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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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beim Stadtfleischer aus, wo er die etwas unangenehmeren Arbeiten dieses Gewerbes ausführen mußte. Zumindest jedoch war der Lohn zufriedenstellend, und Cugel fand sich mit diesen, wie er fand, unwürdigen Aufgaben ab. So gut arbeitete er, daß man an ihn herantrat, Fleisch für ein bedeutendes religiöses Fest zuzubereiten.
    Durch ein Versehen oder Überarbeitung benutzte Cugel Fleisch von zwei heiligen Tieren für sein besonderes Ragout. Gegen Mitte des Festmahls wurde dieses Versehen entdeckt, und wieder einmal mußte Cugel aus einer Stadt flüchten.
    Nachdem er sich die ganze Nacht hinter dem Schlachthaus versteckt hatte, um dem aufgebrachten Mob zu entgehen, nahm er am frühen Morgen Reißaus über das Tsombolmoor. Die Straße beschrieb zahlreiche Bogen um Sumpflöcher und schlammigeTeiche und schwang einmal scharf ab, um den Überresten einer uralten breiten Straße zu folgen, wodurch die zurückzulegende Strecke sich nahezu verdoppelte. Ein Nordwind blies alle Wolken vom Himmel, so daß ein klarer Blick auf die Landschaft ermöglicht wurde. Cugel fand jedoch keinen Gefallen daran, um so weniger, als er in der Ferne einen Pelgran erspähte, der mit dem Wind flog.
    Im Lauf des Nachmittags ließ der Wind nach und eine unnatürliche Stille senkte sich auf das Moor. Hinter den Büschen verborgene Wasserwefkins riefen Cugel mit den süßen Stimmen unglücklicher Maiden zu: »Cugel, o Cugel! Weshalb eilst du so? Komm in meine Laube und kämme mein wunderschönes Haar!«
    Und: »Cugel, o Cugel! Wohin des Weges? Nimm mich mit, damit ich deine aufregenden Abenteuer miterleben kann!«
    Und: »Cugel, geliebter Cugel! Der Tag neigt sich seinem Ende entgegen, genau wie das Jahr. Komm, besuch mich hinter den Büschen, damit wir einander rückhaltslos trösten können!«
    Da rannte Cugel noch schneller dahin, in immer größerer Sorge, rechtzeitig Unterkunft für die Nacht zu finden.
    Als die Sonne zitternd am Rand des Tsombolmoors unterging, gelangte er zu einem kleinen Gasthof unter fünf finsteren Eichen. Dankbar kehrte er ein, bekam eine kleine Kammer, und der Wirt setzte ihm gedünstetes Gemüse, Rohrvögel am Spieß und dickes Klettenbier vor und dazu Kümmelbrot.
    Während Cugel sich daran gütlich tat, stellte sich der Wirt mit auf die Hüften gestemmten Händen vor ihn. »Eure Manieren verraten mir, daß Ihr ein vornehmer Herr seid, trotzdem überquert Ihr das Tsombolmoor zu Fuß wie ein einfacher Bauernbursche. Dieser Widerspruch verwirrt mich.«
    »Das ist leicht erklärt«, versicherte ihm Cugel. »Ich erachte mich für den einzigen ehrlichen Mann in einer Welt von Schurken und Halunken – Anwesende selbstverständlich ausgenommen. Wie kann man da zu Reichtümern kommen?«
    Der Wirt zupfte am Kinn und drehte sich um. Als er mit der Nachspeise, einem großen Stück Johannisbeerkuchen, zurückkehrte, sagte er bedächtig: »Eure Schwierigkeiten weckten mein Mitgefühl. Ich werde darüber nachdenken.«
    Der Wirt hielt sein Wort, und am Morgen, nachdem Cugel gefrühstückt hatte, nahm er ihn mit in den Stall, wo er auf ein großes hellbraunes Tier deutete, mit kräftigen Hinterbeinen, einem buschigen Schwanz und einer breiten Schnauze. Es war bereits gezäumt und gesattelt.
    »Das mindeste, was ich für Euch tun kann, um Euch den beschwerlichen Weg zu erleichtern«, erklärte der Wirt, »ist, Euch dieses Tier zu einem kaum nennenswerten Preis zu verkaufen. Gewiß, es sieht nicht gerade beeindruckend aus und ist, um ehrlich zu sein, eine Kreuzung zwischen Daunsch und Felukhar. Aber es ist leichtfüßig, frißt billigen Abfall und ist von geradezu hartnäckiger Anhänglichkeit.«
    »Alles schön und gut«, brummte Cugel. »Ich weiß Eure Güte zu schätzen, aber für eine so häßliche Kreatur ist jeder Preis, was immer er auch sein mag, zu hoch. Seht Euch doch die Geschwüre unter seinem Schwanzansatz an! Die Ekzeme auf seinem Rücken, und – oder täusche ich mich? – es hat auch nur ein Auge!«
    »Nichtigkeiten!« rief der Wirt. »Wollt Ihr ein verläßliches Reittier, das Euch über die Ebene der Stehenden Steine trägt, oder einen edlen Renner, mit dem Ihr protzen könnt? Dieses Tier, jedenfalls, bekommt Ihr für lumpige dreißig Terces.«
    Cugel wich entgeistert einen Schritt zurück. »Wenn ein untadeliges kambasesisches Wheriot schon für zwanzig zu haben ist? Guter Mann, Eure Großzügigkeit übersteigt meine Zahlungsfähigkeit.«
    Das runde Gesicht des Wirtes drückte Geduld und Wohlwollen aus. »Hier

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