Cujo
Motorrad gerade einen neuen Scheinwerfer eingebaut hatte, erschien eine Veterinärbeamtin in einem Studebaker ohne Tür an der Beifahrerseite. Sie zog lange Gummihandschuhe an und schnitt ab, was vom Kopf des Hundes noch übrig war, um es zum Gesundheitsamt zu schaffen.
Cujo wirkte wesentlich lebhafter als der gelbe Hund von damals, aber im übrigen waren seine Symptome die gleichen. Noch nicht so weit fortgeschritten, dachte Gary. Um so gefährlicher. Mein Gott, ich muß mein Gewehr holen -
Er ging langsam rückwärts. »Heh, Cujo … guter Hund, guter Junge, gutes Hündchen …« Cujo stand am Rand des Rasens, den großen Kopf gesenkt, die Augen gerötet und verhangen. Er knurrte.
»Guter Junge …«
Die Worte des MANNES bedeuteten Cujo nichts. Sie waren sinnlose Geräusche, nicht anders als der Wind. Schlimmer war der Geruch, der von dem MANN ausging. Ein heißer, ranziger und stechender Geruch Es war der Geruch der Angst. Er machte ihn verrückt, er war unerträglich. Er wußte plötzlich, daß der MANN ihn krankgemacht hatte. Er tat einen Satz, und sein Knurren schwoll zu einem Wutgeheul.
Gary sah den Hund heranspringen. Er drehte sich um und rannte. Ein Biß, ein einziger Kratzer konnte den Tod bedeuten. Er rannte zur Veranda, um sich im Haus dahinter in Sicherheit zu bringen. Aber es waren zu viele Drinks gewesen, zu viele lange Wintertage am Ofen und zu viele Sommerabende im Liegestuhl. Er hörte Cujo näherkommen, und dann dieser entsetzliche Sekundenbruchteil, da er nichts mehr hörte und wußte, daß Cujo jetzt sprang.
Als er die erste zersplitterte Stufe der Veranda erreichte, trafen ihn zweihundert Pfund Bernhardiner wie eine Lokomotive, schleuderten ihn zu Boden und preßten ihm die Luft aus dem Brustkorb. Der Hund schnappte nach seinem Genick. Gary versuchte hochzukommen, aber der Hund war über ihm, und sein dichtes Bauchfell erstickte ihn fast. Mit Leichtigkeit warf der Hund ihn wieder zu Boden. Gary kreischte.
Cujo biß ihn oben in die Schulter. Seine kräftigen Kiefer schlössen sich, und die Zähne drangen tief in das Fleisch und zerrissen die Muskeln. Er knurrte immer noch. Das Blut floß in Strömen. Gary spürte, wie es an seinem mageren Oberarm herablief. Er drehte sich um und drosch mit den Fäusten auf den Hund ein. Dieser wich ein Stück zurück, und Gary konnte drei Stufen weiter nach oben kriechen. Er kroch auf Händen und Füßen. Dann war Cujo wieder da.
Gary trat nach dem Hund. Cujo wich aus, und dann sprang er Gary wieder an und schnappte und knurrte. Schaum spritzte ihm aus dem Maul, und Gary roch seinen Atem. Es war ein fauliger Gestank - ranzig und gelb. Gary ballte die rechte Faust und schlug mit letzter Kraft zu. Er traf den harten Knochen an Cujos Unterkiefer. Es war Glück. Er spürte die Wucht des Schlages bis in die Schulter, die von der tiefen Bißwunde brannte.
Cujo wich zurück.
Gary sah den Hund an. Seine schmale, unbehaarte Brust hob und senkte sich. Sein Gesicht war aschfahl. Blut quoll aus seiner zerfleischten Schulter und tropfte auf die abgeblätterten Verandastufen.
»Komm her, du Hurensohn«, sagte er. »Komm nur, komm, es ist mir scheißegal.« Er kreischte. »Hörst du mich? Es ist mir scheißegal!«
Aber Cujo wich noch ein Stück zurück.
Die Worte hatten immer noch keine Bedeutung für ihn, aber der Geruch der Angst hatte den MANN verlassen. Cujo wußte nicht, ob er noch einmal angreifen sollte. Er hatte Schmerzen, elende Schmerzen, und die Welt war ein verrücktes Durcheinander von Wahrnehmung und Eindrücken -
Gary kam zitternd wieder auf die Füße. Er quälte sich die letzten beiden Stufen hoch. Rückwärts ging er auf die Tür zu und faßte hinter sich nach dem Türgriff. Seine Schulter fühlte sich an, als hätte man ihm reines Benzin unter die Haut gegossen. Seine Gedanken rasten. Tollwut! Ich habe Tollwut!
Egal. Eins nach dem ändern. Seine Schrotflinte stand im Flurschrank. Gott sein Dank waren Charity und Brett Camber nicht auf dem Hügel dort drüben. Hier war Gottes Gnade am Werk.
Er fand den Türgriff und zog die Tür auf. Er ließ Cujo nicht aus den Augen, bis er im Haus war und die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er empfand große Erleichterung. Seine Beine waren wie Gummi. Die Welt verschwamm vor seinen Augen. Er biß sich auf die Zunge, um wach zu werden. Er durfte jetzt nicht wie ein Mädchen in Ohnmacht fallen. Wenn er wollte, konnte er das tun, wenn er den Hund erledigt hatte. Mein Gott, das war knapp. Er hatte schon
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