CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
»Was zum Teufel soll das bedeuten?«
»Denken Sie darüber nach!«, antwortete Calleigh. Wenn Sie können, fügte sie in Gedanken hinzu.
Sie ging ein kalkuliertes Risiko ein. Denn Dooley könnte vielleicht auf die Idee kommen, dass sie die Information von Joseph Welfern hatte – und diese Annahme wäre richtig gewesen. Aber Calleigh beruhigte sich, schließlich hatte Dooley bislang noch nicht so viele Treffer gelandet. Doch wenn er sich treu blieb, würde er eine neue hirnverbrannte Vermutung anstellen …
»Dieser gottverdammte birnenförmige Bastard! Ich mache ihn noch kälter als dich! Ich lasse mich von niemandem übers Ohr hauen!«
Calleigh grinste.
»Und warum sollte ich Ihnen glauben?«, fragte Horatio. »Verzeihen Sie mir meine Skepsis, aber ich weiß, dass eines von Dr. Sinhurmas Prinzipien die Loyalität ist, und warum sollten Sie plötzlich einen Gleichgesinnten verraten?«
Humboldt bedachte ihn mit einem überheblichen Blick. »Er war nie einer von uns, nicht wirklich. Die beste Strategie ist es, die Stärken des Feindes zu nutzen, indem man sie gegen ihn wendet – das ist der einzige Grund, weshalb er dabei sein durfte.«
»Der einzige Grund, weshalb er angeworben wurde, meinen Sie.« Horatio runzelte die Stirn. »Das war Ruth Carrells Aufgabe, nicht wahr? Sie hat ihn angelockt und umgarnt – auf Sinhurmas Befehl.«
»Dr. Sinhurma hatte nichts damit zu tun.«
»Vergessen Sie’s, Albert! Dieser Trick zieht nicht. Sie denken vielleicht, Sie könnten die ganze Sache einfach jemand anderem in die Schuhe schieben, aber das wird nicht klappen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, entgegnete Humboldt steif. »Die Person, die mich angewiesen hat, diese Kabel anzubringen, hasst unsere Organisation ganz offensichtlich und versucht, sie zu zerstören.«
»Ich dachte, Sie sind Ihrem Herzen gefolgt, Albert. Wie war das denn nun? Haben Sie das Richtige auf Befehl Ihres Anführers getan, oder haben Sie das Falsche getan, weil Sie keine Ahnung hatten, um was es ging?«
»Ich … ich habe getan, was mir aufgetragen wurde.«
»Von wem?«
Humboldt sah Horatio in die Augen. »Es war McKinley. Jason McKinley, der Raketenexperte.«
Calleigh glaubte ziemlich genau zu wissen, wo sich Dooley befand. Aus dem Klang seiner Stimme und der Flugbahn der Kugeln schloss sie, dass er sich auf einem Hochsitz verschanzt hatte, zirka sechs Meter über dem Boden und um die neunzig Meter von ihr entfernt. Sie hatte Glück: Da das Gelände auf ihrer Seite anstieg, war sein Höhenvorteil ausgeglichen – ansonsten hätte er sie schon längst in aller Ruhe erschießen können. Aber wie es aussah, befanden sie sich ungefähr auf gleicher Höhe.
Calleigh glaubte in einiger Entfernung die Umrisse eines Hochsitzes zu erkennen, der mit einem Tarnnetz überzogen war. Sie fragte sich, warum Dooley einen Revolver benutzte. Wenn er auf dem Hochsitz Wache schob, sollte er mindestens ein Gewehr mit Zielfernrohr haben.
Aber vielleicht hatte er ja auch eins. Vielleicht versuchte er nur sie anzulocken, um besser zielen zu können.
Vielleicht war er gar nicht so blöd, wie er klang.
»Jetzt komme ich dich holen, Fischfutter! Du kannst dich nicht vor mir verstecken!«
Seiner Stimme nach zu urteilen kam er jedoch nicht näher. Offenbar versuchte er sie aufzuscheuchen, damit sie in eine seiner Fallen lief – und das brachte sie auf eine Idee.
»Bleiben Sie, wo Sie sind!«, rief sie und bemühte sich, ein bisschen ängstlich zu klingen. »Meine Freunde sind unterwegs!«
»Sicher doch! Kann es kaum erwarten, sie kennen zu lernen!«
Den Stolperdraht im Blick spurtete Calleigh zu dem Baumstumpf. Sie gab Acht, dass sie ihn nicht berührte. Dann sah sie sich die Mine an. Es gab hunderte Arten von Landminen, und sie kannte sie nicht alle, aber zu ihrem Glück identifizierte sie das Modell im Baumstumpf auf Anhieb. Es war eine M18 Claymore mit einem einfachen Auslöser: Wenn man an dem Draht zog, wurde sie aktiviert. Calleigh holte tief Luft und hob die Metallbox vorsichtig hoch.
Als nichts geschah, atmete sie wieder aus und stellte die Mine so auf den Boden, dass die Vorderseite von ihr wegzeigte, und der Draht nicht mehr gespannt war. Dann kroch sie zu der Stelle, wo das andere Ende des Drahts befestigt war. Sie kappte ihn mit ihrem Messer und hielt ihn vorsichtig fest.
»Kommen Sie nicht näher!«, rief sie und entfernte sich so weit von der Mine, wie sie konnte – darauf bedacht, nicht ihre Deckung aufzugeben. Dann zog sie
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