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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Beweis.
    Heute war Dienstag, und auch heute würde die Post kommen.
    Tränen der Erleichterung rollten ihr die noch nicht trockenen Wangen herab. Sie mußte sich mit Gewalt zurückhalten, sonst hätte sie Tad wachgeschüttelt und ihm erzählt, daß alles in Ordnung sei und daß spätestens um zwei Uhr heute nachmittag - wahrscheinlich schon um zehn oder elf Uhr morgens, wenn die Post hier so pünktlich kam wie in den übrigen Stadtteilen - dieser Alptraum zu Ende sein würde.
    Der Mann von der Post würde auch dann kommen, wenn er keine Post für Joe Camber hatte, das war das Gute. Er mußte nachsehen, ob die Flagge oben war, denn sie war das Zeichen für Post, die aufzugeben war. Er mußte zu diesem letzten Haus an der Straße Nummer 3 kommen, und heute würde eine vor Erleichterung fast hysterische Frau ihn sehnsüchtig erwarten.
    Ihr Blick fiel auf Tads Frühstücksdose, und sie dachte an das Essen darin. Sie erinnerte sich, daß sie etwas davon vorsorglich weggepackt hatte, nur für den Fall… Nun war das nicht mehr so wichtig, obwohl Tad am Morgen Hunger haben würde. Sie aß die restlichen Gurkenscheiben. Tad mochte Gurken sowieso nicht besonders gern. Ein seltsames Frühstück für den Jungen, dachte sie und mußte lächeln. Schokoladenriegel und Oliven.
    Als sie die letzten zwei oder drei Gurkenscheiben kaute, wurde ihr klar, daß die seltsamen Zufälle das eigentlich Erschreckende waren. Diese Serie von Zufällen, die miteinander in keinem Zusammenhang standen, die aber dennoch eine Art gewolltes Schicksal vortäuschten, diese Zufälle waren es gewesen, die den Hund so bedeutungsvoll erscheinen ließen, so … so zielbewußt, als ob er sie persönlich verfolgte. Daß Vic für zehn Tage weggefahren war … damit hatte es angefangen. Daß Vic schon heute morgen anrief, war Zufall Nummer zwei. Wenn er sie nicht erreicht hätte, wäre er, gewiß besorgt gewesen und hätte es immer wieder versucht. Er hätte sich gefragt, wo sie sein konnten. Die Tatsache, daß alle drei Cambers nicht zu Hause waren und, wie es schien, über Nacht wegbleiben würden, war Zufall Nummer drei. Mutter, Sohn und Vater. Sie waren alle weg. Aber sie hatten den Hund zurückgelassen. O, ha. Sie hatten …
    Plötzlich kam ihr ein grauenhafter Gedanke. Fast hätte sie das letzte Stückchen Gurke verschluckt. Sie wollte den Gedanken weit von sich weisen, aber das gelang nicht. Er war von der Logik eines Wasserspeiers. Wenn sie nun alle tot in der Scheune lagen? Sofort hatte sie das. Bild vor Augen. Es war von der unheimlichen Schärfe jener wachen Visionen, die sich gelegentlich in den frühen Morgenstunden einstellen. Die drei Leichen auf dem Fußboden, mit verrenkten Gliedern, die Sägespäne um sie herum blutgetränkt. Ihre gebrochenen Augen starren nach oben in die schwarze Dunkelheit, wo Schwalben girren und flattern. Ihre Kleidung ist zerfetzt. Teile ihres Fleisches … O, nein, das ist doch Wahnsinn. Das ist - Vielleicht hatte er den Jungen zuerst erwischt. Die anderen sind vielleicht in der Küche, oder vielleicht machen sie oben eine kleine Nummer, sie hören Schreie, stürzen nach draußen - (hör auf, hör jetzt endlich auf)  - sie stürzen nach draußen, aber der Junge ist schon tot, der Hund hat ihm die Kehle zerrissen, und während sie noch betäubt sind von dem Tod ihres Sohnes, kommt der Bernhardiner aus der Dunkelheit herangeschlichen, ein schreckliches altes Werkzeug der Zerstörung, ja, das alte Ungeheuer kommt aus der Dunkelheit, tollwütig und knurrend. Der Hund springt zuerst die Frau an, und der Mann versucht, sie zu retten -
    (nein, er hätte sein Gewehr mitgenommen oder das Tier mit einem schweren Schraubenschlüssel erschlagen, und wo ist der Wagen? Hier war ein Wagen, bevor sie alle zu einem Familienausflug wegfuhren - hörst du mich? FAMILIENAUSFLUG - sie nahmen den Personenwagen und ließen den Lieferwagen stehen.)
    Warum war dann niemand gekommen, um den. Hund zu füttern?
    Es war diese Logik, die ihr solche Angst machte. Warum war niemand gekommen, um den Hund zu füttern? Wenn man nämlich einen oder mehrere Tage verreiste, traf man mit irgendwem eine Vereinbarung. Die Leute fütterten dann den Hund, und wenn sie selbst verreisten, fütterte man ihre Katze oder ihre Fische oder ihren Wellensittisch, oder was auch immer. Wo also -
    Und der Hund lief immer wieder in die Scheune.
    Fraß er da?
    Das ist die Läsung, sagte ihr Verstand ihr, und sie war erleichtert. Er hatte niemanden, der den Hund füttern

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