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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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inmitten des Tsombolmoors könnt Ihr nicht einmal den Gestank eines toten Wheriots erstehen!«
    »Unsere Unterhaltung erweist sich als wirklichkeitsfremd und spitzfindig! Kommen wir zu den Tatsachen zurück. Euer Preis ist unverschämt!«
    Einen Augenblick verlor des Wirtes Miene ihre Jovialität. Wütend knurrte er: »Jeder, dem ich dieses Tier verkaufe, versucht meine Güte auszunutzen und mich zu übervorteilen.«
    Cugel fand diese Bemerkung etwas seltsam, aber da er das Gefühl hatte, der Mann ließe mit sich handeln, achtete er nicht weiter darauf und sagte: »Trotz all seiner Mängel bin ich bereit, Euch zwölf Terces für das Tier zu geben.«
    »Hand darauf!« rief der Wirt, kaum daß Cugel ausgesprochen hatte. »Ich wiederhole: Ihr werdet feststellen, daß es von unglaublicher Anhänglichkeit ist.«
    Cugel händigte dem Wirt zwölf Terces aus und stieg vorsichtig auf das Tier.
    »Möge Eure Reise bequem und sicher sein«, wünschte der Wirt ihm mit heiterer Miene.
    Cugel erwiderte mit gleicher Höflichkeit: »Möge Euer Unternehmen blühen!« Um ein möglichst gutes Bild zu machen, versuchte er das Tier in elegantem Bogen zu wenden, aber es warf sich von selbst herum und trottete mit hängendem Schädel hinaus auf den Weg.
    Eine Meile ritt Cugel angenehm dahin, auch eine zweite, und er war recht zufrieden mit seinem Kauf. »Zweifellos trottest du auf weichen Pfoten«, sagte er zu dem Tier. »Laß mal sehen, ob du dich auch zum Galopp entschließen kannst.«
    Er rüttelte am Zügel. Das Tier warf sich geradezu in die Brust, es hielt den Kopf hoch erhoben und den Schwanz wie ein Paradepferd. Nunmehr drückte Cugel ihm die Fersen in die stolzgeschwellten Flanken. »Schneller! So geschwind du kannst! Laß uns sehen, was in dir steckt!«
    Das Tier schoß mit unglaublicher Muskelkraft dahin, und der Umhang flatterte um Cugels Schultern.
    An einer Wegbiegung stand eine mächtige, düstere Eiche. Auf sie hatte das Tier es offenbar abgesehen. Es donnerte darauf zu, hielt knapp davor urplötzlich an, schnellte das Hintergestell in die Höhe – und Cugel flog in hohem Bogen über des Tieres Kopf hinweg ins Moor. Als es ihm mühsam gelang, auf den Weg zurückzustapfen, stellte er fest, daß sein Reittier quer über die Marsch, in Richtung auf den Gasthof, dahinjagte.
    »Wahrhaftig, ein anhängliches Geschöpf!« brummte Cugel. »Es hält den Annehmlichkeiten seines Stalles die absolute Treue!« Er entdeckte seine grüne Samtkappe auf dem Boden, setzte sie sich wieder auf und stapfte auf dem Weg südwärts weiter.
    Am Spätnachmittag erreichte er eine winzige Ortschaft aus etwa einem Dutzend Lehmhütten. Untersetzte Menschen mit ungewöhnlich langen Armen hausten hier, deren gekalkte Haare zu den verrücktesten Frisuren geformt waren.
    Cugel betrachtete überlegend den Stand der Sonne, dann das vor ihm liegende Gebiet, das sich mit niedrigen Büschen und Sumpflöchern bis zum Horizont erstreckte. Er durfte nicht wählerisch sein, dazu war der Abend zu nah, also schritt er zu der größten und noch am saubersten wirkenden Hütte.
    Der Herr des Hauses saß auf einer Bank vor der Tür. Er strich einem seiner Kinder Kalk ins Haar und kreierte eine Frisur, die dem Blütenkopf einer Chrysantheme ähnelte. Weitere Kinder spielten in der Nähe im Schlamm.
    »Guten Nachmittag«, grüßte Cugel. »Dürfte ich mich erkundigen, ob Ihr mir vielleicht Verpflegung und Unterkunft für die Nacht gewähren könntet, selbstverständlich gegen angemessenes Entgelt.«
    »Es wird mir eine Ehre sein«, versicherte ihm der Hausherr. »Mein ist die geräumigste Hütte von Sampsetiska, und ich bin im ganzen Dorf für meinen Wissensschatz an Anekdoten bekannt. Möchtet Ihr Euch die Räumlichkeit ansehen?«
    »Es würde mir guttun, mich eine Stunde in meinem Gemach auszuruhen, ehe ich ein heißes Bad nehme.«
    Sein Gastgeber blies die Wangen auf, wischte sich den Kalk von den Fingern und lud Cugel in die Hütte ein. Er deutete auf einen Stoß Schilfmatten an einer Wand. »Dort ist Euer Bett. Macht es Euch bequem und ruht Euch aus, solange es Euch gefällt. Was das Bad betrifft, nun, die Moorteiche und Sumpflöcher sind aufgrund ihrer Drahtwürmer und Threlkoiden nicht zu empfehlen.«
    »In diesem Fall«, entgegnete Cugel, »verzichte ich wohl lieber darauf und ergötze mich an einem guten Mahl.«
    »Mein Weib ist im Moor und sieht nach den Fallen«, erklärte der Hausherr. »Es hat keinen Sinn, an Essen zu denken, ehe wir nicht wissen, was sie

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