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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hin. Jetzt hielt sie den Türgriff fest, und plötzlich kam ihr panikartig die Gewißheit. So kalt und betäubend wie das Urteil eines Arztes, der ein inoperables Carcinom feststellt. Sie hatte die Tür geöff-jiet, aber sie würde sich nicht wieder schließen lassen. Der Hund würde in den Wagen springen und sie beide töten. Tad würde vielleicht noch einen wirren wachen Moment erleben, einen letzten, gnädigen Augenblick, in dem er es noch für einen Traum hielt, bevor Cujo ihm die Kehle durchbiß.
    Ihr Atem ging rasselnd und schnell. Er fühlte sich wie heißes Stroh an. Sie konnte jedes Körnchen Kies in der Einfahrt erkennen, aber das Denken fiel ihr schwer. Ihre Gedanken rasten wild durcheinander. Szenen aus ihrer Vergangenheit liefen im Zeitraffer vor ihr ab wie ein Film von einer Parade, in dem die Musikkapellen, die Reiter und die Tambourmajore sich immer schneller bewegten, als wollten sie von der Szene eines unheimlichen Verbrechens fliehen. Der Müllzerkleinerer, der den widerlichen grünen Dreck wieder ausspuckte und gegen die Decke schleuderte.
    Der Sturz von der hinteren Veranda, als sie fünf war und bei dem sie sich das Handgelenk brach.
    Der schreckliche Tag beim Algebra-Unterricht in der höheren Schule, als sie auf ihrem hellblauen Rock Blutflecken entdeckte und sich entsetzlich schämte. Ihre Periode hatte eingesetzt, und wie sollte sie beim Klingelzeichen aufstehen können, ohne daß jeder sah, daß Donna-Rose jetzt die Periode hatte?
    Der erste Junge, den sie mit geöffnetem Mund geküßt hatte, Dwight Sampson.
    Sie sah sich mit Tad im Arm, der eben zur Welt gekommen war. Dann nahm die Schwester ihn ihr weg, und sie wollte protestieren - Geben Sie ihn mir wieder, ich bin noch nicht mit ihm fertig, hatte sie sagen wollen, aber sie war zu schwach, und dann das gräßliche platschende Geräusch, als die Nachgeburt aus ihr herausglitt. Und sie erinnerte sich daran, daß sie damals dachte: Jetzt kotze ich sein Lebenserhaltungssystem aus. Dann war sie ohnmächtig geworden.
    Sie sah ihren Vater, der bei der Trauung heulte und sich bei der Feier betrank.
    Gesichter, Stimmen, Zimmer, Szenen, Bücher. Und sie sah das Entsetzen dieses Augenblicks, den Gedanken ICH WERDE JETZT STERBEN -
    Mit einer gewaltigen Anstrengung bekam sie sich wieder notdürftig unter Kontrolle. Sie packte den Türgriff mit beiden Händen und zog mit aller Kraft. Die Tür flog zu. Das Scharnier, das Cujo verbogen hatte, protestierte knarrend. Es gab einen lauten Knall, und Tad zuckte zusammen und murmelte etwas im Schlaf.
    Donna lehnte sich im Sitz zurück, zitterte hilflos und weinte stumm in sich hinein. Heiße Tränen kamen unter ihren Lidern hervor und liefen ihr bis zu den Ohren. Sie hatte nie in ihrem Leben solche Angst gehabt, nicht einmal nachts in ihrem Zimmer, als sie noch klein war und dachte, daß überall Spinnen seien.
    Sie konnte jetzt nicht zur Tür rennen, sagte sie sich. Das war völlig ausgeschlossen. Sie war total erledigt. Sie war fertig mit den Nerven. Sie mußte warten, auf eine bessere Gelegenheit warten …
    Aber diese Idie durfte nicht fixe werden.
    Es würde keine bessere Gelegenheit geben. Wegen Tad nicht und auch wegen Cujo nicht. Der laute Knall, als die Tür ins Schloß fiel. Wenn er vor dem Wagen gesessen hätte, wäre er losgelaufen. Vielleicht war er in der Scheune, aber auch dort mußte er den Lärm gehört haben. Gewiß trieb er sich woanders herum. Eine bessere Chance als jetzt würde es nie geben. Und wenn sie es für sich selbst nicht gewagt hätte, für Tad mußte sie es wagen.
    Alles sehr edelmütig. Aber den Ausschlag gab der Gedanke, in das dunkle Haus der Cambers zu gehen und das beruhigende Gefühl des Telefonhörers in ihrer Hand zu erleben. In Gedanken hörte sie sich schon mit einem von Sheriff Bannermans Leuten sprechen, ganz ruhig und sachlich, und dann den Hörer wieder auflegen. Sie sah sich in die Küche gehen und ein Glas kaltes Wasser trinken.
    Sie öffnete wieder die Tür und machte sich auf das knarrende Geräusch gefaßt, um dann doch zusammenzuzucken. Sie verfluchte den Hund aus tiefstem Herzen und hoffte so sehr, daß  er schon irgendwo lag, an Krämpfen gestorben und voller Fliegen.
    Sie schwang die Beine vom Sitz, die ganz steif waren und schmerzten. Sie stellte die Füße mit den Tennisschuhen in den Kies und richtete sich ganz langsam auf.
    Der Vogel sang ganz in der Nähe. Er sang drei Takte und verstummte.

    Cujo hörte, daß die Tür wieder aufging. Sein Instinkt

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