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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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sich, dann wurde es still im Gerichtssaal.
    Lourdes ordnete ihre Papiere, und nach sekundenlangem Schweigen erhob sie sich von ihrem Platz neben Bantling und ging zum Zeugenstand hinüber. In diesem Moment packte Chavez die kalte Angst, sein Mund wurde trocken, und er wusste, dass alles aus war.
    Es war ein paar Wochen her, dass er mit seinem Bruder durch die Kneipen in South Beach gezogen war. Sie hatten auch im Clevelander Station gemacht, dem Club, aus dem Morgan Weber verschwunden war. Und wie immer, wenn sich herumsprach, dass er da war, der Cop, der Cupido geschnappt hat, war er von Frauen umringt gewesen, die alle genau wissen wollten, wie es passiert war. Ob er bewaffnet war. Wo er die Waffe hätte. Ob sie sich die Rückbank seines Streifenwagens ansehen durften. Es war einfach unglaublich. So viele Weiber, dass sogar für seinen Bruder noch welche übrig blieben. Und jene Nacht war keine Ausnahme gewesen.
    Sobald sie saßen, kam eine süße Rothaarige im engen pinken Rock mit ihrer dunkelhaarigen Freundin an den Tisch, setzte sich dazu und wollte alles über die Festnahme von Cupido wissen. Chavez hatte schon ein paar Drinks intus, und sie tranken weiter; er kam sich ganz groß vor. Sein Bruder war so voll, dass er kaum noch laufen konnte, wenn er sich recht erinnerte. Und die Rothaarige war total scharf auf ihn gewesen – sie hatte ihm praktisch jedes Wort von den Lippen gesaugt.
    Jetzt saß Chavez auf der harten Holzbank, jedes Auge im überfüllten Gerichtssaal war auf ihn gerichtet, jede Kamera lief, und er wusste, dass er es endgültig versaut hatte. Schweißtropfen sammelten sich auf seiner Stirn und kullerten ihm die Schläfen hinunter. Er spürte, wie es ihm nass in den Kragen lief, und er kaute auf seinen trockenen Lippen herum.
    Die zierliche Strafverteidigerin, die jetzt im konservativen grauen Kostüm vor ihm stand, die Arme vor der Brust gekreuzt, war die dunkelhaarige Freundin aus dem Clevelander.
    Und sie hatte jedes Wort gehört.

 
61.
     
     
    Was hatte er gesagt? Was hatte er bloß gesagt? Er erinnerte sich an verschwommene, gelallte Sätze. Von tausendundeinem Märchen, welches hatte er erzählt? Welche Version kannte sie? Er war so besoffen gewesen, dass er am Ende der Nacht kaum mehr seinen eigenen Namen wusste.
    «Bitte sagen Sie uns, wer Sie sind», begann sie.
    «Victor Chavez. Miami Beach Police Department», stotterte er. Locker. Ganz locker.
    «Seit wann sind Sie Beamter beim Miami Beach Police Department?»
    «Äh, seit Januar. Januar zweitausend.»
    «Kommen wir gleich zu der Verfolgungsjagd, Officer. Am neunzehnten September zweitausend, dem Tag, als mein Mandant William Bantling verhaftet wurde, hatten Sie die Schicht von fünfzehn bis dreiundzwanzig Uhr. Ist das korrekt?»
    «Ja. Das ist korrekt.»
    «Nur fürs Protokoll: Sie waren der Beamte, der seinen Wagen angehalten hat, nicht wahr?»
    «Ja.»
    «Welche Ereignisse haben dazu geführt, dass Sie Mr. Bantlings Wagen anhielten?»
    Chavez sah sich Hilfe suchend um, als hoffte er, dass ihm jemand die Antwort vorsagte.
    «In anderen Worten, was ist an dem Abend passiert, Officer?»
    Chavez sah auf seinen Bericht hinunter, doch Lourdes hielt ihn davon ab. «In Ihren eigenen Worten, Officer, aus dem Gedächtnis, wenn das möglich ist.»
    C.J. erhob sich. «Einspruch. Der Zeuge hat das Recht, Dokumente einzusehen, die ihm helfen, sich zu erinnern.»
    Richter Chaskel beugte sich vor und sah skeptisch zu Chavez hinunter. «Er hat dem Gericht noch nicht gesagt, dass er eine Erinnerungshilfe braucht, Ms. Townsend. Außerdem, Officer, kann ich mir vorstellen, dass es der größte Tag Ihrer Karriere bei der Polizei war, und da werden Sie sich praktisch an jede Sekunde des Abends erinnern. Warum versuchen wir es nicht erst mal ohne den Bericht und sehen, wie weit wir damit kommen?»
    C. J. hielt den Atem an und versuchte, dem Blick des verzweifelt wirkenden Officers auszuweichen.
    «Ich war auf Streife. Unten an der Washington Avenue, als ich den Jaguar sah, amtliches Kennzeichen TTR–L fünf sieben, er fuhr mit überhöhter Geschwindigkeit in Richtung Süden zum Causeway. Zum MacArthur Causeway. Also bin ich ihm hinterher. Ich habe ihn eine Weile verfolgt, auf dem Causeway, und ihn beobachtet. Dann wechselte er, ohne zu blinken, die Spur, und ich sah, dass eins seiner Rücklichter nicht ging. Also habe ich ihn angehalten. Ich ging zu seinem Wagen, genau vor dem HeraW–Hochhaus, und bat ihn um den Führerschein. Er wirkte nervös,

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