Cupido #1
stellte sich hinter Detective Harrison ans Fußende des Krankenbetts, die auf einem Stuhl an Chloes Seite saß. Jetzt überragte er seine Partnerin fast um einen Meter.
Detective Harrison räusperte sich. «Fangen wir an. Kannten Sie die Person, die Ihnen das angetan hat?»
Chloe schüttelte den Kopf.
«War es ein Täter oder waren es mehrere?»
Langsam: «Nur einer.»
«Glauben Sie, Sie würden ihn wieder erkennen, wenn Sie ihn sehen? Ich schicke Ihnen einen Polizeizeichner, der mit Ihnen arbeitet ...»
Tränen liefen Chloe über die Wangen. Sie schüttelte den Kopf, ihre Stimme war kaum hörbar: «Nein. Er hatte eine Maske auf.»
Michael stieß ein Geräusch aus, das wie ein Schnauben klang. Er zischte: «Dieser gottverdammte perverse Bastard ...»
«Bitte, Mr. Decker ...» Detective Harrisons Ton wurde scharf.
Detective Sears verzog keine Miene. «Was für eine Maske?»
«Eine Clownmaske aus Gummi. Ich konnte sein Gesicht nicht sehen.»
Detective Harrison fuhr sanfter fort. «Ist schon gut, Chloe. Erzählen Sie uns einfach, woran Sie sich erinnern. Lassen Sie sich Zeit.»
Chloe konnte die Tränen nicht länger zurückhalten, sie strömten ihr übers Gesicht. Sie begann am ganzen Körper zu zittern, erst leicht, dann heftiger, sie war machtlos dagegen. «Ich habe geschlafen. Im Traum hörte ich plötzlich diese Stimme. Ich glaube, er nannte mich Beany. Ich habe versucht aufzuwachen, ich habe es versucht.»
Sie fuhr sich mit den Händen ans Gesicht und sah die verbundenen Handgelenke. Da fiel ihr das Seil wieder ein, und sie zuckte zusammen. «Aber er packte meine Hände, und dann fesselte er mich, und ich konnte mich nicht ... ich konnte mich nicht mehr rühren. Ich konnte nicht atmen, ich konnte nicht schreien ... er hat mir irgendwas in den Mund gesteckt.» Sie berührte mit der Hand die Lippen, auf der Zunge schmeckte sie immer noch etwas Trockenes, Glattes, Schweres. Sie würgte, und wieder bekam sie keine Luft.
«Er hat mir etwas in den Mund gesteckt, und dann hatte er meine Arme und meine Beine ... und ich konnte mich überhaupt nicht mehr bewegen. Ich konnte einfach nicht...» Sie sah von Detective Harrison weg und suchte Michaels Hand, um sich festzuhalten, doch der stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster, die Fäuste geballt.
Hättest du mich doch bloß gestern bei dir übernachten lassen!
Detective Harrison warf einen Blick in Michaels Richtung, dann legte sie Chloe eine Hand auf den Arm. «Viele Vergewaltigungsopfer geben sich selbst die Schuld, Chloe. Aber Sie müssen wissen, dass es nicht Ihre Schuld war. Mit nichts, was Sie hätten tun oder lassen können, hätten Sie das verhindern können.»
«Er wusste alles. Er wusste, wo meine Kerzen waren, da, in der Schublade. Er hat meine Kerzen angezündet, und ich ... ich konnte mich einfach nicht rühren!»
«Hat er irgendetwas zu Ihnen gesagt, Chloe? Erinnern Sie sich, was er gesagt hat?»
«O Gott. Ja, ja, ja, das war das Allerschlimmste. Er redete die ganze Zeit mit mir, so, als ob er mich kennen würde.» Sie zitterte und begann zu schluchzen. «Er wusste alles, alles. Er sagte, er würde mich immer beobachten, er sagte, er würde immer in meiner Nähe sein. Immer. Er wusste, dass ich letztes Jahr in Mexiko Urlaub gemacht habe; er wusste, dass Michael Dienstagnacht bei mir war; er wusste den Namen meiner Mutter, er wusste, welches mein Lieblingsrestaurant ist, er wusste sogar, dass ich nicht zum Aerobic gegangen war. Er wusste alles!» Ein Schmerz in den Brüsten durchfuhr sie, und ihr fiel sofort wieder ein, warum.
«Er hatte ein Messer, er hat einfach den Pyjama von mir heruntergeschnitten, und dann hat er ... er hat mich aufgeschnitten. Ich konnte fühlen, wie er mich aufschlitzte, und ich konnte mich nicht rühren. Dann war er auf mir und ... Michael, bitte, ich konnte mich nicht wehren! Ich habe es versucht, die ganze Zeit, aber ich konnte mich einfach nicht bewegen. Ich habe ihn einfach nicht von mir runtergekriegt!» Sie schrie, bis ihre Stimme heiser wurde.
Detective Harrison seufzte und streichelte sanft Chloes Arm. Sie sagte noch einmal, dass sich Chloe nicht selbst die Schuld geben dürfe. Detective Sears atmete hörbar aus und schüttelte den Kopf. Dann schlug er die nächste Seite des Notizblocks auf und ließ den Kaugummi schnalzen.
Schluchzend sah sich Chloe nach Michael um, doch der stand immer noch am Fenster, die Fäuste geballt, und wandte ihr den Rücken zu.
13.
Es regnete in Strömen, als Chloe am
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