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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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was man hat, bescheiden muß.
    Das Wissen, daß die Chancen sich von Tag zu Tag verringern. Für eine Frau - nein, für mich - sind das entsetzliche Aussichten.
    Ehefrau sein, gut und schön. Aber du gehst zur Arbeit, und selbst wenn du zu Hause bist, beschäftigst du dich mit deiner Arbeit. Mutter sein, auch gut und schön. Aber jedes Jahr ist es ein bißchen weniger, denn jedes Jahr nimmt das Leben dir ein Stück von deinem Sohn.
    Männer … sie wissen, was sie sind. Sie haben eine Vorstellung von sich selbst. Sie kommen ihrem Ideal nie nahe, und sie zerbrechen daran, und das ist vielleicht einer der Gründe, warum so viele Männer unglücklich und vor der Zeit sterben.. Aber sie wissen,, was es bedeutet, ein Erwachsener zu sein. Dreißig, vierzig, fünfzig sind für sie feste Größen. Sie hören jenen Wind nicht, und wenn sie ihn hören, nehmen sie eine Lanze und stürmen auf ihn ein, weil sie ihn hör eine verdammte Windmühle halten, die man bekämpfen muß.
    Und was eine Frau tut - was ich tat - war, vor der Zukunft davonzulaufen; Ich hatte Angst vor der Stille im Haus, wenn Tad weg war. Weißt du, einmal - das ist verrückt - war ich in seinem Zimmer und wechselte seine Bettwäsche, und ich mußte plötzlich an meine Schulfeundinnen denken. Ich fragte mich, was sie jetzt wohl machten. Ich war wie benommen. Und plötzlich ging Tads Schranktür auf und … ich schrie und rannte aus dem Zimmer. Ich weiß nicht, warum … außer … Ja, ich weiß es. Ich dachte eine Sekunde lang, daß Joan Milliken aus Tads Schrank herauskam, und ihr Kopf war ab, und ihre Kleidung war voll Blut, und sie sagte: ›Ich bin mit neunzehn Jahren bei einem Autounfall gestorben, als ich aus Sammys Pizza kam, und das interessiert mich einen Dreck‹.«
    »Um Gottes willen, Donna«, sagte Vic.
    »Ich hatte Angst, weiter nichts. Ich hatte Angst, als ich die Nippessachen sah und daran dachte, einen Töpferkurs mitzumachen oder Yoga oder etwas Ähnliches. Und wenn man vor der Zukunft wegläuft, kann man sich nur in die Vergangenheit flüchten. Und deshalb … deshalb fing ich an, mit ihm zu flirten.«
    Sie schaute zu Boden und schlug plötzlich die Hände vor das Gesicht. Ihre Worte klangen erstickt, aber sie waren noch zu verstehen.
    »Es machte Spaß. Es war wie in College-Zeiten. Es war wie ein Traum. Ein dummer Traum. Als sei er das weiße Rauschen. Ich hörte den Wind nicht mehr. Das Flirten machte Spaß. Der Sex … war nicht gut. Ich hatte Orgasmen, aber es war nicht gut. Ich kann nicht erklären, warum es nicht gut war, außer, daß ich dich die ganze Zeit immer noch liebte und begriff, daß es nur eine Flucht war …« Sie sah ihn wieder an. Sie weinte jetzt. »Er läuft auch davon. Er hat es zu seinem Beruf gemacht. Er ist Dichter … jedenfalls bezeichnet er sich so. Was er mir gezeigt hat, habe ich nicht begriffen. Er ist ständig unterwegs und träumt davon, daß er noch im College ist und gegen den Vietnamkrieg protestiert. Er muß es gewesen sein. Und jetzt weißt du alles, was ich dir sagen kann. Eine häßliche Geschichte, aber meine eigene.«
    »Ich hätte Lust, ihn zu verprügeln«, sagte Vic. »Wenn ich ihm die Nase blutigschlagen könnte, würde ich mich wahrscheinlich besser fühlen.«
    Sie lächelte müde. »Er ist weg. Nach dem Abendessen sind Tad und ich Eis essen gegangen, weil du noch nicht zu Hause warst. Ich sagte dir doch, er ist ständig unterwegs.« . »In seinem Zettel lag wenig Poesie«, sagte Vic. Er sah sie kurz an. TSie berührte sein Gesicht, und er zuckte zusammen. Das schmerzte mehr als alles andere. Es schmerzte mehr, als sie gedacht hätte. Sofort stellte sich das Schuldgefühl wieder ein, und Angst brach über sie herein. Aber sie weinte nicht mehr. Es würde wohl lange Zeit keine Tränen mehr geben. Die Wunde und das sie begleitende Schocktrauma waren zu tief.
    »Vic«, sagte sie. »Es tut mir leid. Ich habe dir weh getan, und es tut mir leid.«
    »Wann hast du mit ihm Schluß gemacht?«
    Sie erzählte ihm von Steves letztem Besuch, aber sie verschwieg ihm, daß sie Angst vor einer Vergewaltigung gehabt hatte.
    »Dann wollte er sich mit diesem Zettel also an dir rächen.«
    Sie strich sich das Haar aus der Stirn und nickte. Sie sah blaß und elend aus. Unter den Augen hatte sie rote Flecken. »Das wollte er wohl.«
    »Laß uns nach oben gehen«, sagte er. »Es ist spät, und wir sind beide müde.«
    »Willst du mich lieben?«
    Er schüttelte langsam den Kopf. »Nicht heute.«
    »Gut.«
    Sie

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