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Culpa Mosel

Titel: Culpa Mosel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mischa Martini
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bog kurz dahinter in die Innenstadt ein. Sie schien sich in dem Gassengewirr auszukennen und parkte den Wagen dicht neben einer Mauer, hinter der es tief hinunter zu dem ablaufenden Mühlbach ging. Auf der anderen Seite des Kanals waren die Absperrbänder vor dem Café entfernt worden. In der schmalen Passage zwischen den Terrassentischen lauerten Leute mit Fotoapparaten, Filmkameras und Mikrofonen auf Passanten, denen sie über das unablässige Rauschen des Wasserfalls ihre Fragen entgegenriefen.
    Gabi und Walde näherten sich über die Metallbrücke oberhalb des Wasserfalls vollkommen unbehelligt dem Café. Erst als Gabi am Nebeneingang klingelte, wurde ein Journalist auf sie aufmerksam. Doch bevor er den beiden sein Mikrofon unter die Nase halten konnte, wurde der Türöffner betätigt und sie schlüpften ins Treppenhaus.
    Oben stand Sattler in der Wohnungstür mit dem aufgerissenen Siegel. Er führte sie zum Bad, wo Walde reflexartig tiefer einatmete, bevor sein Blick zur leeren Wanne ging. Daneben kniete ein weiterer Kriminaltechniker vor einem geöffneten Badezimmerschrank.
    »Detlev, darf ich mal?« Sattler ging zu dem Schrank, und während der Kollege aufstand und aus dem kleinen Raum ging, wies der Leiter der Kriminaltechnik auf den unteren Rahmen des Schranks. Dort war ein Aufdruck zu sehen, der auf den ersten Blick wie ein Firmenlogo wirkte.
    »Antiqua Bodoni, ich erkenne die Schrift an den gerundeten Bögen, alles in Versalien, Doppelcicero, ein Cicero sind 12 Punkt, mal zwei macht 24 Punkt.«
    »Wenn wir dich nicht hätten«, flötete Gabi, »müssten wir für alle Zeiten blöd bleiben.«
    »Wenn du aufgepasst hättest, könntest du es wissen«, konterte der Techniker. »Ich habe schon mal von der gleichen Schrift erzählt. Erst vor ein paar Tagen.«
    »Die aus dem Koblenzer Setzkasten?«
    »Genau!«, sagte er, um gleich wieder nachdenklich fortzufahren: »Die Schrift erinnert mich an etwas, das muss ich mir später im Präsidium ansehen. Das hatte mich schon gewundert, dass die zum Teil verlaufen war, aber ich habe dem Ganzen keine Beachtung schenken müssen, weil ja die Luxemburger Kollegen …«
    »Geht es etwas weniger kryptisch?«
    »In der Tasche, also diesem Plastiksack, in der die Wasserleiche … die mit den Schlangen, war, da gab es oben einen ähnlichen Aufdruck. Ich muss mir noch mal die Fotos ansehen.«
    »Und was steht da?«, fragte Walde.
    »Keine Ahnung, scheint lateinisch zu sein.« Sattler legte die Stirn in Falten.
    »Lass mich mal sehen.« Walde wartete, bis ihm der Techniker Platz machte, und ging dann vor dem Schrank in die Hocke. »DIUTIUS IN TENEBRIS OBERRARE«. Er kam wieder hoch und rieb sich Fusseln vom Knie. »,Tenebris’ heißt was mit dunkel und,errare’ irren. Oberrare wird dann vielleicht im Zusammenhang mit Dunkelheit umherirren bedeuten.« Er hob den Zeigefinger der rechten Hand. »Also in der Dunkelheit umherirren.«
    »Was Ähnliches habe ich auch schon vermutet!«, bemerkte Gabi spitz. »Wir sollten vielleicht erst mal herausfinden, ob der Spruch nicht schon vor dem Mord da gestanden hat.«
    Eine Etage höher öffnete ihnen ein Mann um die fünfzig die Tür. Er trug eine Krawatte über einem tadellos gebügelten Hemd.
    »Kripo Trier, Bock und Wagner«, stellte Gabi vor. »Herr Becker?«
    Der Mann nickte. »Kommen Sie herein.«
    Er führte sie in das Zimmer, in dem sie tags zuvor gewesen waren. Er wartete, bis die Besucher Platz genommen hatten, und setzte sich auf die Couch, genau neben die Stelle, an der seine Frau während des Gesprächs gesessen hatte.
    »Meine Frau hat sich nach dem Frühstück wieder hingelegt. Sie hat heute Nacht kaum ein Auge zumachen können.«
    »Wir brauchen ihre Hilfe«, sagte Walde. »Könnten Sie sie bitten, sich unten in der Wohnung etwas anzusehen?«
    »Soll ich gleich …?«
    »Nein, wir haben vorher noch ein paar Fragen an Sie.«
    Er nickte.
    »Ihr Verhältnis zu Ihrer Schwiegermutter soll nicht das Beste gewesen sein.«
    »Es gab hin und wieder berufliche Differenzen, aber seitdem ich den neuen Vertreterjob habe, kamen wir gut miteinander aus.«
    »Wann sind Sie aus der Bäckerei ausgestiegen?«
    »Vor fast fünf Jahren.«
    »Und was war vorgestern?«
    »Da habe ich in der Pension bis halb elf Skat gespielt und bin gestern früh um kurz nach sechs losgefahren. Bei den Bäckereien bin ich immer in aller Frühe, da brauche ich nach neun Uhr nicht mehr zu kommen, danach besuche ich die Lebensmittler.«
    »Welche Firmen haben Sie

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