Cujo
sagte Donna rasch, und Tad schüttelte eifrig den Kopf. »Und wenn nun keiner da ist, könnten wir im Auto eine Kleinigkeit essen. Oder wir könnten uns auch auf seine Treppe setzen und warten, bis er wieder da ist.«
Tad klatschte in die Hände. »Prima! Prima! Darf ich meine Snoopy-Frühstücksdose mitnehmen?«
»Natürlich«, sagte Donna, die ihm kaum noch etwas abschlagen konnte.
Sie fand verschiedene Süßigkeiten im Küchenschrank (Donna waren sie allesamt ein Greuel, aber Tad war ganz wild darauf). Sie wickelte ein paar Oliven und einige Gurkenscheiben in Folie und füllte Tads Thermosflasche mit Milch. Vics große Thermosflasche, die er immer auf seine Campingaus-füge mitnahm, füllte sie nur halb.
Aus irgendeinem Grund beunruhigte sie der Anblick der Lebensmittel.
Sie schaute zum Telefon hinüber und überlegte, ob sie Joe Cambers Nummer noch einmal wählen sollte. Aber das schien ihr wenig sinnvoll, denn sie würden ja so oder so zu seiner Werkstatt fahren. Dann dachte sie daran, Tad zu fragen, ob sie nicht doch lieber Debbie Gehringer anrufen sollte, aber sie verwarf den Gedanken sofort - in dieser Angelegenheit hatte Tad sich völlig unmißverständlich geäußert.
Donna hätte nicht sagen können, warum, aber sie hatte plötzlich ein ungutes Gefühl. Sie sah sich in der Küche um, als erwartete sie hier Aufschluß über den Grund ihrer Unruhe. Sie bekam keinen.
»Gehen wir, Mom?«
»Ja«, sagte sie zerstreut. Neben dem Kühlschrank hing ein Notizblock an der Wand. Sie kritzelte eine Nachricht darauf:
Tad & ich bringen den Wagen in J. .Cambers Werkstatt. Sind bald zurück.
»Fertig, Tad?«
»Klar.« Er grinste. »Für wen schreibst du da was auf, Mom?«
»Oh, vielleicht kommt Joanie vorbei, um die Himbeeren zu bringen«, sagte sie vage. »Oder vielleicht Alison MacKenzie. Sie wollte mir ein paar Sachen von Amway und Avon zeigen.«
»Ach so.«
Donna fuhr ihm durch das Haar, und sie gingen zusammen nach draußen. Die Hitze traf sie wie ein Wattehammer. Wahrscheinlich läßt sich die Scheißkarre gar nicht mehr starten, dachte sie.
Sie ließ sich starten.
Es war fünfzehn Uhr fünfundvierzig.
Sie fuhren auf der Route 117 nach Osten, um die Maple Sugar Road zu erreichen, die etwa fünf Meilen außerhalb der Stadt lag. Der kleine Wagen benahm sich mustergültig, und wenn das Stottern und Rucken nach der Einkaufsfahrt nicht gewesen wäre, hätte Donna nicht gewußt, warum sie sich so aufgeregt hatte. Aber es hatte diesen Ärger gegeben, Und deshalb saß sie auch jetzt wieder ganz steif hinter dem Lenkrad und fuhr nicht schneller als sechzig. Wenn ein Wagen hinter ihr auftauchte, fuhr sie ganz scharf rechts, und auf der Straße herrschte dichter Verkehr. Der sommerliche Touristen-und Urlauberstrom hatte eingesetzt. Der Wagen hatte keine Klimaanlage. Deshalb fuhren sie mit geöffneten Fenstern.
Ein Continental mit New Yorker Kennzeichen, der einen riesigen Campingwagen zog, überholte sie in einer unübersichtlichen Kurve, und der Fahrer hupte wie wild. Die Frau des Fahrers, ein fettes Weib mit dunkler Sonnenbrille, schaute Donna und Tad mit arroganter Verachtung an.
»Leck mich am Arsch!« brüllte Donna und schnitt ihr eine Fratze. Die fette Dame wandte sich ganz schnell ab. Tad sah seine Mutter ein wenig nervös an, aber Donna lächelte. »Alles in Ordnung, Tad. Wir haben nichts falsch gemacht. Das waren Idioten von außerhalb.«
»Oh«, sagte Tad, der nicht so recht überzeugt war.
Hört, hört, dachte sie. Der große Yankee. Vic wäre stolz.
Sie mußte über sich selbst lachen, denn wer von außerhalb nach Maine zugezogen war, galt bis an sein Lebensende als einer von außerhalb, und auf seinem Grabstein stand dann etwa dies: HARRY JONES, CASTLE CORNERS, MAINE (Ursprünglich aus Omaha, Nebraska).
Die meisten Touristen waren auf dem Weg zur 302, von der sie in östlicher Richtung nach Naples abbiegen konnten oder in westlicher nach Bridgton, Fryeburg und North Conway, New Hampshire, mit seinen Berghängen, verbilligten Vergnügungsparks und steuerfreien Restaurants. Zur 302 wollten Donna und Tad nicht.
Von ihrem Haus aus hatten sie Ausblick auf einen guten Teil von Castle Rock und auf den wunderschönen öffentlichen Park, aber kaum fünf Meilen von ihrer Haustür entfernt reichte der Wald von beiden Seiten bis an die Straße heran. Gelegentlich trat er ein wenig zurück, und sie sahen ein Grundstück mit einem Haus oder einem Campingwagen darauf. Je weiter sie hinausfuhren, um so
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