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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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abdrehte und irgendeinen unbekannten Ort anflog, und er saß hier und dachte: ES HAT MIR WIRKLICH SPASS GEMACHT, SIE ZU BUMSEN. Das ist widerlich und gemein. Es war wie der Schnitt eines stumpfen Messers. SIE ZU BUMSEN! Es war, als ob ihm jemand aus einer Wasserpistole Schwefelsäure in die Augen spritzte. Er versuchte, zusammenhängend zu denken

    (ES HAT MIR WIRKLICH SPASS GEMACHT) und schaffte es
    (SIE ZU BUMSEN) einfach nicht.

    Jetzt fiel sein Blick wieder auf die letzte Zeile, und er las sie immer wieder, als wollte er sich ihren Sinn’klarmachen. Und immer wieder kam dieses Angstgefühl auf.

    HABEN SIE IRGENDWELCHE FRAGEN?

    Ja. Er hatte plötzlich eine ganze Menge Fragen. Nur: Wollte er wirklich die Antwort wissen?
    Ein neuer Gedanke tauchte auf. Wenn Roger noch hier war? Bevor er ging, kam er meistens noch in Vics Büro. Heute, wo die Reise bevorstand, war das besonders wahrscheinlich. Der Gedanke versetzte Vic in Panik, und ihm kam eine absurde Erinnerung: Immer wenn er als Teenager im Badezimmer onaniert hatte, weil er nicht anders konnte, hatte er entsetzliche Angst gehabt, daß alle wußten, was er dort tat. Wenn Roger hereinkäme, würde er sofort wissen, daß etwas nicht stimmte. Und das wollte Vic nicht. Er stand auf und ging ans Fenster. Dir Büro lag sechs Stockwerke über dem Parkplatz. Rogers hellgelber Honda Civic war verschwunden. Er war schon nach Hause gefahren:
    Vic lauschte. Im Büro herrschte völlige Stille. Es war diese widerhallende Stille, die Büroräumen nach Dienstschluß eigen ist. Er hörte nicht einmal Mr. Steigmeyer, den alten Hausmeister, mit seinem Schlüsselbund rasseln. Er würde sich unten im Buch eintragen müssen. Er würde -
    Nun hörte er doch ein Geräusch. Zuerst konnte er es nicht identifizieren. Dann wußte er, es war ein Winseln. Der Laut eines verletzten Tieres. Er schaute immer noch aus dem Fenster, er sah die Wagen doppelt, er sah sie hinter einem Tränenschleier.
    Warum konnte er sich nicht aufregen? Warum hatte er nur diese verdammte Angst!
    Immer noch das winselnde Geräusch. Er ließ den Kopf sinken und hielt sich am Schutzgitter der Klimaanlage fest, das in Hüfthöhe unter dem Fenster entlanglief. Er umklammerte es, bis seine Finger schmerzten und das Gitter protestierend quietschte.
    Wie lange hatte er schon nicht mehr geweint? In der Nacht, als Tad geboren wurde, hatte er geweint, aber vor Erleichterung. Er hatte geweint, als sein Vater nach einem Todeskampf, der drei Tage dauerte, an einem Herzanfall starb, und diese Tränen, die er als Siebzehnjähriger vergossen hatte, waren wie die Tränen heute. Sie brannten ihm in den Augen, aber sie wollten nicht fließen. Es war kein Weinen, es war ein Bluten. Aber mit siebzehn weinte man leichter. Man blutete auch leichter. Wenn man siebzehn war, wußte man, daß man noch oft bluten und weinen würde.
    Er hörte auf zu winseln. Es war genug. Und dann brach ein leiser Schrei aus ihm hervor, ein rauher und zitternder Laut,  und er dachte: War ich das? Mein Gott, habe ich das Geräusch gemacht?
    Die Tränen flössen ihm über die Wangen. Und er gab noch einen dieser rauhen Laute von sich. Dann noch einen. Er umklammerte das Gitter und schluchzte.

    Vierzig Minuten später saß er im Deering Oaks Park. Er hatte zu Hause angerufen und Donna gesagt, daß er später kommen würde. Sie hatte wissen wollen, warum, und warum er so eigenartig sprach. Er sagte ihr, er würde vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein. Er sagte ihr, sie solle Tad ruhig schon das Essen bereiten. Er legte auf, bevor sie antworten kormte.
    Und jetzt saß er im Park.
    Seine Tränen hatten die Angst verscheucht. Was blieb, war Wut. Aber Wut war nicht das richtige Wort. Er war außer sich. Er war der Raserei nahe.
    Es war, als ob etwas ihn gestochen hatte. Er wußte, daß es gefährlich wäre, jetzt nach Hause zu fahren … gefährlich für sie alle drei.
    Es wäre so angenehm, dem Unheil ein zweites folgen zu lassen. Es wäre (er mußte es sich eingestehen) so sinnlos angenehm, ihr für diesen Betrug das Gesicht einzuschlagen.
    Er saß neben dem Ententeich. Auf der anderen Seite spielten Kinder mit fliegenden Untertassen. Es ging lebhaft zu. Er sah, daß die vier beteiligten Mädchen - und zwei von den Jungs -Roller Skates hatten. In diesem Sommer waren Roller Skates der große Hit. Ein junges Mädchen schob einen Wagen mit Gebäck, Erdnüssen und Erfrischungsgetränken vor sich her. Du Gesicht war glatt und frisch und unschuldig. Einer der

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