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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hing ein Paket, auf dem sie im Vorbeifahren deutlich den Absender lesen konnte: J. C. Whitney & Co.
    Diese Information registrierte ihr Gehirn direkt, aber ihre unmittelbare Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, den Wagen in die Einfahrt hineinzubugsieren. Da kann er ruhig stehenbleiben, dachte sie. Dann muß er ihn gleich reparieren, damit die Einfahrt frei wird.
    Die Einfahrt lag ein wenig hinter dem Haus. Wenn hier ein Anstieg gewesen wäre, wie bei den Trentons, hätte der Wagen es nicht mehr geschafft. Aber nach einer kurzen Steigung verlief der Weg entweder eben oder leicht abfallend bis zu der großen Scheune.
    Donna nahm den Gang raus, und der Wagen kam vor den großen, halb geöffneten Schiebetoren der Scheune zum Stehen. Als sie den Fuß vom Gas nahm, um auf die Bremse zu treten, ging noch einmal ein schwacher Ruck durch den Motor. Das Licht zuckte wie langsamer Pulsschlag und leuchtete dann hell auf. Der Wagen stand.
    lad sah Donna an.
    Sie grinste. »Tad, alter Junge«, sagte sie, »wir sind da.«
    »Ja«, sagte er. »Aber ist auch jemand zu Hause?«
    Neben der Scheune parkte ein grüner Lieferwagen. Der gehörte Camber. Es war nicht etwa der Wagen eines Kunden. Aber in der Werkstatt brannte kein Licht. Sie verrenkte sich den Hals, um zu sehen, ob auch im Haus keines brannte. Außerdem hatte ein Paket am Briefkasten gehangen.
    Der Absender des Pakets hatte J. C. Whitney & Co gelautet. Sie kannte die Firma. Ihr Bruder hatte als Teenager immer den Katalog mit der Post bekommen. Sie handelte mit Autoersatzteilen und Zubehör. Es war die natürlichste Sache der Welt, daß Joe Camber von J. C. Whitney ein Paket bekam. Aber wenn er hier wäre, hätte er es doch bestimmt schon geholt.
    Niemand zu Hause, dachte sie mutlos und empfand Vic gegenüber eine leichte Verärgerung. Er ist immer zu Hause, natürlkh, wenn er könnte, würde er in seiner Werkstatt Wurzeln schlagen, natürlich ist er zu Hause, außer wenn ich ihn brauche.
    »Na, wir sehen mal nach«, sagte sie und öffnete die Tür.
    »Ich kriege meinen Gurt nicht auf«, sagte Tad und fummelte vergebens an der Auslösung.
    »Okay, fang nicht gleich an zu toben, Tad. Ich komme herum und helfe dir.«
    Sie stieg aus, schlug die Tür zu und wollte um den Motor herum an die andere Seite gehen, um Tad aus seinem Geschirr zu helfen. Falls Camber hier war, würde er wohl inzwischen herauskommen, um zu sehen, wer ihn besuchte. Irgendwie gefiel es ihr nicht, daß sie unangemeldet hier aufgetaucht war. Wahrscheinlich war es albern, aber seit der häßlichen und beängstigenden Szene mit Steve Kemp in ihrer Küche hatte sie immer klarer erkannt, was es hieß, als Frau schutzlos zu sein. Nicht einmal als Sechzehnjährige, als ihre Eltern ihr zum ersten Mal erlaubten, sich mit einem Jungen zu treffen, hatte sie das so deutlich empfunden.
    Sofort fiel ihr die Stille auf. Es war heiß und so ruhig, daß sie nervös wurde. Es gab natürlich Geräusche, aber selbst nach einigen Jahren in Castle Rock hatten sich ihre Ohren bestenfalls von »Großstadtohren« in »Kleinstadtohren« verwandelt. Sie waren durchaus keine »Landohren« … und hier war sie wirklich auf dem Lande.
    Sie hörte Vögel zwitschern, und von den Feldern her, die sich über den Hügel erstreckten, den sie eben hinaufgefahren waren, hörte sie den rauheren Gesang einer Krähe. Ein leiser Windhauch bewegte die Luft, und das Laub der Eichen an der Einfahrt warf unruhige Schattenmuster auf den Sand. Aber kein einziger Automotor war zu hören. Nicht einmal das ferne Brummen eines Traktors oder einer Ballenpreßmaschine. Großstadtohren und Kleinstadtohren sind mehr auf von Menschen verursachte Geräusche eingestellt; die Laute der Natur werden durch ein Netz selektiver Wahrnehmung ausgeblendet. Das völlige Fehlen mechanischer Geräusche beunruhigt.
    Wenn er in der Scheune arbeitet, müßte ich ihn doch hören, dachte Donna, aber die einzigen Geräusche, die sie registrierte, waren das Knirschen ihrer Schritte auf dem Kies der Einfahrt und das leise Summen eines Transformators an irgendeiner Stromleitung.
    Sie war. schon vorne und wollte auf die andere Seite des Wagens gehen, als sie ein neues Geräusch hörte. Ein leises dumpfes Knurren.
    Sie blieb wie angewurzelt stehen und hob den Kopf, um festzustellen, woher das Geräusch kam. Das gelang ihr nicht gleich, und sie war plötzlich entsetzt, nicht über das Geräusch selbst, sondern weil sie die Richtung nicht ermitteln konnte, aus der es kam. Es war nirgends.

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