Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan

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Nordwesten.«
    Théo überflog das Fax. »Ich sehe … der Harrat ar Rahah und der Harrat Uwayrid.«
    »Genau diese, aber leider gibt es ein Problem.«
    Obwohl gesichert sei, dass diese beiden Vulkane während der letzten zehntausend Jahre aktiv waren, verzeichne der Katalog keine einzige Eruption.
    »Allerdings bin ich auf etwas Seltsames gestoßen«, sagte Stefansson. »Das mag Sie als Ägyptologe vielleicht interessieren. Denken Sie nur, es hat mit dem Exodus in der Bibel zu tun.«
    Théos Hand zuckte gegen einen Stiftehalter, der lärmend auf dem Boden zerbrach.
    »Was hat denn der damit zu tun?«
    »Ich erkläre es Ihnen. Der Katalog besteht aus einer Sammlung von Untersuchungen bestimmter Regionen, die nacheinander in Heftform erschienen sind, beginnend mit dem Jahr 1951.«
    Das Heft über die Vulkane Saudi-Arabiens sei 1963 erschienen. Der Vulkanologe Neumann van Padang, der es herausgegeben hatte, zitierte aus Kapitel 19,16 – 18 Exodus und äußerte die Vermutung, die Stellen könnten sich auf einen Ausbruch des Harrat ar Rahah beziehen. Übrigens befinde sich dieser Vulkan weiter im Nordwesten als alle anderen, erklärte Stefansson, darum sei er auch am nächsten zur Halbinsel Sinai gelegen.
    »Hören Sie«, sagte Stefansson, »ich bin ein netter Mensch, der anderen nicht ihre Ideen klaut. Warum sagen Sie mir nicht klipp und klar, was Sie suchen?«
    Welche Gefahr konnte von einem Vulkanologen in Reykjavik ausgehen?
    »Ich möchte wissen, ob einer dieser beiden Vulkane um das Jahr 1332 vor Christus aktiv war. Gibt es jemanden auf der Welt, der mir das sagen könnte?«
    »Es gibt nur eine Methode, um das herauszufinden. Ein Team von Geologen nach Saudi-Arabien schicken, damit sie vor Ort Daten erheben.«
    »Vergessen Sie es.«
    »Das dachte ich mir. Es gibt noch eine Möglichkeit, doch in diesem Fall müssen Sie sich mit einer halben Antwort zufriedengeben.«
    »Und das bedeutet?«
    »Ich kann überprüfen, ob es in der westlichen Hemisphäre um dieses Datum herum eine Eruption gab, doch ich kann Ihnen dann leider nicht sagen, wo.«
    »Wie machen Sie das?«
    »Haben Sie schon vom GICP gehört, dem Groenland Ice Core Project?«
    »Nein. Was ist das?«
    Das europäische Forschungsprojekt untersuchte seit 2003 an den tiefen Eisschichten Grönlands die Klimaveränderungen der Erde in den letzten hunderttausend Jahren.
    »Der ice core birgt auch die Informationen, die Sie gerne hätten«, sagte Stefansson.
    Bei einem Vulkanausbruch wurden vulkanische Asche und Gas, darunter große Mengen Schwefeldioxid, Dutzende von Kilometern hoch in die Luft geschleudert, so Stefansson. Diese Stoffe fielen wieder auf die Erde, also auch auf das Eis der Arktis und Antarktis, und lagerten sich im Laufe der Zeit in den Eisschichten der verschiedenen Epochen ab.
    »Es genügt also, den Gehalt an SO 2 in verschiedenen Schichten des Gletscherkerns zu untersuchen, um herauszufinden, zu welchem Zeitpunkt Spitzenwerte an Schwefeldioxid auftreten. Das ist bereits geschehen.«
    »Wer besitzt diese Informationen?«
    »Wir. Island nimmt an dem GICP teil.«

    Eine halbe Stunde später kam Clea wieder in Théos Büro und reichte ihm ein Fax. »Was heckst du da mit Island aus?«
    Es war eine Grafik mit X - und Y -Achse. Die Y -Achse verzeichnete die Konzentration von Schwefeldioxid, die X -Achse die Zeit in Jahren, bis zum Jahr 2000 vor Christus. Théo betrachtete die Spitzenwerte auf der X-Achse, und ein triumphierendes Lächeln trat auf sein Gesicht. Er sprang auf, holte die Jaeger heraus, die er im Büro aufbewahrte, setzte die Geige an und ergriff den Bogen. Die Klänge des Allegro molto appassionato von Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll erfüllten den Raum. Dann drehte er sich um.
    Mit verschränkten Armen musterte ihn Clea von der Tür aus. »Du hast doch wieder eine deiner verrückten Ideen, oder?«

    Der Mann im Unterhemd, der im Inneren des Nissan-Kleinlasters saß, nahm den Kopfhörer ab und reckte sich. Er drückte auf die Stopptaste des Aufnahmegeräts, spulte das Band zurück und drückte auf Start. »Natürlich erinnere ich mich an Sie. Womit kann ich Ihnen helfen?« Nachdem er das Band erneut abgehört hatte, wählte er eine Nummer auf seinem Handy.
    »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Sie mich nicht tagsüber anrufen sollen?«
    »Monsieur, ich glaube, dieses Telefongespräch wird Sie interessieren.« Der Mann hielt das Handy an das Aufnahmegerät und drückte die Starttaste.

    Ein tabakbrauner Rolls-Royce hielt vor