Cujo
macht…«
»Er ist ein Bürohengst.«
Aber diesmal ließ sie sich nicht aus der Ruhe bringen
»Wenn du es so sehen willst. Holly heiratete ihn, als er noch an der juristischen Fakultät von Maine in Portland studierte. Während er sein Studium in Denver fortsetzte, mußte sie die verschiedensten Jobs annehmen, damit er es schaffte. Das machen viele. Die Frauen arbeiteten, damit die Männer studieren können …«
Sie hielt nach Holly Ausschau und glaubte, den Kopf ihrer jüngeren Schwester einige Gänge weiter erkannt zu haben.
»Als Jim mit dem Studium fertig war, gingen sie jedenfalls in den Osten, und er fing bei einer Anwaltsfirma in Bridgton an. Damals verdiente er nicht viel Geld. Aber er hat sich hochgearbeitet, und jetzt ist er Junior-Partner, wie man das nennt. Und nach unseren Maßstäben verdient er wahrscheinlich eine Menge Geld.«
»Vielleicht zeigt sie ihre Kreditkarten herum, weil sie sich manchmal innerlich noch immer arm fühlt«, sagte Brett.
Wieder war sie erstaunt über sein fast unheimliches Einfühlungsvermögen. Sie fuhr ihm zärtlich durch das Haar, und ihre Wut war verflogen. »Du sagtest doch, daß du sie magst.«
»Ja, das tu ich auch. Da ist sie ja. Gleich da drüben.«
»Ich sehe sie.«
Sie gingen zu ihr hinüber. Holly hatte schon einen ganzen Arm voller Vorhangstoffe und sah sich nun nach passenden Tischdecken um.
Die Sonne war endlich hinter dem Haus verschwunden.
Ganz allmählich nahm die Backofenhitze im Wagen der Irentons ab. Ein anhaltender leichter Wind kam auf, und Tad drehte dankbar sein Gesicht in die Richtung, aus der er wehte. Er hatte sich den ganzen Tag über viel schlechter gefühlt als jetzt. Der Tag kam ihm wie ein böser Traum vor, aber er konnte sich nicht mehr an jede Einzelheit erinnern. Manchmal war er weggegangen. Er war einfach aus dem Auto gestiegen und weggegangen. Das wußte er noch. Er hatte auf einem Pferd gesessen. Er war mit dem Pferd über ein großes Feld geritten, und dort spielten Kaninchen, wie in dem Zeichentrickfilm, zu dem ihn Mommy und Daddy in das Magie Lantern Theater in Bridgton mitgenommen hatten. Am Ende des Feldes war ein Teich, und in dem Teich waren Enten. Die Enten waren lieb. Tad spielte mit ihnen. Dort war es besser als bei Mommy, denn wo Mommy war, war auch das Ungeheuer, das Ungeheuer, das aus seinem Schrank gekommen war. Aber hier bei den Enten war das Ungeheuer nicht. Hier gefiel es Tad, obwohl er irgendwie wußte, daß er nicht zu lange bleiben durfte. Vielleicht konnte er dann den Weg zum Wagen zurück nicht mehr finden.
Dann war die Sonne hinter dem Haus verschwunden. Es gab kühle Schatten, die fast so dicht waren wie Samt. Das Ungeheuer hatte nicht mehr versucht, sie zu kriegen. Der Briefträger war nicht gekommen, aber er konnte jetzt wenigstens in Ruhe schlafen. Das Schlimmste war der Durst. Noch nie im Leben hatte er sich so sehr etwas zu trinken gewünscht. Deshalb war es bei den Enten auch so schön - dort war es feucht und grün.
»Was hast du gesagt, Honey?« Mommys Gesicht beugte sich über ihn.
»Durstig«, -sagte er und quakte dabei wie ein Frosch. »Ich bin so durstig, Mommy«
»Ja, ich weiß. Mommy ist auch durstig.«
»In dem Haus ist bestimmt Wasser.«
»Honey, wir können nicht in das Haus gehen. Jetzt noch nicht. Der böse Hund liegt vor dem Auto.«
»Wo?« Tad kniete sich auf den Sitz und war erstaunt über das leichte Gefühl in seinem Kopf. Es war wie eine Welle, die sich langsam überschlug. Er stützte sich mit einer Hand auf das Armaturenbrett, und die Hand schien am Ende eines Arms zu sitzen, der eine Meile lang war. »Ich sehe ihn nicht.« Selbst seine Stimme hörte er aus weiter Ferne wie ein Echo.
»Setz dich zurück, Tad. Du …«
Sie sprach immer noch, und er merkte, daß sie ihn in’ den Sitz zurückdrückte, aber es schien alles so weit weg. Auch ihre Worte kamen wie von weit her; zwischen ihm und ihr lag Nebel, genauso wie er heute morgen über dem Hof gelegen hatte … oder gestern morgen … oder an jedem Morgen, seit sein Vater weggefahren war. Aber vor ihm lag ein heller Ort, und er verließ seine Mutter, um hinzugehen. Dort waren die Enten. Enten und ein Teich und Seerosen. Mommys Stimme war ein»fernes Rauschen. Ihr schönes großes Gesicht, das immer da war, so ruhig und dem Mond so ähnlich, der manchmal nachts in sein Fenster schaute, wenn er mal mußte … dieses Gesicht wurde grau und war nicht mehr zu erkennen. Es verschmolz mit dem grauen Nebel. Ihre Stimme war
Weitere Kostenlose Bücher