Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
Cugel, fernen Bergen entgegen, die einstweilen nur als Schatten hinter dem Dunst zu erkennen waren. Gegen Mittag gelangte er zu einem kleinen Bauernhof neben einem Flüßchen, in dem er dankbar seinen Durst löschte. In einem alten Obstgarten trug ein Holzapfelbaum reichlich Früchte. Er aß davon, bis er nicht mehr konnte, und füllte seinen Beutel.
    Beim Weiterwandern fiel ihm eine Steintafel mit verwitterter Inschrift auf:
    GREUELTATEN WURDEN HIER BEGANGEN
MÖGE FAUCELME BITTER LEIDEN,
BIS DIE SONNE ERLISCHT
UND NOCH DANACH!
    Eine kalte Hand schien Cugel über den Nacken zu
streichen, und er blickte verstört über die Schulter.
    Dies ist ein Ort, den man meiden sollte, sagte er sich, und eilte langen Schrittes weiter.
    Eine Stunde später kam er an einem Wald vorbei, in dem er eine achteckige Kapelle mit eingefallenem Dach entdeckte. Vorsichtig spähte Cugel hinein und stellte fest, daß die Luft schwer von dem Geruch von Vispen war. Als er hastig zurückwich, fiel ihm eine dick mit Grünspan überzogene Bronzeplatte auf. Er las:
    MÖGEN DIE GÖTTER VON GNIENNE
SICH ZUSAMMENTUN
MIT DEN TEUFELN VON GNARR
UM UNS ZU BESCHÜTZEN
VOR DEM ZORN FAUCELMES
    Cugel sog leise den Atem ein und eilte weiter. Sowohl Gegenwart wie Vergangenheit drückten schwer auf diese Gegend. Er würde sich bestimmt erst wieder wohlfühlen können, wenn er Port Perdusz erreicht hatte.
    Schneller denn zuvor folgte Cugel einem Weg gen Süden.
    Gegen Spätnachmittag erreichte er eine Gegend sanfter Hügel und feuchter Täler: die Vorläufer der Bergkette, die nun unverkennbar im Süden emporragte. Vereinzelte Ableger der Bäume höherer Gebiete waren hier zu finden: Mylax mit schwarzer Rinde und breiten rosa Blättern; Faßzypressen, dicht und undurchdringlich; blaßgraue Parmenten mit ihren baumelnden Ranken, an denen kugelige schwarze Nüsse hingen; Friedhofseichen, knorrig und wuchtig,mit krummen, weitausladenden Ästen.
    Wie am Abend zuvor, sah Cugel voll Unbehagen den Tag sich seinem Ende entgegenneigen. Als die Sonne sich den fernen Berggipfeln näherte, erreichte er eine Straße, die vermutlich eine Verbindung nach Port Perdusz war. Sie verlief in etwa parallel mit den Bergen.
    Cugel trat auf die Straße, schaute nach rechts und links, und sah erleichtert, ungefähr eine halbe Meile entfernt, einen Bauernkarren stehen, mit drei Männern vor seinem hinteren Ende. Um den Eindruck besorgter Eile zu vermeiden, verlangsamte Cugel den Schritt zu dem eines gleichmütigen Wanderers, doch die Männer am Karren schienen ihn entweder gar nicht zu bemerken oder ihn nicht zu beachten.
    Beim Näherkommen erkannte er, daß dem mit vier Mermelanten bespannten Wagen eines der hohen Hinterräder gebrochen war. Die Mermelanten täuschten Gleichmut vor und bemühten sich, nicht in die Richtung der drei Bauern zu blicken, die die Mermelanten gern als ihre Diener ansahen. Der Karren war hoch mit Reisig aus dem Wald beladen, und in jeder Ecke ragte eine dreizackige Harpune als Schutz gegen den plötzlichen Angriffsflug eines Pelgrans hoch.
    Als Cugel schon näher war, blickten die Bauern,die der Ähnlichkeit nach Brüder sein mochten, flüchtig über die Schulter, wandten sich jedoch sofort wieder finsteren Gesichts dem Rad zu, sichtlich ihren Überlegungen nachhängend.
    Cugel schlenderte auf den Karren zu. Die Bauern beobachteten ihn mit solcher Unfreundlichkeit von der Seite, daß Cugels herzliche Miene erstarrte.
    Er räusperte sich und fragte: »Nun, mit eurem Rad scheint etwas nicht zu stimmen?«
    Der älteste der Brüder antwortete säuerlich. »Nichts ›scheint‹ mit dem Rad nicht zu stimmen. Haltet Ihr uns für Dummköpfe? Es besteht kein Zweifel, daß etwas tatsächlich nicht damit stimmt. Der Haltering ging verloren, und das Zapflager fiel heraus. Es handelt sich um eine ernste Sache, also zieht Eures Weges und stört uns nicht beim Nachdenken.«
    In strengem Tadel hob Cugel einen Finger. »Man soll nie so überheblich sein! Vielleicht kann ich euch helfen.«
    »Pah! Was wißt Ihr schon von solchen Dingen?«
    Der zweite Bruder fragte: »Woher habt Ihr diesen komischen Hut?«
    Der jüngste der drei bemühte sich um schwerfälligen Humor. »Wenn Ihr die Ladung mit der Achse hochhalten könnt, während wir das Rad rollen, dann wärt Ihr eine Hilfe. Ansonsten, hebt Euch hinweg!«
    »Ihr mögt es als Witz gemeint haben, aber vielleicht kann ich wirklich etwas in dieser Hinsicht tun«, entgegnete Cugel. Er schätzte den Karren ab, der weit

Weitere Kostenlose Bücher