CSI: Miami - Der Preis der Freiheit
Augenblick später mit einer DVD zurück. »Sie verstehen bestimmt, warum ich Sie nicht bei einer Sitzung zuschauen lassen kann, aber ich habe vor einiger Zeit ein paar Gespräche aufgenommen. Meine Klienten wollen häufig sehen, auf was sie sich einlassen, wenn sie mich zur Betreuung ihres Sohns oder ihrer Tochter engagieren. Das verschafft Ihnen einen Eindruck von den Methoden, die ich verwende. Vielleicht hilft Ihnen das weiter.«
»Vielen Dank«, sagte Horatio. »Und viel Erfolg!«
»Ihnen auch.«
Obwohl er der Taucher im C.S.I.-Team war, bevorzugte Eric Delko das Laufen als Ausgleichssport. Er versuchte, mindestens eine Stunde täglich zu laufen, in der Regel ganz früh am Morgen – obwohl Miami eigentlich für seine Sonnenuntergänge berühmt ist, sind auch die Sonnenaufgänge ziemlich hübsch. Damit gehörte er zu einer ganz besonderen Truppe, den Tagesanbruchsjoggern. Es gab eine ganze Gruppe von Leuten, die er immer nur in Shorts, T-Shirts und Sneakers sah. Besonders gesellig ging es bei ihnen nicht zu: Man sparte sich die Worte, weil die Atemluft viel zu wertvoll war, und da die meisten zudem beim Laufen gern Musik hörten, beschränkte sich die Kommunikation innerhalb dieser Gruppe in der Regel auf Winken, Lächeln und Zunicken.
Die Bewohner der Vitality-Method-Klinik hatten aus der sportlichen Betätigung ein verbindendes Ritual gemacht, und auch in japanischen Firmen war es üblich, den Tag mit gemeinschaftlicher Gymnastik zu beginnen. Doch diese Motive behagten Delko ganz und gar nicht. Einer der Gründe, warum er sich fürs Laufen entschieden hatte, war das Gefühl der Freiheit, das er dabei empfand, und er lief am frühen Morgen, weil er die Einsamkeit liebte. Mehr Kommunikation als das Zunicken beim Vorbeilaufen brauchte er morgens um fünf nicht.
Bei einer Gruppe, die alles zusammen machte, erhöhten sich die Chancen, dass zumindest eines der Mitglieder irgendeinen Hinweis auf das hinterließ, was die Gruppe umtrieb. Delko hoffte, auf dem Klinikgelände mehr zu finden als im Gebäude.
Der Swimmingpool und die dazugehörigen Umkleideräume hatten nichts Interessantes zu bieten, der Schießstand und der Vortragssaal ebenso wenig.
Dann stieß Delko auf den Schuppen für die Gartengeräte.
Er hätte ihn fast nicht als solchen erkannt, denn er war völlig leer – nur ein paar Düngerreste auf dem Boden und die leeren Haken an den Wänden verrieten, welchem Zweck der Schuppen diente. Als Delko hineinging, stellte er fest, dass dort mehr als nur Gartengeräte aufbewahrt worden war. Hämmer, Sägen und diverse andere Werkzeuge waren dort aufbewahrt worden, aber nun waren sie alle weg.
Delko machte Fotos und versuchte sich zusammenzureimen, was alles fehlte. In den Düngerresten und Erdkrümeln an der Tür fand er mehrere Reifenspuren. Die Räder waren durch den Dünger gerollt und hatten ihn dabei weiterverstreut. Da die Reifenspuren sich mehrfach überkreuzten, mussten sie von mehreren einrädrigen Vehikeln stammen.
Schubkarren!, dachte Delko sofort.
Hinter dem Schuppen machte er noch einen interessanten Fund: Es gab mehrere Vertiefungen im Boden, und das Gras war an diesen Stellen zerdrückt und gelb. Dort hatte offenbar kürzlich noch etwas Schweres gestanden, und aus der Form der Vertiefungen zu schließen, musste es sich um mehrere Holzpaletten gehandelt haben.
Die Autos der Klinik waren konfisziert worden, aber offensichtlich standen Sinhurma noch andere Fahrzeuge zur Verfügung, denn Delko fand neben den Vertiefungen auch frische Reifenspuren. Nach der Größe, dem Profil und dem Radstand zu urteilen, gehörten sie zu einem großen Auto, vermutlich ein SUV oder ein Transporter.
Also war etwas verladen und abtransportiert worden. Etwas, wofür man Werkzeuge brauchte?, fragte Delko sich.
Der Boden um die Vertiefungen gab hierüber Aufschluss: Das verstreute Sägemehl legte nahe, dass es sich bei dem Transportgut um Bauholz gehandelt haben musste. Die Sekte baute also etwas – aber was?
Delko dachte darüber nach, als er sich auf den Rückweg zum Labor machte. Unterwegs beschloss er, noch einen kleinen Umweg zu machen, um etwas zu essen.
Horatio sah sich die DVD im Computerlabor an. Zuerst erschien das Logo der Mental Freedom Foundation auf dem Bildschirm, dann war Sun-Li Murayaki selbst zu sehen. Sie trug ein Jackett über einem flauschigen weißen Top und lehnte lässig an ihrem Schreibtisch – wahrscheinlich, um Professionalität und Wärme zugleich auszustrahlen.
»Hallo«,
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