CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
ist spurlos verschwunden.«
Sie waren in Wendalls Büro bei Atmosphere Research Technologies. Der Wissenschaftler kratzte sich am Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, wo er steckt. Ist er in den Fall involviert, von dem Sie mir erzählt haben?«
»Das kann ich noch nicht so genau sagen«, entgegnete Horatio. »Ist Ihnen vielleicht in letzter Zeit etwas an Jasons Verhalten aufgefallen? War er anders als sonst?«
Wendall zögerte, dann sagte er: »Ja, schon. Wir dachten alle, es ginge um ein Mädchen – er verhielt sich, als sei er verliebt. Sie wissen schon, irgendwie ausgelassen, immer gut gelaunt. Er hat sich sogar besser angezogen – nicht auf der Arbeit, hier war er wie immer ziemlich leger gekleidet, aber nach Dienstschluss. Ich habe ihn sogar einmal im Anzug gesehen.«
»Hm-hm. Was ist mit seinen Essgewohnheiten? Haben die sich verändert?«
»Ich glaube, er ist kürzlich Vegetarier geworden, wenn ich mich recht erinnere.«
Horatio nickte. »Hat er je erwähnt, dass er zu neuen Ansichten gelangt ist?«
Wendall runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht. Meinen Sie, ob er in ein anderes Forschungsgebiet wechseln wollte?«
»Nein, ich meine damit religiöse oder metaphysische Ansichten.«
»Nein. So etwas hat er nie erwähnt.«
Das war ein gutes Zeichen. Wenn Jason seinen Kollegen noch nichts von seinem Gesinnungswandel erzählt hatte, war er sich vielleicht noch nicht so sicher. Möglicherweise war er Sinhurma doch noch nicht auf den Leim gegangen.
»Er wirkte viel zufriedener als sonst«, erzählte Wendall, und seine dicken Augenbrauen stießen über der Nasenwurzel zusammen, als er die Stirn in Falten legte. »Ich dachte, wir müssten auf Leute achten, die auf der Arbeit ständig verstimmt sind – ist plötzliche Freude auch ein Warnsignal?«
»Diese Art der Freude hat einen sehr hohen Preis«, antwortete Horatio. »Und ich glaube nicht, dass Jason ihn zu zahlen bereit ist.«
»Wie viel?«, fragte der Mann mit dem pinkfarbenen T-Shirt und dem weißen Jackett noch einmal. Er schien recht fassungslos zu sein.
»Zwanzig Dollar kostet der Eintritt«, wiederholte der Türsteher. »Wenn du dich in die Schlange stellen willst und nicht wie ein Idiot aussiehst. Oder du zahlst den höheren Preis von fünfzig Dollar.«
»Wofür denn?«, fragte der Mann. Er war vielleicht Mitte vierzig und versuchte, wie Mitte zwanzig auszusehen. Wie sich an seinem unrasierten Kinn und seiner Ray-Ban-Sonnenbrille ablesen ließ, war Miami Vice für ihn immer noch der Inbegriff von Coolness.
»Dafür stehst du ganz vorn in der Schlange, und meine Idioten-Sensoren werden kurz abgeschaltet«, erklärte der Türsteher. Er hieß James Collinson, war ein Meter neunzig groß und hatte braunes gewelltes Haar und Arme wie Baumstämme. »Die werden gerade ziemlich strapaziert, muss ich sagen. Hast du das Jackett vom Flohmarkt? Oder hattest du das noch von deinem Highschool-Abschlussball?«
Der Mann sah Collinson grimmig an, taxierte seine muskulösen Arme und verdrückte sich schließlich, um sein Glück in einem anderen Lokal am Ocean Drive zu versuchen.
Der Türsteher dachte nicht weiter über ihn nach. Diese Diskussion hatte er nicht zum ersten Mal geführt, denn mit solchen Leuten hatte er jeden Abend zu tun; mit Leuten, die dachten, dass sie mit Charme, Arroganz oder – noch lächerlicher – mit Höflichkeit in den Club kämen. Nichts davon machte jedoch Eindruck auf ihn. Er hielt nach Frauen Ausschau, die sexy und möglichst leicht bekleidet waren, nach Berühmtheiten und Geld – in dieser Reihenfolge –, aber selbst das Geld beeindruckte ihn nicht sonderlich. Er hatte Freude an seinem Job, nicht etwa wegen des Profits, sondern wegen ganz anderer Annehmlichkeiten, von denen die wichtigsten Sex und Macht waren.
Er gähnte und streckte sich und ließ dabei genüsslich seine Muskeln spielen. Es war ein warmer Abend, die Luft war feucht, und es drohte zu regnen, aber die Schlange vor dem Eingang war so lang wie noch nie. Garth’s war der neueste, angesagteste Laden am Strand, und wenn man rein wollte, musste man den Hünen an der Tür davon überzeugen, dass man dieser Ehre würdig war. Das Leben war schön!
Collinson warf einen prüfenden Blick auf das Zählwerk in seiner Hand, das ihm anzeigte, wie vielen Leute er bereits Eintritt gewährt hatte. Er musste drauf achten, die Brandschutzbestimmungen nicht zu verletzen. Dann schaute er die Straße hinauf und hinunter und sah über die Leute hinter der Samtkordel hinweg, als
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