CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
aber nicht den Märtyrer spielen, oder?« Horatio stützte sich auf den Tisch auf und beugte sich vor, bis er Ferras Gesicht ganz nah war. »Versuchen Sie, die Schuld auf sich zu nehmen, um alle anderen zu retten? Denken Sie daran, ich bin nicht blöd, und meine Vorgesetzten auch nicht. Wenn Sie mir etwas sagen wollen, dann seien Sie ehrlich, denn ich werde jede Information, die Sie mir geben, bis ins Detail prüfen, und zwar sehr, sehr gründlich.«
»Nein. Ich meine, nein, ich will gar nicht den Märtyrer spielen. Es geht um eine andere Person.«
»Um wen?«
»Um Albert Humboldt.«
»Humboldt, der Tellerwäscher.« Horatio richtete sich auf.
»Er war nicht immer Tellerwäscher. Als er in der Klinik arbeitete, war er einer von Sinhurmas Assistenten. Er ist staatlich geprüfter Krankenpfleger.«
»Und er hat mit Drogen zu tun?«
»Er hat in seinem Zimmer immer Haschisch aus einer kleinen Pfeife geraucht. Einmal wurde er erwischt, und Dr. Sinhurma war sehr böse – er hat für Drogen nicht das Geringste übrig.«
Horatio fragte sich, wie diese Einstellung bei einigen seiner berühmten Klienten ankam, aber das behielt er lieber für sich. »Waren Sie derjenige, der ihn erwischt hat, Julio?«
»Nein, das war Ruth.«
»Und wie hat Mr Humboldt darauf reagiert?«
»Nun, er musste im Restaurant den Abwasch machen und war nicht besonders erfreut darüber.«
»Hat er Ruth jemals bedroht? Hat er gesagt, er wolle es ihr heimzahlen?«
»Nein! Er war ziemlich aufgebracht, aber vor allem tat es ihm sehr Leid. Er wusste, dass er das nicht hätte tun sollen. Er wollte seine … seinen Fehler wieder gutmachen.«
Fast hättest du Sünde gesagt, nicht wahr?, dachte Horatio. »Was ist mit dem Klempner, der die Toilette im Restaurant installiert hat? Kennen er und Albert sich?«
»Ja, sie kennen sich. Er kommt ab und zu zum Essen ins Restaurant, und dann unterhalten sie sich immer.«
»Worüber?«
»Das weiß ich nicht, hab nie darauf geachtet. Aber …« Julio zögerte. »Ich glaube, ich habe gesehen, wie der Klempner Albert etwas zusteckte. Es war sehr klein und in Alufolie gewickelt.«
Horatio dachte nach. Dann sagte er schließlich: »Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Julio. Ich weiß nicht, ob das genügt, um das Unvermeidbare abzuwenden … aber …«
»Aber wir tun unser Bestes«, warf Yelina ein.
»Okay«, sagte Julio. »Kann ich dann gehen?«
»Noch nicht. Ich sagte doch, dass ich Ihre Geschichte überprüfen werde, und genau das tue ich jetzt.«
»Der Compound-Bogen«, sagte Calleigh zu Horatio und hielt das letzte Beweisstück hoch. An den Bogenenden waren Rollen befestigt, zwischen denen Kabelstränge verliefen. »Ein schönes Stück. Im Grunde funktioniert er nach dem Flaschenzugprinzip.«
Sie führte es Horatio vor. »Wenn man an der Sehne eines Compound-Bogens zieht, drehen sich exzentrisch gelagerte Zugrollen, und so lässt sich der Bogen auch mit einem sehr viel höheren Zuggewicht ohne großen Kraftaufwand spannen. Und wie du siehst, ist es gar nicht schwer, die Sehne in dieser Position zu halten. Die Kabelzüge erleichtern nicht nur das Spannen, sondern verringern auch die Vibrationen beim Abschießen des Pfeils.« Sie ließ die Bogensehne in die Ausgangsstellung zurückschnappen. »Wenn man loslässt, wird die gesamte Energie auf einmal freigesetzt.«
»Das Herz eines Menschen könnte man also mühelos durchstoßen«, stellte Horatio fest. »Und was ist mit den Pfeilen?«
»Die sind ziemlich alt – die Spitzen sind angeklebt, während sie bei den meisten modernen Pfeilen aufgeschraubt sind. Ich denke, die Pfeilspitze, die Ruth getötet hat, wurde erst kürzlich auf einen älteren Schaft montiert, aber ich kann noch nicht sagen, ob der Schaft des Pfeils, den der Mörder benutzt hat, zu denen passt, die du in Ferras Garage gefunden hast.«
»Was ist mit der Farbe?«
»Diese Pfeile waren auch angestrichen, allerdings nicht grün. Ich hatte gehofft, Abrieb von der grünen Farbe am Bogen zu finden, stattdessen habe ich was anderes entdeckt. Sieh dir das an!« Sie hielt Horatio den Bogen hin und zeigte auf ein kleines Schraubloch neben dem Griff. »Frische Kratzer. Offenbar hat der Schütze eine Pfeilführung angeschraubt und sie hinterher wieder entfernt. Wenn es also Abrieb vom Pfeil gibt, dann ist er auf jeden Fall auch auf dieser Führung zu finden.«
»Demnach wusste der Täter ganz genau, was er tat«, Horatio überlegte, »oder er war so nervös, dass er ohne die Hilfe einer Pfeilführung
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