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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erschießen, unbedacht loskicherte, fing Tad ganz elend an zu weinen und rannte in das Wohnzimmer. Er mußte seiner Mutter sagen, daß Debbie vielleicht nicht stark genug war, das Ungeheuer im Schrank festzuhalten - daß es vielleicht herauskam, wenn es dunkel wurde und seine Mutter noch nicht zu Hause war. Es war vielleicht der Mann in dem schwarzen Regenmantel oder das wilde Tier.
    Donna ging hinter ihm her. Es tat ihr leid, daß sie gelacht hatte. Wie hatte sie nur so verständnislos sein können? Der Vater des Jungen war nicht da, und das war schlimm genug. Er wollte seine Mutter nicht einmal eine Stunde lang aus den Augen lassen. Und … 
    Ist es nicht möglich, daß er ahnt, was zwischen Vic und mir vorgeht? Hat er vielleicht sogar etwas gehört?
    Nein, das glaubte sie nicht. Das konnte sie nicht glauben. Es war nur der veränderte Tagesablauf.
    Die Tür zum Wohnzimmer war geschlossen. Sie griff nach dem Knopf, zögerte und klopfte leise an. Sie bekam keine Antwort. Sie klopfte noch einmal, und als sich immer noch nichts regte, trat sie vorsichtig ein. Tad lag mit dem Gesicht nach unten auf der Couch und hatte sich eines der hinteren Kissen über den Kopf gelegt. Dies Verhalten legte er gewöhnlich nur bei größeren Unglücksfällen an den Tag.
    »Tad?«
    Keine Antwort.
    »Es tut mir leid, daß ich gelacht habe.«
    Sein Gesicht lugte unter einer Ecke des dicken taubengrauen Sofakissens hervor. Er hatte Tränen im Gesicht. »Bitte, darf ich nicht mitkommen?« fragte er. »Laß mich nicht bei Debbie bleiben, Mom.« Große Schauspielkunst, dachte sie. Große Schauspielkunst und ein krasser Fall von Nötigung. Das erkannte sie (oder glaubte sie zu erkennen), aber es war ihr unmöglich, streng mit ihm zu sein … teüs, weil sie selbst schon-wieder den Tränen nahe war. In letzter Zeit schien immer irgendwo über dem Horizont ein Wolkenbruch zu drohen.
    »Honey, du weißt doch, was mit dem Wagen war, als wir nach Hause fuhren. Mitten in der Galoschengegend könnte er plötzlich stehenbleiben, und wir würden ein Haus suchen müssen, um telefonieren zu können. Wir würden vielleicht sehr weit laufen müssen …«
    »Ich kann gut laufen.«
    »Ich weiß. Aber du könntest Angst bekommen.«
    Tad dachte an das Ding im Schrank und brüllte plötzlich so laut er konnte: »Ich werde keine Angst bekommen!« Seine Hand« war automatisch zur Tasche gezuckt, in der er die Worte an die Ungeheuer aufbewahrte.
    »Schrei bitte nicht so laut. Das hört sich häßlich an.«
    Er senkte die Stimme. »Ich werde keine Angst bekommen. Ich will nur mit dir gehen.«
    Sie sah ihn ratlos an. Sie wußte, daß sie eigentlich Debbie Gehringer anrufen müßte. Sie fand, daß ihr vierjähriger Sohn sie schamlos manipulierte. Und wenn sie nachgab, tat sie es aus den falschen Gründen. Es ist wie eine Kettenreaktion, dachte sie hilflos, die nirgends aufhört, und es wirft Probleme auf, von deren Existenz ich nicht einmal etwas ahnte. O, Gott, ich wünschte, ich wäre in Tahiti.
    Sie öffnete den Mund, um ihm ganz klar und ein für allemal zu sagen, daß sie Debbie Gehringer anrufen würde und daß die beiden Popcof n machen könnten, wenn er artig sei, und daß er andernfalls gleich nach dem Abendessen ins Bett müsse, und damit basta. Statt dessen sagte sie: »Okay, du kannst mitkommen. Aber wenn unser Auto es nicht schafft, müssen wir ein Haus suchen, damit wir anrufen und das Stadttaxi bestellen können. Und wenn wir gehen müssen, will ich keine Quengelei von dir hören, Tad Trenton.«
    »Nein, ich werde nicht…«
    »Laß mich ausreden. Ich will nicht, daß du quengelst, und du brauchst mich auch nicht zu bitten, dich auf den Arm zu nehmen, denn das werde ich nicht tun. Haben wir uns verstanden?«
    »Ja! Ja, natürlich.« Tad sprang vom Sofa und hatte allen Kummer vergessen.
    »Fahren wir gleich?«
    »Ja. Das heißt… weißt du was? Ich mache uns ein paar Schnitten. Und in der Thermosflasche nehmen wir Milch mit.«
    »Falls wir die ganze Nacht’ wegbleiben?« Tad war plötzlich wieder mißtrauisch.
    »Nein, Honey.« Sie lächelte und drückte ihn an sich. »Aber ich habe Mr. Camber immer noch nicht am Telefon erreichen können. Daddy meint, das sei, weil er in der Werkstatt kein Telefon hat. Darum weiß er nicht, daß ich angerufen habe, und seine Frau und sein Sohn sind vielleicht nicht zu Hause. Deshalb …«
    »Er müßte aber in der Werkstatt ein Telefon haben«, sagte Tad. »Das ist dumm von ihm.«
    »Sag ihm das lieber nicht«,

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