Cugel der Schlaue
hörte, Ihr hättet Appetit auf gute Spralinge.«
»Das stimmt.« Soldinck blickte zu Cugels Schleier hoch und sagte in verschwörerischem Ton: »Aber es muß unter uns bleiben, das ist unerläßlich.«
»Selbstverständlich, ich verstehe vollkommen!«
Cugel und Soldinck verließen das Klubhaus. Soldinck blieb auf dem Platz davor stehen und sagte: »Ich muß gestehen, ich bin anspruchsvoll, vielleicht etwas zu sehr. Pulk hat Euch als Mann von Scharfsinn und gutem Urteilsvermögen beschrieben.«
Cugel nickte. »Nun, ich kann sagen, ich kenne mich aus.«
Nachdenklich sprach Soldinck weiter: »Ich möchte in angenehmer Umgebung speisen, wozu der Liebreiz der Gastgeberin viel beitragen kann. Sie sollte eine ansprechende, ja exquisite Erscheinung sein, weder zu füllig noch zu schlank. Ihr Bauch sollte flach sein, die Hüften stelle ich mir angenehm gerundet vor, und die Beine lang und schlank. Dann möchte ich, daß sie verhältnismäßig sauber ist und nicht nach Fisch riecht. Und es wäre keineswegs ein Fehler, hätte sie eine poetische Seele und Hang zur Romantik.«
»Hm, das ist eine besondere Klasse«, sagte Cugel scheinbar überlegend. »Da kämen Krislen, Ottleia und vor allem Terlulia in Frage.«
»Warum vergeuden wir dann kostbare Zeit? Bringt mich zu Terlulias Haus, aber mit dem Wagen, wenn Ihr die Güte hättet. Das Bier, das ich zu mir nahm, macht sich bemerkbar.«
»Alles soll geschehen, wie Ihr es wünscht, oder mein Name ist nicht Fuscule.« Cugel winkte einem Wagen. Nachdem er Soldinck hineingeholfen hatte, ging er nach vorn zum Kutscher.
»Weißt du, wo Terlulia wohnt?«
Der Kutscher drehte offenbar neugierig den Kopf, doch der Schleier verbarg seinen Gesichtsausdruck. »Selbstverständlich, Herr.«
»Bring uns dahin, aber halt ein Stück davor an.« Cugel kletterte auf den Sitz neben Soldinck. Der Kutscher trat auf ein Pedal, das mit einem Hebel verbunden war, und dieser wiederum schlug einen geschmeidigen Stock auf des Droggers Hinterteil. Das Tier trottete über den Platz. Der Kutscher lenkte es mit Hilfe eines Rades, von dem aus Stricke zu den langen schmalen Ohren des Tieres führten und daran zogen, wenn das Rad gedreht wurde.
Während sie dahinfuhren, sprach Soldinck von der Galante und was so alles während einer Reise passieren konnte. »Wurminger sind eigenwillige Burschen, das machte mir Lankwiler nur wieder allzu unangenehm klar: Er sprang auf einen Wurm und ritt mit ihm nordwärts. Cugels Benehmen ist kaum weniger ausgefallen. Er wird natürlich hier das Schiff verlassen müssen, und Ihr, so hoffe ich, übernehmt seine Pflichten – das heißt, wenn Ihr mir Euren Wurm zu einem uns beiden genehmen Preis verkauft, mein guter Junge.«
»Wir werden uns bestimmt einigen«, versicherte im Cugel. »An welchen Preis hattet Ihr gedacht?«
Hinter seinem Schleier runzelte Soldinck überlegend die Stirn. »In Saskervoy würde ein Wurm wie Eurer für sieben-bis achthundert Terces zu haben sein. Den üblichen Rabatt abgezogen kostete er, großzügig aufgerundet, sechshundert Terces.«
»Das erscheint mir etwas wenig«, entgegnete Cugel zweifelnd. »Ich hatte mit wenigstens hundert Terces mehr gerechnet.«
Soldinck griff in seinen Beutel und zählte sechs goldene Zentums auf die Hand. »Ich fürchte, das ist alles, was ich gegenwärtig bezahlen kann.«
Cugel nahm das Geld. »Der Wurm gehört Euch.«
»So mache ich gern Geschäfte«, freute sich Soldinck. »Entschlossen und mit wenig Feilschen. Fuscule, Ihr seid ein schlauer Bursche und ein guter Geschäftsmann! Ihr werdet es weit bringen.«
»Eure gute Meinung ehrt mich. Doch seht dort, das ist Terlulias Haus. Kutscher, halte an!«
Der Mann zog einen langen Hebel zurück, der Holzblöcke gegen die Beine des Droggers drückte und das Tier auf diese Weise anhielt.
Soldinck stieg aus und betrachtete die Hütte, auf die Cugel gewiesen hatte. »Dort wohnt Terlulia?«
»Richtig. Achtet auf ihr Schild.«
Zweifelnd schaute Soldinck auf das Schild, das Terlulia an der Tür angebracht hatte. »Mit roter Farbe und dem grellen Orange wirkt es keineswegs vornehm.«
»Das ist Absicht. Terlulia will damit von ihren wirklichen Werten ablenken«, erklärte Cugel. »Geht zur Tür, nehmt das Schild ab und tragt es in das Haus.«
Soldinck holte tief Atem. »So sei es! Vergeßt nicht – keinen Laut davon zu Madame Soldinck! Eigentlich wäre jetzt genau die richtige Zeit, sie zu den Paphnissischen Bädern zu bringen, falls Bunderwal bereits mit ihr zum
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