnahmt wurden, sind alle ähnlich. Ich glaube nicht, dass mit einem dieser Bogen der Pfeil abgeschossen wurde, der Ruth getötet hat.«
»Also suchen wir nach einem schwereren Bogen.«
»Es war vermutlich ein Compound. Ich mache noch ein paar Tests, aber ich denke, dass das Zuggewicht des Bogens, nach dem wir suchen, eher bei achtzig, neunzig Pfund liegt.«
»Was ist mit dem Pfeil?«
»Der Pfeil, den ich gefunden habe, ist handgearbeitet, hat einen grün angestrichenen Holzschaft und eine Jagdspitze. Alle Pfeile aus der Klinik haben einen Schaft aus Karbonfaser und sind maschinell gefertigt.«
»Also auch da keine Übereinstimmung.«
»Nein, aber es gibt nicht nur schlechte Nachrichten. Die Farbe an unserem Pfeil ist ziemlich abgewetzt, und so besteht die Möglichkeit, dass etwas davon am Bogen haften geblieben ist. Wenn der Schütze mehrere Pfeile derselben Art hat, lässt sich vielleicht eine Verbindung zu dem Pfeil herstellen, mit dem Ruth getötet wurde.«
»Wir müssen also nur noch den Bogen finden.« Horatio klang wenig begeistert.
»Nun, wir suchen einen
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