CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
verfügte angeblich über ein geheimes Wissen, das nur mit besonderen Menschen geteilt werden durfte. Seine Anhänger wussten das. Aber dunkle Mächte an höchster Stelle hatten etwas dagegen und wollten die Sekte zerstören. Aus diesem Grund mussten die Mitglieder absolut loyal sein, wenn sie den Fortbestand der Sekte sichern wollten.
Emotionale Manipulation konnte man für viele Zwecke einsetzen, und Horatio wollte sich die Paranoia, die man Julio eingeredet hatte, nun selbst zu Nutze machen.
»Das können Sie doch nicht tun!«, rief Julio unsicher.
»Denken Sie an Waco«, flüsterte Horatio leise in sein Ohr. Er sah Julio in die Augen und versuchte, Aufrichtigkeit und eine Spur Traurigkeit zu vermitteln. »An Ruby Ridge …«
»Die Branch-Davidian-Sekte«, fügte Yelina hinzu.
»Nein!« Horatio wusste, er hatte ihn. »Das ist doch verrückt!«, platzte Julio heraus. »Das war doch eine richtige Sekte! Die Vitality-Method-Klinik ist eine medizinische Einrichtung.«
»Hören Sie doch auf, Julio!«, fuhr Horatio ihn an. »Halten Sie uns für Idioten? Glauben Sie wirklich, es würde niemand merken, was für einen Einfluss Sinhurma hat?«
Julio sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an wie ein Tier, das nicht wusste, in welche Richtung es flüchten sollte, aber Horatio konnte sich den Luxus, ihm Mitgefühl entgegenzubringen, nicht leisten. »Sie wissen genauso gut wie ich, was in der Klinik wirklich abläuft. Transformation!«, sagte er, dann hielt er inne und beugte sich leicht nach vorne. »Sie sind nicht mehr der Mensch, der Sie waren, als Sie in die Klinik kamen! Das ist offensichtlich. Und diese Art der radikalen Verwandlung ist genau das, was bestimmten Leuten nicht passt.«
Julios Nicken wirkte wie eine nervöse Zuckung, aber Horatio sah ihm an, dass er verstanden hatte. »Aber … aber wir sind keine Sekte«, versuchte Julio ihn zu beschwichtigen. »Es gibt viele Leute, berühmte Leute, die zur Behandlung herkommen. Da kann man doch nicht …«
»Diese Leute werden gerade gewarnt«, erklärte Horatio. »Glauben Sie wirklich, die würden ihr Leben aufs Spiel setzen? Die sind nicht wie Sie, Julio, die sind bereits reich und attraktiv und berühmt. Wie viele von denen leben denn momentan in der Klinik, so wie Sie es tun?«
»Keiner«, musste Julio einräumen.
»Ganz genau. Sie bringen nicht das gleiche Engagement mit wie Sie – sie verstehen nicht wirklich.« Horatio stand auf, ging ans Fenster, starrte durch das Wabengitter und wartete ab.
»Es … es muss doch etwas geben, das Sie tun können.«
»Ich wünschte, dem wäre so.« Horatio seufzte. »Wirklich. Aber es sind zwei Menschen getötet worden, Julio, so etwas kann man nicht einfach unter den Teppich kehren. Wenn ich meinen Vorgesetzten den Mörder nennen könnte, wären sie vielleicht zufrieden. Die Sekte würde eine Menge schlechte Presse bekommen, aber das ist besser als von einem schwer bewaffneten Sondereinsatzkommando belagert zu werden.«
»Ich … ich weiß nichts über die Morde. Mein Bogen war in der Klinik – eine ganze Weile. Jeder hätte ihn benutzen können.«
Und gleich nach dem Mord wanderte er wieder in die Garage der Eltern?, dachte Horatio, aber er sprach es nicht aus. Den Mörder will er also nicht verraten, überlegte er. Mal sehen, ob ich ihm nicht etwas anderes entlocken kann!
»Ich weiß, was Ihnen durch den Kopf geht«, sagte er und drehte sich zu Julio um. »Sie denken daran, sich zu opfern. Das ist lobenswert, aber es wird nicht funktionieren. Sie haben ein wasserdichtes Alibi, schon vergessen?«
Julios schuldbewusster Gesichtsausdruck verriet Horatio, dass er mit diesem Gedanken tatsächlich gespielt hatte. Das war gut, sehr gut sogar. Je ausgeprägter der Selbsterhaltungstrieb des jungen Mannes war, desto größer waren Horatios Chancen auf einen Deal.
»Es ist doch zu schade«, sagte er. »Ich habe nämlich das Gefühl, die hohen Tiere würden sich auch mit einem handfesten Skandal zufrieden geben. Ich für meinen Teil denke, die Vitality Method ist stark genug, um ein bisschen schlechte Publicity überleben zu können, aber ich bin leider nicht derjenige, der hier das Sagen hat.«
»Wie … wie wäre es mit Drogen?«, begann Julio zögernd.
Aha!
»Was ist damit?« Yelina schaute ihn erwartungsvoll an.
»Würde ein Drogenskandal genügen?«, fragte der Junge hoffungsvoll.
»Vielleicht«, entgegnete Horatio. »Von welchen Drogen sprechen wir denn, Julio?«
»Es geht um Haschisch.«
»Sie wollen jetzt
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