CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
Schlafzimmer war ebenso steril. Keine Medikamente, keine Toilettenartikel, nicht einmal Handtücher. Wenn Sinhurmas Verschwinden eine Finte war, hatte er bis ins kleinste Detail alles richtig gemacht.
Horatio hoffte, dass Wolfe und Delko mehr Glück hatten.
Sinhurmas Büro war kein holzvertäfelter Raum voller Bücherregale, wie Wolfe erwartet hatte. Mit den vielen Pflanzen wirkte es eher wie ein Wintergarten, und in einer Ecke stand sogar ein kleiner Brunnen, aus dem Wasser sprudelte. Der Schreibtisch, auf dem lediglich eine kabellose Tastatur ruhte, und der Sessel davor waren aus Rattan. Der Monitor und der PC-Tower waren in einem Bambusschrank verborgen, und dort in einem klimatisierten Glaskasten vor den Außeneinwirkungen geschützt aufbewahrt. In dem Bambusschrank daneben waren Schubladen für Dokumente, doch sie enthielten nichts. Sämtliche Akten waren verschwunden, nur die Bücher – größtenteils medizinische Werke – waren noch an ihrem Platz.
Wolfe versuchte, den Computer einzuschalten, aber nichts geschah. Ein schneller Geräte-Check offenbarte, dass die internen Laufwerke entfernt worden waren.
Aus den Kabeln, die zu dem Computer führten, schloss Wolfe, dass damit auch die Überwachungskameras kontrolliert worden waren. Es gab keine Aufzeichnungen, weder CDs noch Disketten.
Wolfe seufzte. Falls die dekorativen Palmen nicht plötzlich zu reden begannen, würde der Raum ihm wohl keine Geheimnisse eröffnen.
Und dann fiel ihm das Foto auf, das an der Wand hing.
Gleich rechts neben dem Schreibtisch hatte es seinen Platz gefunden. Der Witz bei solchen Bildern war, dass man sie jeden Tag sah und nach einer Weile nicht mehr registrierte, weil sie einfach zur Umgebung gehörten.
Er sah sich das Foto genauer an. Es zeigte eine Gruppe strahlender Patienten, die sich vor der Klinik um den grinsenden Sinhurma scharten wie Küken um die Henne. Wolfe zählte die Gesichter rasch durch und kam auf sechsundzwanzig.
Ruth Carrell und Phillip Mulrooney standen nebeneinander. Beide sahen sehr stolz und glücklich aus.
»Und da sagt man doch immer, dass Fotos nicht lügen«, murmelte Wolfe.
Delko fand in jedem der Schlafräume das Gleiche: ein Einzelbett, eine leere Schubladenkommode und einen leeren Schrank. Das war jedenfalls der erste Eindruck.
Im Schein des Speziallichts sah die Sache jedoch ganz anders aus. Es war zwar kein Blut zu finden, dafür aber andere Körperflüssigkeiten – Sperma und Scheidensekret – sowie Haare unterschiedlicher Färbung auf diversen Kopfkissen und ein benutztes Kondom unter einem Bett, das wohl beim Saubermachen übersehen worden war. Obwohl die Betten recht schmal waren, hatten die Bewohner der Schlafräume offenbar nicht allein darin gelegen.
Im Gemeinschaftsbadezimmer stand ein Mülleimer, der nicht geleert worden war. Delko fand dort benutzte Taschentücher, und zwar massenweise.
»Entweder hatte jemand eine Erkältung«, murmelte er vor sich hin, »oder die Leute haben wahnsinnig viel geweint.«
Sie trafen sich in der Küche, um ihre Erkenntnisse auszutauschen.
»Das Büro wurde gründlich gesäubert«, sagte Wolfe. »Die Laufwerke der Computer fehlen, außer Fachliteratur gibt es keine schriftlichen Aufzeichnungen, und auch die Bilder der Überwachungskameras sind verschwunden.«
»Was ist mit den Behandlungszimmern?«, fragte Horatio.
»Ich habe medizinische Geräte gefunden, aber alles war sauber und sterilisiert. Keine Medikamente, keine benutzten Spritzen, weder Wattestäbchen noch anderer medizinischer Abfall. Doch das hier habe ich trotzdem mal mitgenommen.« Er zeigte Horatio das Foto.
»Und die Schlafräume?«
»Leer – aber nicht wirklich sauber«, erklärte Delko. »Ich habe benutzte Taschentücher, ein Kondom und frische Spuren eines Geschlechtsverkehrs gefunden. In fast jedem Bett.«
»Also hatten sie entweder eine Mitternachtsparty«, sagte Horatio, »oder sie dachten, es sei ihre letzte Gelegenheit.«
»Was ist mit der Küche?«, fragte Wolfe.
»Ich hab sie mir schon vorgenommen«, entgegnete Horatio. »Kein frisches Obst und Gemüse, keine Konserven oder getrocknete Lebensmittel. Ein paar Teller und Küchenutensilien, die sie anscheinend nicht mitnehmen wollten.«
»Das ist ein gutes Zeichen«, meinte Delko. »Leute, die einen Massenselbstmord planen, denken für gewöhnlich nicht ans Essen.«
»Vielleicht decken sich Sinhurmas Pläne nicht mit denen seiner Anhänger«, überlegte Horatio. »Das Problem ist, dass wir nicht genug
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