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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Würdest du so freundlich sein, das Licht zu löschen?«
    »Es besteht keine Eile dafür«, versicherte ihm Cugel. »Phampoun schläft friedlich, gönne ihm doch seine Ruhe. Ich möchte dir etwas zeigen, ein Geschicklichkeits-und Glücksspiel. Kennst du Zampolio?«
    Pulsifer schüttelte verneinend den Kopf, und so holte Cugel seine Karten hervor. »Paß auf! Ich gebe dir vier Karten und nehme mir selbst ebenfalls vier, deren Werte wir voreinander verbergen.« Er erklärte die Spielregeln. »Natürlich müssen wir Münzen oderGold oder etwas Ähnliches einsetzen, um das Spiel überhaupt interessant zu machen. Ich setze deshalb fünf Terces, die du halten mußt.«
    »Dort in den beiden Säcken ist Phampouns Gold, oder mit gleichem Recht mein Gold, da ich ein integrierter Teil dieses gewaltigen Körpers bin. Hol dir den Gegenwert zu deinen Terces heraus.«
    Das Spiel begann. Pulsifer gewann zu seiner Begeisterung das erste, und verlor das zweite, was ihn zu Klagerufen und Verwünschungen veranlaßte. Dann gewann er wieder und erneut, bis Cugel erklärte, daß ihm die Terces ausgegangen seien. »Du bist wahrhaftig ein geschickter Spieler«, lobte er Pulsifer. »Es macht Spaß, mit dir zu spielen. Aber ich bin derÜberzeugung, daß ich dich schlagen könnte, hätte ich den Sack Terces bei mir, den ich oben im Tempel zurückließ.«
    Aufgeblasen vor Stolz über seine Siege, lachte Pulsifer verächtlich über Cugels Prahlerei. »Ich fürchte, ich bin zu klug für dich! Hier! Nimm deine Terces, wir fangen noch einmal von vorn an.«
    »Nein, das wäre nicht fair. Ich bin zu stolz, dafür Geld von dir zu nehmen. Gestatte, daß ich dir eine Lösung zu diesem Problem vorschlage. Im Tempel oben befinden sich mein Sack voll Terces und ein Beutel mit Naschereien, die dir während des Spieles bestimmt munden würden. Laß uns diese Sachen holen, dann werden wir schon sehen, ob du noch einmal gewinnst!«
    Pulsifer lehnte sich ganz weit heraus, um Phampouns Gesicht zu begutachten.
    »Er scheint sich recht wohl zu fühlen, obgleich sein Magen vor Hunger knurrt.«
    »Er schläft tief wie bisher«, versicherte ihm Cugel. »Beeilen wir uns. Wenn er erst wach ist, verdirbt er uns das ganze Spiel.«
    Pulsifer zögerte. »Was ist mit Phampouns Gold? Wir dürfen es nicht unbewacht lassen!«
    »Nehmen wir es eben mit, dann können wir darauf aufpassen.«
    »Gut. Stell die beiden Säcke auf die Plattform.«
    Cugel tat es. »Ich bin bereit. Wie kommen wir nach oben?«
    »Du brauchst bloß auf den Knopf an der Armlehne zu drücken, aber bitte ganz vorsichtig. Es würde Phampoun vermutlich sehr erregen, erwachte er in fremder Umgebung.«
    »Nie schlief er besser!« Cugel drückte auf den Knopf. Die Plattform erzitterte, knarrte und schwebte den dunklen Schacht hoch, der sich über ihnen öffnete. Schließlich brachen sie durch die hemmende Schicht, die Cugel auf seinem Hinunterweg durchstoßen hatte. Sofort sickerte ein Schimmer scharlachfarbigen Lichtes in den Schacht, und einen Herzschlag später hielt die Plattform in gleicher Höhe mit dem Altar im Tempel Phampouns an.
    »Und nun zu meinem Sack Terces«, murmelte Cugel. »Wo, genau, habe ich ihn denn abgestellt? Ah, dort drüben, glaube ich. Schau doch! Durch das große Portal kannst du auf den Stadtplatz von Lumarth sehen. Und die Menschen dort draußen sind die Gütigen, die ihren täglichen Geschäften nachgehen. Was hältst du von all dem?«
    »Ungemein interessant, obgleich ich solch weite Sicht nicht gewöhnt bin. Fast wird mir schwindelig bei diesem Anblick. Woher kommt denn dieses grelle rote Leuchten?«
    »Das ist das Licht unserer alten Sonne, die dabei ist, im Westen unterzugehen.«
    »Es sagt mir gar nicht zu. Bitte beeil dich. Ich fühle mich mit einemmal gar nicht wohl.«
    »Ich tue mein Bestes«, versicherte ihm Cugel.
    Die tiefstehende Sonne schickte einen Lichtstrahl, der geradewegs auf den Altar fiel, durch das mächtige Portal. Cugel trat hinter den wuchtigen Sessel und riß die beiden Halbkugelschilde von Phampouns Augen, daß die milchigen Pupillen im Sonnenschein schimmerten. Einen Moment lag Phampoun noch ruhig, dann verknoteten sich seine Muskeln, die Beine zuckten, sein Rachen klaffte noch weiter, und er stieß einen gräßlichen, schrillen Schrei aus, der Pulsifer von der Zunge schnellte, daß er wie eine Fahne im Wind davon herabbaumelte. Phampoun warf sich aus dem Sessel. Er landete heftig auf dem Tempelboden und rollte, immer noch grauenvoll brüllend, darüber.

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