Cujo
Freßmaschine, wie Joe vorausgesagt hatte), nahm er wie selbstverständlich seinen Platz in der Familie ein. Er war einer von den wirklich guten Hunden.
Er war bald völlig stubenrein geworden … und nun dies. Joe drehte sich um, steckte die Hände in die Taschen und machte ein finsteres Gesicht. Nirgends eine Spur von Cujo.
Er ging auf den Hof und pfiff ein drittes Mal. Der verdammte Köter war vielleicht unten am Bach und kühlte sich ab. Das konnte Joe ihm nicht verdenken. Es mußte fast dreißig Grad im Schatten sein. Aber der Hund mußte bald zurückkommen, und dann würde er ihn mit der Nase reinstecken. Es sollte ihm leid tun, wenn Cujo es nur getan hatte, weil er seine Leute ver-mißte, aber so etwas durfte man einem Hund nicht durchgehen lassen.
Plötzlich mußte er an etwas denken. Joe schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Wer sollte Cujo füttern, während er mit Gary in Boston war? Vielleicht konnte er den alten Schweinetrog hinter der Scheune mit Gaines Meal füllen - sie hatten ungefähr eine Tonne von dem Zeug im Keller stehen - aber es würde weich werden, wenn es regnete. Und wenn er es ins Haus oder in die Scheune stellte, könnte Cujo auf den Gedanken kommen, wieder auf den Fußboden zu scheißen. Außerdem war Cujo ein Vielfraß. Er würde am ersten Tag die Hälfte, am nächsten die andere Hälfte fressen und dann hungern, bis Joe zurück war.
»Scheiße«, murmelte er.
Der Hund kam nicht. Wahrscheinlich ahnte er, daß Joe die Scheiße gefunden hatte, und schämte sich jetzt. Cujo war ein intelligenter Hund, und solche Dinge zu wissen oder zu erraten, überstieg gewiß nicht seine geistigen Fähigkeiten.
Joe nahm eine Schaufel und räumte den Dreck fort. Er goß ein wenig von dem Reinigungsmittel, das immer bereitstand, auf die Stelle und wischte den Rest auf. Dann holte er Wasser von dem Hahn an der hinteren Werkstattwand und kippte es über den Fußboden.
Als er damit fertig war, holte er das Notizbuch aus der Tasche, in dem er über seine Arbeiten Buch führte. Richies International Harvester war erledigt - der neue Kran war wirklich eine Hilfe, wenn er einen Motor rausreißen mußte. Das Getriebe hatte er ohne Schwierigkeiten zurückstellen können. Der .Lehrer hatte Verständnis gezeigt, ganz wie Joe erwartet hatte. Bei einem halben Dutzend weiterer Aufträge handelte es sich um Kleinigkeiten.
Er ging ins Haus (in der Werkstatt hatte er keinen Apparat installieren’lassen. Er hatte Charity gesägt, das sei zu teuer) und rief ein paar Leute an, um ihnen zu sagen, daß er geschäftlich für einige Tage verreisen müsse. Die meisten Arbeiten würde er schaffen, bevor die Kunden ungeduldig wurden, iund wenn der eine oder andere seinen neuen Keilriemen oder Kühlschlauch unbedingt sofort haben mußte, konnte er ihm gestohlen bleiben.
Nachdem die Gespräche abgehakt wären, ging er wieder zur Scheune hinaus. Er mußte nur noch einen Motor einbauen, bei dem er die Kolbenringe ausgewechselt hatte, und einen Ölwechsel machen. Der Besitzer wollte den Wagen gegen Mittag abholen. Joe machte sich an die Arbeit. Wie ruhig es hier war ohne Charity und Brett… und ohne Cujo. Normalerweise lag der große Bernhardiner hechelnd im Schatten am Eingang und schaute Joe bei der Arbeit zu. Manchmal sprach Joe dann mit ihm, und es sah immer so aus, als hörte Cujo aufmerksam zu.
Man hat mich verlassen, dachte er fast beleidigt. Alle drei hatten ihn verlassen. Er schaute zu der Stelle hinüber, die Cujo verunreinigt hatte, und schüttelte angewidert den Kopf. Wieder dachte er an das Fütterungsproblem und kam zu keinem Ergebnis. Er nahm sich vor, nachher den alten Pervier anzurufen. Vielleicht wußte er Rat. Vielleicht konnte ein Kind aus der Nachbarschaft den Hund ein paar Tage füttern.
Er nickte vor sich hin und stellte das Radio laut. Bevor die Baseballergebnisse durchgegeben wurden, hörte er kaum hin, aber er hatte Gesellschaft. Wo doch alle weg waren. Er arbeitete. Und als das Telefon im Haus ein dutzendmal klingelte, hörte er es nicht.
Tad Trenton saß am späten Vormittag in seinem Zimmer und spielte mit seinen Autos. In den vier Jahren seines Lebens hatten sich bei ihm über dreißig Stück angesammelt, von den Plastikautos für neunundsiebzig Cents, die sein Vatef ihm manchmal aus der Drogerie in Bridgton mitbrachte, wo er am Mittwochabend immer das Nachrichtenmagazin Time kaufte, bis zum Prunkstück seiner Sammlung, einer großen gelben Tonka Planierraupe, die ihm. bis an die
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