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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gingen zur Treppe. Bevor sie hinaufstiegen, fragte Donna: »Was soll nun werden, Vic?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Muß ich funfhundertmal ›ich will es nie wieder tun‹ an die Wandtafel schreiben? Lassen wir uns scheiden? Wollen wir es nie wieder erwähnen? Was?« Sie war nicht hysterisch. Sie war nur müde, aber sie hob die Stimme auf eine Weise, die ihr nicht gefiel und die nicht beabsichtigt war. Die Schande war das Schlimmste, die Schande, erwischt worden zu sein und jetzt zu sehen, wie sehr er darunter litt. Und sie haßte ihn fast so sehr wie sich selbst, weil sie sich seinetwegen so sehr schämen mußte, denn sie konnte nichts für die Entwicklung, die zu ihrem Entschluß geführt hatte - wenn es denn überhaupt ein Entschluß gewesen war.
    «Wir müßten irgendwie darüber hinwegkommen können«, sagte er, aber sie wußte, daß seine Worte nicht für sie bestimmt waren. »Diese Sache …« Er sah sie flehentlich an. »Er war doch der einzige, nicht wahr?«
    Es war die unverzeihliche Frage, die einzige, die zu stellen er kein Recht hatte. Sie ließ ihn stehen und rannte die Treppen hoch, bevor alles aus ihr hervorbrach, die dummen Beschuldigungen und Anklagen, die das Problem nicht lösten, sondern höchstens das bißchen Ehrlichkeit, das sie gegeneinander aufgebracht hatten, wieder zerstörten.
    In dieser Nacht fanden sie beide wenig Schlaf. Und die Tatsache, daß er vergessen hatte, Joe Camber anzurufen, um ihn zu bitten, Donnas Wagen zu reparieren, war das letzte, an das Vic jetzt dachte.

    Was Joe Camber selbst anbetraf, so saß er auf einem der klapprigen Liegestühle, die auf dem ungepflegten Rasen vor Gary Perviers Haus standen. Sie saßen unter dem Sternenhimmel und tranken eine Mischung von Wodka und Martini aus Gläsern von McDonald. Glühwürmchen flimmerten in der Dunkelheit, und der schwere, süßliche Duft der Heckenkirschen, die sich an Garys Zaun hochrankten, erfüllte die Luft.
    Cujo hätte normalerweise zur großen Belustigung der Männer die Glühwürmchen gejagt und verbellt, aber heute abend lag er mit der Nase auf den Pfoten reglos zwischen ihnen. Sie glaubten, er schlief, aber sie irrten sich. Er lag nur ruhig da und spürte die Schmerzen in seinen Knochen und im Kopf. Es fiel ihm immer schwerer, sich in seinem einfachen Hundeleben die nächsten Schritte vorzunehmen. Irgend etwas stand diesem normalen Instinkt im Wege. Wenn er schlief, hatte er Träume von ungewohnter und unangenehmer Lebendigkeit. In einem dieser Träume hatte er den JUNGEN grausam angefallen, ihm die Kehle zerbissen und die Eingeweide in dampfenden Bündeln aus seinem Leib gerissen. Zuckend und jaulend war er aus diesem Traum erwacht.
    Er hatte ständig Durst, aber er mied gern seinen Wassernapf. Wenn er trank, schmeckte das Wasser wie Metallspäne. Seine Zähne schmerzten von dem Wasser, und die Schmerzen drangen ihm bis in die Augen. Und jetzt lag er im Gras und kümmerte sich weder um die Glühwürmchen noch um sonst etwas. Die Stimmen der MÄNNER waren für ihn nur ein Dröhnen, das von oben kam. In seinem Elend waren die Laute für ihn ohne jede Bedeutung.
    »Boston!« rief Gary Pervier und fing an zu gackern. »Boston! Was, zum Teufel, willst du in Boston, und wie kommst du darauf, daß ich es mir leisten könrtte mitzukommen? Bevor ich meinen nächsten Scheck bekomme, habe ich nicht mal genug, um in die nächste Kneipe zu gehen.«
    »Scheiße! Du schwimmst doch in Geld«, sagte Joe. Er war schon ziemlich betrunken. »Du brauchst nur in deiner Matratze zu wühlen.«
    »In der Matratze sind höchstens Wanzen«, sagte Gary und gackerte wieder. »Es wimmelt nur so, und das ist mir scheißegal. Wollen wir uns noch einen reinfegen?«
    Joe hielt ihm das Glas hin. Gary hatte die Zutaten gleich neben seinem Stuhl stehen. Mit der geübten, ruhigen und schweren Hand des chronischen Trinkers mixte er in der Dunkelheit die Getränke.
    »Boston«, sagte er noch einmal und reichte Joe den Drink. »Du willst also die Puppen tanzen lassen, Joey, stimmt s?« fragte er listig. Gary war der einzige Mann in Castle Rock -vielleicht in der Wejt - der ihn ungestraft Joey nennen durfte. »Mal richtig was erleben? Bisher bist du ja auch noch nicht viel weiter als Portsmouth gekommen.«
    »Ich war schon ein paarmal in Boston. Sei bloß vorsichtig, Pervier, oder ich hetze meinen Hund auf dich.«
    »Du könntest den Hund nicht mal auf einen schreienden Nigger hetzen«, sagte Gary. Er griff nach unten und fuhr

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