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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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jedoch die Fausthiebe keineswegs vergeben. »Ich werde großzügiger sein können, wenn er mir die fünfhundert Terces zurückgibt, die ich für seinen Wurm bezahlte. Und Ihr solltet daran denken, es war er, der mich beschuldigte, seinen Zwicker weggeworfen zu haben. So hat er sich zu entschuldigen, nicht ich!«
    »Ihr seht es immer noch nicht richtig«, warf Pulk ein. »Ihr habt die fünfhundert Terces Cugel bezahlt, nicht Fuscule!«
    »Möglich. Trotzdem bin ich dafür, daß die Sache gründlich untersucht wird.«
    Kapitän Baunt drehte sich nach den Herumstehenden um. »Mir war, als hätte ich Cugel vor einigen Minuten noch gesehen … Er scheint sich davongestohlen zu haben!«
    Tatsächlich war Cugel, als er bemerkt hatte, wie die Sache sich entwickelte, zur Galante gerannt. Madame Soldinck hatte sich in die Kabine zurückgezogen und berichtete ihren Töchtern von den haarsträubenden Ereignissen des Tages. Niemand war an Bord, der Cugel hätte aufhalten können, als er sich auf dem Schiff zu schaffen machte. Er löste die Gangway und die Halteleinen, zog den Würmern die Klappen von den Augen, füllte ihre Körbe mit dreifacher Menge Köder, raste zum Achterdeck und warf das Ruder hart herum.
    Im Klubhaus sagte Soldinck gerade: »Ich mißtraute ihm von Anfang an! Trotzdem, wer hätte sich eine solche Verworfenheit vorgestellt?«
    »Ja, obgleich man Cugel ein einnehmendes Wesen nicht absprechen kann, ist er wohl doch ein kleiner Gauner.« Das war das erste Mal, daß Bunderwal, der Ladungsaufseher, ein Wort äußerte. Auch er hatte sich inzwischen der Gruppe zugesellt.
    »Er muß nunmehr zur Rechenschaft gezogen werden«, erklärte Kapitän Baunt. »Das ist immer eine
    unangenehme Sache.«
    »Durchaus nicht unangenehm!« brummte Fuscule.
    »Es muß eine faire Anhörung sein, und je früher, desto besser«, sagte Kapitän Baunt überlegen. »Ich würde sagen, das Klubhaus ist so gut wie jeder andere Raum für unsere Gerichtssitzung geeignet.«
    »Zuerst müssen wir ihn finden«, gab Soldinck zu bedenken. »Ich frage mich, wo der Halunke sich verkrochen hat? Drofo, Ihr und Pulk schaut an Bord nach; Fuscule, Ihr im Klubhaus. Tut oder sagt nichts, was ihn mißtrauisch machen könnte, erklärt ihm lediglich, daß ich ihn gern sprechen möchte … Ja, Drofo? Worauf wartet Ihr noch?«
    Der Oberwurminger deutete zum Hafen. In seinem üblichen nachdenklichen Ton sagte er: »Seht selbst, Herr.«

Das Seufzermee r
    Die rote Morgensonne spiegelte sich im dunklen Meer. Die Würmer trieben müßig bei Halbköder da hin und mit ihnen die Galante – wie ein Schiff in einem Traum.
    Cugel schlief länger als üblich, und zwar in Soldincks weichem Bett.
    Die Mannschaft der Galante ging ruhig ihrer Arbeit nach.
    Ein Klopfen an der Kabinentür riß Cugel aus dem Schlaf. Nachdem er sich genußvoll geräkelt und gegähnt hatte, rief er mit klangvoller Stimme: »Herein!«
    Die Tür schwang auf. Tabazinth, die jüngste und vielleicht liebreizendste von Madame Soldincks Töchtern, trat ein. Hätte man Cugel jedoch nach seiner Beurteilung gefragt, so hätte er die Vorzüge einer jeden hervorgehoben.
    Tabazinth hatte einen drallen Busen und eine hübsch gerundete Kehrseite, eine erstaunlich schmale Taille, ein niedliches rundes Gesicht, von dicken schwarzen Locken umgeben, und rosige Lippen, die ständig geschürzt waren, als unterdrückte sie ein Kichern. Sie trug ein Tablett, das sie auf dem Tischchen neben dem Bett absetzte. Mit einem schüchternen Blick über die Schulter wollte sie wortlos die Kabine verlassen. Cugel hielt sie zurück.
    »Tabazinth, meine Schöne! Es ist ein herrlicher Morgen, und ich werde auf dem Achterdeck frühstücken. Du darfst Madame Soldinck sagen, sie kann nun das Steuerrad festzurren und sich ausruhen.«
    »Ich werde es ausrichten, Herr.« Tabazinth griff wieder nach dem Tablett und verließ damit die Kabine.
    Cugel stand auf, rieb sein Gesicht mit Duftwasser ein, spülte den Mund mit einem von Soldincks sorgsam ausgewählten Balsamen aus und hüllte sich in einen Morgenrock aus blaßblauer Seide. Er lauschte … Schwerfällig stapfte Madame Soldinck den Niedergang herab. Durch das innere Bullauge beobachtete Cugel, wie sie zu der Kabine schlurfte, die zuvor Oberwurminger Drofos gewesen war. Sobald sie außer Sicht verschwunden war, trat Cugel auf das Mitteldeck. Tief und genußvoll atmete er die kühle Morgenluft ein, dann kletterte er zum Achterdeck hoch.
    Ehe er sich zum Frühstücken niedersetzte, trat er

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