Cujo
stehen. Die Augen traten ihm fast aus dem Kopf. Im Kücheneingang lag ein Haufen Hundedreck … und er sah an der Größe des Haufens, welcher Hund hier gewesen war.
»Cujo«, flüsterte er. »Oh, mein Gott, Cujo ist tollwütig geworden!«
Er glaubte, hinter sich ein Geräusch zu hören, und fuhr herum. Die Haare standen ihm zu Berge. Nur Gary lag im Flur, derselbe Gary, der gestern abend noch behauptet hatte, Joe könnte Cujo nicht einmal auf einen schreienden Nigger hetzen, Gary, dessen Kehle jetzt ein Jdaffendes, blutiges Loch war.
Er durfte nicht das geringste Risiko eingehen. Er rannte durch den Hur zurück, rutschte in Garys Blut aus und hinterließ eine lange Spur. Wieder stöhnte er auf, aber als er die schwere Innentür geschlossen hatte, fühlte er sich ein wenig besser.
Er ging in die Küche zurück, wobei er um Garys Leiche einen weiten Bogen machte, und schaute hinein, bereit, sofort die Tür zuzuschlagen, falls Cujo dort sein sollte. Wieder dachte er daran, wie tröstlich es wäre, jetzt eine Schrotflinte im Arm zu halten.
Die Küche war leer. Nur die Vorhänge bewegten sich im trägen Windhauch, der durch die geöffneten Fenster hereinzog. Es roch nach leeren Wodkaflaschen. Ein ekelhafter Geruch, aber immer noch besser als dieser … dieser andere Geruch. Auf das verblichene gewölbte Linoleum zeichneten die Sonnenstrahlen regelmäßige Muster. Das früher weiße, jetzt von dem Fett mancher Junggesellenmahlzeit verunreinigte Telefon hing nach wie vor an der Wand, wenn das Gehäuse auch einen Sprung hatte, den Gary im Suff verursacht haben mochte.
Joe ging hinein und zog die Tür fest hinter sich zu. Er ging an die beiden geöffneten Fenster, aber er sah auf dem ungepflegten Hof nur die rostenden Leichen der beiden Wagen, die Gary vor dem Chrysler gehabt hatte. Vorsichtshalber schloß er die Fenster.
In der Küche war es drückend heiß, und er triefte vor Schweiß, als er an das Telefon trat. Das Telefonbuch hing an einer Hanfschlinge daneben. Das Loch für die Schlinge hatte Gary vor ungefähr einem Jahr mit Joes Stanzbohrer gemacht. Er war stockbesoffen gewesen und hatte lauthals verkündet, das sei ihm scheißegal.
Joe hob das Buch an und ließ es wieder fallen. Das Buch klatschte gegen die Wand. Seine Hände waren wie Blei. Im Mund hatte er noch den sauren Geschmack des Erbrochenen. Er nahm das Buch wieder hoch und öffnete es so ruckartig, daß fast der Einband abriß. Er hätte die Null oder 555-1212 wählen können, aber in seinem Zustand dachte er nicht daran.
Sein hastiger pfeifender Atem, sein Herzklopfen und das Rascheln der Seiten überdeckten ein schwaches Geräusch hinter ihm: das leise Knarren der Kellertür, als Cujo sie mit der Nase auf stieß.
Nachdem er Garry Pervier getötet hatte, war er in den Keller gelaufen. Das Licht in der Küche war ihm zu hell gewesen, hatte ihn zu” stark geblendet, und sein Gehirn, das sich langsam zersetzte, hatte die Schmerzen nicht ertragen. Die Kellertür war nur angelehnt gewesen, und er war unbeholfen die Stufen hinuntergelaufen, in die wohltuende kühle Dunkelheit hinein. Neben Garys altem Schuhschrank war er eingeschlafen, und der Luftzug vom offenen Fenster her hatte die Tür zugeweht, war aber nicht stark genug gewesen, sie ins Schloß fallen zu lassen.
Joes Stöhnen, die würgenden Geräusche, als er sich erbrach, das Poltern und Stampfen, als Joe durch den Flur rannte, um die Vordertür zu schließen, hatten ihn geweckt und mit ihm seine Schmerzen und seine dumpfe quälende Wut. Jetzt stand er hinter Joe in der Kellertür. Er hielt den Kopf gesenkt. Seine Augen waren fast scharlachrot. Sein gelbbraunes Fell war von geronnenem Blut und angetrocknetem Schlamm verklebt. Schaum lief ihm aus dem Maul, und er zeigte ständig die Zähne, weil seine Zunge angeschwollen war.
Joe hatte die Sektion Castle Rock gefunden und suchte unter C. Zitternd fuhren seine Finger über die Seite, bis er weiter unten die Behördennummern fand. Dort stand auch die des Sheriffs.
Er streckte einen Finger aus und wollte wählen. In diesem Augenblick fing Cujo an zu knurren.
Joe Camber war wie gelähmt. Das Telefonbuch glitt ihm aus den Fingern und schlug wieder gegen die Wand. Er drehte sich ganz langsam nach dem Geräusch um. Cujo stand in der Kellertür.
»Guter Hund«, flüsterte er heiser, und Speichel floß ihm über das Kinn.
Er konnte sein Wasser nicht mehr halten, und der scharfe Ammoniakgeruch traf Cujos Nase wie ein Schlag. Er-sprang. Joe warf
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