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CSI: Miami - Der Preis der Freiheit

Titel: CSI: Miami - Der Preis der Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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Durchschnitt vier Tage, aber das kommt darauf an. Je länger jemand bei einer Sekte war, desto schwieriger wird die Sache – manchmal verlassen die Leute ja nicht nur die Sekte, sondern auch Freunde, Geliebte oder sogar die Kinder.«
    »Und was tun Sie genau? Oder ist das ein Betriebsgeheimnis?«
    Sun-Li lehnte sich zurück, und die Hollywoodschaukel schwang leicht hin und her. »Das ist überhaupt nichts Mysteriöses. Was alle Sekten den Leuten wegnehmen wollen, ist die Fähigkeit, kritisch zu denken. Und die gebe ich ihnen einfach zurück.«
    »Ist das wirklich so einfach? Man kann schließlich niemanden zu seinem Glück zwingen.«
    »Nun, glücklicherweise haben die meisten, denen ich helfe, noch genug Verstand – man muss sie nur daran erinnern. Und das ist im Grunde meine Aufgabe. Ich bringe den Leuten bei, wieder selbstständig zu denken.«
    »Innerhalb von vier Tagen.«
    Murayaki zuckte mit den Schultern. »Es ist eben jedes Mal eine Herausforderung.«
    Horatio beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. Amüsiert blickte er sie an. »Details rücken Sie nicht so gern heraus, oder?«
    Sie sah ihn scharf an, dann seufzte sie. »Hören Sie, ich versorge meine Klienten lediglich mit Informationen. Das ist alles. Es gibt Interventionen, bei denen die Leute das Evangelium um die Ohren gehauen bekommen, aber die meisten von uns arbeiten mit Objektivität und Ehrlichkeit, statt mit Dogmatismus. Außerdem führen religiös geprägte Diskussionen nur dazu, dass ein Glaubenssystem gegen das andere ausgespielt wird. Ich arbeite lieber mit der Vernunft. Es gibt keine bessere Waffe in einer Diskussion als die nackten Tatsachen.«
    »Das klingt«, sagte Horatio sanft, »als hätten Sie nicht nur zur Polizei ein gespanntes Verhältnis.«
    »Die Leute engagieren mich nicht, damit ich ihren Kindern die Hand halte«, erklärte Murayaki und stellte ihre Flasche auf die Armlehne. »Wissen Sie, was ich im Grunde bin? – Eine Mörderin. Bedenken Sie bitte: Die Sekte stülpt den Leuten eine neue Persönlichkeit über, die sogar einen neuen Namen bekommt. Es ist eine fette blutsaugende Zecke, ein Parasit, der neue Opfer anlocken und ihnen das Geld aus der Tasche ziehen soll. Je länger diese neue Persönlichkeit existiert, desto schwächer wird die ursprüngliche. Es ist meine Aufgabe, diese Zecke zu beseitigen, und ich muss sagen, das verschafft mir eine große Befriedigung.«
    Murayaki sprach ganz ruhig, aber Horatio spürte, wie sie zitterte, während sie die Vorderkante der Bank mit beiden Händen fest umklammert hielt. »Am Anfang ist es immer das Gleiche«, sagte sie leise, aber eindringlich. »Sie sind wie Kühe, unzugänglich, störrisch und langsam, und auf jede Frage bekommt man nur eine auswendig gelernte Antwort. Man muss eine Lücke finden, irgendeine Öffnung, in die man einen Finger hineinzwängen kann, um sich Zugang zu der Person zu verschaffen.«
    »Haben Sie schon mal jemanden zu sehr unter Druck gesetzt?«, fragte Horatio.
    »Diese Frage ist irrelevant. Per Definition setze ich jeden von ihnen zu sehr unter Druck.«
    »Und es hat nie jemand in einer extremen Weise reagiert?«
    »Was meinen Sie? Ob mich schon mal jemand angegriffen hat?«
    »Ich meinte, ob sich jemand schon mal selbst etwas angetan hat«, meinte Horatio.
    Sun-Li runzelte die Stirn. »Das ist nur ein Mal passiert. Das war ein schwerer Fall, ich hätte bessere Vorkehrungen treffen müssen. Aber das war ganz am Anfang meiner Karriere, und ich hatte noch nicht vollständig begriffen, auf was ich mich eingelassen hatte.«
    »Wieso? Ich dachte, Sie wären selbst einmal Werberin für eine Sekte gewesen?«
    Murayaki seufzte und lehnte sich zurück. »Ja, und als ich mich davon lossagte, bin ich ins andere Extrem gefallen. Niemand hasst Rauchen mehr als ein Ex-Raucher, nicht wahr? Damals war ich sehr radikal in meiner Anti-Sekten-Einstellung.«
    »Als wären Sie das heute nicht!«
    »Oh, früher war ich viel schlimmer. So schlimm, dass mein Urteilsvermögen darunter litt.« Murayaki nahm ihre Wasserflasche und trank einen großen Schluck. »Was ich nicht verstand, oder nicht verstehen wollte, war, dass die Sekten für manche Leute besser sind als das, was sie hinter sich gelassen haben.«
    Horatio zog die Augenbrauen hoch. »Das kann man ja kaum glauben!«
    »Ich sage ja nicht, dass es gut ist, einer Sekte beizutreten«, erwiderte sie rasch. »Das ist es nie. Aber wenn man jemanden aus einem solchen Umfeld herausreißt, muss man ihm eine gute

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