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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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plötzlich wütend auf ihn. Sie hätte ihn gern bei den Schultern gepackt und kräftig durchgeschüttelt. Ganz laut hätte sie ihm die Wahrheit in die Ohren schreien mögen. Daß Geld nicht von ungefähr kommt; daß es immer das Ergebnis einer Willensanstrengung ist und daß Willenskraft den Kern des Charakters ausmacht. Sie hätte ihm gern erzählt, daß sein Vater zwar basteln gelernt, aber ansonsten mit seinen Kumpanen Black Label gesoffen hat. Daß er auf alten Autoreifen gesessen und mit seinen Kollegen über Franzosenwitze gelacht hatte, während Jim Brooks an der juristischen Fakultät studierte und hart arbeitete, um seine Prüfungen zu bestehen, denn wenn man seine Prüfungen bestand, bekam man ein Diplom, und das Diplom war die Eintrittskarte, um auf dem großen Karussel mitzufahren. Es garantierte noch keinen riesigen Erfolg, aber es gab einem die Möglichkeit, es wenigstens zu versuchen.
    »Du gehst jetzt nach oben und wäschst dich«, sagte sie ruhig. »Was du über Onkel Jim denkst, solltest du besser für dich behalten. Aber …gib ihm eine Chance, Brett. Du darfst ihn nicht allein danach beurteilen.« Sie gingen jetzt durch das Familienzimmer, und sie zeigte mit dem Daumen auf die Musicbox.
    »Nein, das tu ich auch nicht«, sagte er.
    Sie ging mit ihm in die Küche, wo Holly für alle vier Kakao machte. Jim Junior und Gretchen waren schon lange ins Bett gegangen.
    »Hast du deinen Mann erreicht?« fragte Holly.
    »Nein. Er ist wahrscheinlich auf einen Schwatz zu seinem Freund gegangen«, sagte Charity. »Wir versuchen es morgen wieder.«
    »Möchtest du etwas Kakao, Brett?«
    »Ja, bitte.«
    Charity sah, wie er sich an den Tisch setzte. Sie sah, wie er die Ellbogen auf den Tisch stützte und sie rasch wieder wegnahm, weil ihm eingefallen war, daß es sich nicht gehörte. Ihr Herz war so voll Liebe und Hoffnung und Angst, daß es in ihrer Brust zu taumeln schien.
    Zeit, dachte sie. Zeit und die richtige Einstellung zu den Dingen. Das braucht er. Wenn ich ihn zu sehr dränge, werde ich ihn verlieren.
    Aber wieviel Zeit hatte sie noch? Eine Woche, und dann war er wieder unter Joes Einfluß. Und als sie sich neben ihren Sohn setzte und Holly für den Kakao dankte, kreisten ihre Gedanken wieder um eine eventuelle Scheidung.

    In ihrem Traum war Vic gekommen.
    Er ging einfach durch die Einfahrt auf den Wagen zu und öffnete die Tür an ihrer Seite. Er hatte seinen besten Anzug an,
    den dreiteiligen dunkelgrauen (wenn er ihn anzog, ärgerte sie ihn immer und behauptete, er sähe aus wie Jerry Ford ohne Glatze). Kommt, ihr beiden, sagte er mit seinem verschmitzten kleinen Grinsen, es ist Zeit, nach Hause zu gehen, bevor die Vampire kommen.
    Sie versuchte, ihn zu warnen, ihm zu sagen, daß der Hund tollwütig sei, aber sie brachte kein Wort heraus. Und plötzlichtauchte Cujo aus der Dunkelheit auf, den Kopf gesenkt und mit drohendem Knurren. Paß auf! wollte sie rufen. Sein Biß ist tödlich! Aber kein Laut war zu hören.
    Bevor Cujo sich auf Vic stürzen konnte, drehte dieser sich um und zeigte mit dem Finger auf den Hund. Cujos Fell wurde sofort ganz weiß. Seine roten trüben Augen verschwanden in seinem Kopf wie Murmeln in einem Loch. Seine Schnauze brach ab und zerbrach wie schwarzes Glas im Kies der Einfahrt. Zuletzt blieb von dem Hund vor der Werkstatt nur ein Pelzmantel übrig.
    Macht euch keine Sorgen, sagte Vic in ihrem Traum. Ihr braucht keine Angst vor dem alten Hund zu haben, er ist ja nur ein Pelzmantel. Habt ihr die Post schon bekommen? Kümmert euch nicht um den Hund Die Post kommt. Die Post ist das Wichtige. Okay? Die Ptst -
    Seine Stimme verschwand in einem langen Tunnel, und bald hörte sie nur noch ein schwaches Echo. Und plötzlich war es nicht mehr der Traum mit Vics Stimme, sondern die Erinnerung an einen Traum - sie war wach, und ihre Wangen waren naß von Tränen. Sie hatte im Schlaf geweint. Sie sah auf die Uhr und konnte eben noch die Zeit erkennen: viertel nach eins. Sie schaute zu Tad hinüber und sah, daß er fest schlief, den Daumen im Mund.
    Kümntert euch nicht um den Hund. Die Post kommt. Die Post ist das Wichtige.
    Und plötzlich war ihr die Bedeutung des Pakets, das am Briefkasten hing, klar. Wie ein Pfeil schoß es aus ihrem Unterbewußtsein hoch, eine Idee, die ihr vorher wieder entglitten war. Eine gewaltige Idee, und doch so einfach, so elementar mein lieber Watson. Gestern war Montag, und die Post war gekommen. Das Paket von J. C. Whitney an Joe Camber war der

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