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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ärmlicher wurden die Häuser. Ihr Vater hatte solche Hütten immer »irische Schuppen« genannt. Die Sonne strahlte hell, und sie hatten noch vier Stunden Tageslicht vor sich, aber der Verkehr wurde weniger, und das beunruhigte Donna. Hier auf der 117 war es noch nicht so schlimm, aber wenn sie erst von der Hauptstraße abbogen -
    An der Abzweigung sahen sie ein Holzschild, auf dem in verblichenen, fast unleserlichen Buchstaben MAPLE SUGAR ROAD stand. Es war ziemlich zersplittert, denn Kinder hatten mit Kleinkalibergewehren und Luftbüchsen darauf geschossen. Die Straße war zweispurig und hatte eine holprige und vom Frost gewölbte Asphaltdecke. Sie führte an zwei oder drei hübschen Häusern vorbei und an zwei oder drei nicht so hübschen. Auf dem nächsten Grundstück stand auf einem zerbröckelnden Betonfundament ein schäbiger alter Road-King-Campingwagen. Um den Wagen herum wuchs dichtes Unkraut. Donna sah billiges Plastikspielzeug im Gras liegen. An einem Baum vor der Einfahrt war ein Schild angenagelt: JUNGE KATZEN ZU VERSCHENKEN. Ein dickbäuchiger, etwa zweijähriger Junge stand in der Einfahrt, und eine völlig durchnäßte Windel hing zwischen seinen Beinen herab. Er stand mit offenem Mund da und bohrte mit einem Finger in der Nase, während er sich mit einem anderen am Nabel kratzte. Als Donna ihn sah, bekam sie eine Gänsehaut.
    Hör auf! Mein Gott, was ist denn los mit dir?
    Wieder trat der Wald bis an die Straße heran. Ein alter Ford Fairlane mit rostroter Grundierung auf der Kühlerhaube und um die Scheinwerfer herum kam ihnen entgegen. Ein junger Mann mit langer Mähne saß lässig am Steuer. Er trug kein Hemd. Er fuhr fast hundertdreißig. Donna zuckte zusammen. Sonst war die Straße leer.
    Die Maple Sugar Road stieg stetig an, und wenn sie gelegentlich an einem Feld oder größeren Garten vorbeifuhren, hatten sie einen atemberaubenden Ausblick über das westliche Maine in Richtung Bridgton und Fryeburg. Wie der Saphirschmuck einer ungeheuer reichen Frau glitzerte der Long Lake in der Ferne.
    Wieder stieg die Straße an, und sie fuhren einen dieser ausgewachsenen Hügel hinauf. Die Straße war (wie im Prospekt angegeben) von Ahornbäumen gesäumt, die offensichtlich unter der Hitze litten. Und ausgerechnet jetzt streikte der Wagen und fing wieder an zu bocken. Donna stockte der Atem, und sie dachte: weiter, weiter, weiter, du elendes kleines Ding!
    Tad rutschte unruhig auf seinem Sitz hin und her und umklammerte seine Snoopy-Frühstücksdose fester.
    Sie tippte leicht auf das Gas, und wie ein unartikuliertes Gebet wiederholte sie in Gedanken die Worte: weiter, weiter, weiter,
    »Mommy, ist er …«
    »Sei ruhig, Tad.«
    Das Rucken wurde schlimmer. Sie trat das Gaspedal hart durch - der Wagen machte einen Satz, und der Motor lief wieder normal.
    »Hurra!« schrie Tad plötzlich so laut, daß sie zusammenfuhr.
    »Wir sind noch nicht da, Tadder.«
    Eine Meile weiter bogen sie in die Straße Nummer 3 ein. Donna triumphierte. Soweit sie sich erinnerte, waren es von hier nur noch ungefähr anderthalb Meilen bis zu Cambers Werkstatt. Wenn sie hier liegenblieben, konnten Tad und sie den Rest zu Fuß schaffen.
    Sie kamen an einem verfallenen Haus vorbei, in dessen Einfahrt ein Kombi und ein großer weißer Wagen standen. Im Rückspiegel sah Donna die wild wuchernden Heckenkirschen an der Südseite des Hauses, und ihr Wagen tuckerte jetzt einen langen steilen Hang hinauf.
    Auf halber Höhe fing er wieder an zu bocken, diesmal schlimmer als je zuvor.
    »Kommen wir noch hoch, Mommy?«
    »Ja«, sagte sie verbissen.
    Die Tachonadel ging von fünfundsechzig auf fünfzig zurück. Sie schaltete in einen niedrigeren Gang und hoffte vage, daß es helfen würde. Aber jetzt spielte der Wagen erst recht verrückt. Eine Salve von Fehlzündungen knallte aus dem Auspuff, und Tad schrie entsetzt auf.
    Der Wagen fuhr jetzt fast im Schrittempo, aber sie konnten Cambers Haus schon sehen und die rote Scheune, die ihm als Werkstatt diente.
    Den Gashebel ganz durchzutreten, hatte schon einmal geholfen, und sie tat es auch jetzt. Eine Weile lief der Motor einwandfrei. Die Nadel kroch von fünfundzwanzig auf dreißig. Dann wieder ein Rütteln. Donna trat auf das Gas, aber diesmal blieb der Motor stehen. Das Idiotenlicht am Armaturenbrett blitzte auf und zeigte an, daß der Motor aussetzte.
    Aber das war jetzt unwichtig, denn der Wagen hatte eben Cambers Briefkasten passiert. Sie hatten es geschafft. Am Dek-kel des Briefkastens

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