Cujo
sich zur Seite. Seine Beine fühlten sich an wie Stelzen. Der Hund prallte so hart gegen die Wand, daß der Putz in einer weißen, Wolke aus der Tapete stob. Der Hund knurrte nicht mehr. Er gab mahlende Laute von sich, Laute, die schrecklicher waren als jedes Bellen.
Joe ging rückwärts zur Hintertür. Seine Füße stießen gegen einen Küchenstuhl, und er riß die Arme hoch. Cujo ließ ihm keine-Zeit, das Gleichgewicht wiederzugewinnen. Er stürzte sich auf ihn, eine blutbesudelte Mordmaschine, und der Schaum flog ihm aus dem Maul nach hinten. Er verströmte grünen Modergestank.
»Oh, man Gott, laß mich los!« kreischte Joe Camber.
Er dachte an Gary. Schützend hielt er sich eine Hand vor die Kehle und versuchte, mit der anderen Cujo abzuwehren. Cujo ließ kurz von ihm ab, das Maul wie zu einem humorlosen Grinsen verzerrt. Er fletschte die spitzen gelben Zähne. Dann griff er wieder an.
Diesmal schnappte er nach Joe Cambers Hoden.
»Heh, Junge, gehst du mit mir einkaufen und anschließend bei Mario essen?«
Tad stand auf. »O, ja. Gern.«
»Dann komm.«
Sie hatte ihre Tasche über die Schulter gehängt und trug Jeans und ein verblichenes blaues Hemd. Tad fand, daß sie sehr hübsch aussah. Er war erleichtert, daß er bei ihr keine Spuren von Tränen sah, denn wenn sie weinte, mußte er auch weinen. Er wußte, daß nur Babys so etwas tun, aber er konnte nichts dafür.
Er war noch auf dem Weg zum Wagen, als sie schon hinter das Steuer glitt, und ihm fiel plötzlich ein, daß der Wagen einen Defekt hatte.
»Mommy?«
»Was ist denn? Steig ein.«
Aber er hielt sich ängstlich zurück. »Wenn das Auto nun stehenbleibt?«
»Stehenbleibt?« Sie sah ihn erstaunt an, und dann merkte er an ihrem bösen Gesichtsausdruck, daß sie völlig vergessen hatte, daß mit dem Wagen etwas nicht stimmte. Er hatte sie daran erinnert, und jetzt war sie wieder unglücklich. War” das Auto nun schuld oder er? Er wußte es nicht, aber ein Schuldgefühl hatte er so oder so. Dann hellte sich ihr Gesicht auf, und sie lächelte das schiefe kleine Lächeln, das speziell für ihn reserviert war. Er fühlte sich besser.
»Wir fahren ja nur in die Stadt, Tadder. Wenn Moms alter blauer Schlitten den Geist aufgibt, müssen wir eben zwei Dollar riskieren und mit Castle Rocks einzigem Taxi wieder nach Ha’use fahren. Okay?«
»Okay«, sagte Tad. Er stieg ein und schaffte es sogar, die Tür zu schließen. Sie beobachtete ihn dabei genau, bereit, sofort einzugreifen. Tad nahm an, daß sie an das letzte Weihnachtsfest dachte. Da hatte er sich nämlich mit der Tür den Fuß eingeklemmt und mußte einen Monat lang eine Bandage tragen. Aber damals war er noch ein Baby gewesen, und jetzt war er vier Jahre alt. Jetzt war er ein großer Junge. Das mußte stimmen, denn das hatte sein Daddy ihm gesagt. Er lächelte seine Mutter an, um ihr zu zeigen, wie leicht er mit der Tür fertiggeworden war, und sie lächelte zurück.
»Ist sie auch fest zu?«
»Fest«, sagte Tad, und sie öffnete die Tür und schlug sie noch einmal zu, denn Mommys glauben einem nie, außer man erzählt ihnen etwas Schlechtes. Zum Beispiel, daß man die Zuckertüte runtergeworfen hat, weil man die Erdnußbutter haben wollte. Oder daß man ein Fenster eingeworfen hat, weü man einen Stein über die Garage schleudern wollte.
»Schnall dich an«, sagte sie. »Wenn das Nadelventil, oder was es auch ist, nicht funktioniert, fängt der Wagen schrecklich an zu bocken.«
Ein wenig ängstlich legte er sein Geschirr an und befestigte den Sitzgurt. Er hoffte, daß sie keinen Unfall haben würden wie bei seinen Spielen mit den Autos. Aber noch viel mehr hoffte er, daß Mom nicht wieder weinte.
»Landeklappen?« fragte sie und rückte eine unsichtbare Schutzbrille zurecht.
»Landeklappen klar«, sagte er grinsend. Dieses Spiel hatten sie schon oft gespielt.
»Startbahn frei?«
»Frei.«
»Wir starten.« Sie drehte den Zündschlüssel um und fuhr rückwärts die Auffahrt hinunter. Wenig später waren sie auf/ dem Weg in die Stadt.
Nach etwa einer Meile waren sie beide beruhigt. Bis dahin hatte Donna ganz steif am Steuer gesessen, und Tad war es auf dem Beifahrersitz nicht anders ergangen. Aber der Wagen lief so glatt, als sei er erst gestern vom Band gerollt.
Sie gingen zum Agway Market, und Donna kaufte für vierzig Dollar Lebensmittel. Die würden reichen, bis Vic in zehn Tagen wieder da war. Tad wollte unbedingt eine Packung Twinkles haben, und er hätte auch noch Cocoa
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