Curia
Konstantine & Associés.
»Stephanie? … Ich bin’s, Théo St. Pierre … Erinnern Sie sich an den Namen des Kommissars, der Sie befragt hat? … Lamarque? Sind Sie sicher?«
Mehrmals versuchte er, in der Empfangshalle der Pyramide anzurufen, doch die Leitung war immer besetzt. Er stand auf und sah auf die Uhr. Der Mann musste schon im Aufzug sein.
Seine Blicke irrten von einer Zimmerecke zur anderen. Etwas, was man als Waffe benutzen konnte … Schließlich nahm er das Handy vom Schreibtisch und steckte es sich in die Hosentasche. Das war besser als eine Pistole.
Er lief zur Tür und öffnete sie einen Spalt weit. Im Flur das übliche Auf und Ab von Besuchern. Der Mörder musste ihn beobachtet haben, darum würde er ihn sicher erkennen. Er dagegen hatte nicht die leiseste Ahnung, wie dieser Dreckskerl aussah. Sich auf den Flur wagen? Das bedeutete, ihm über den Weg zu laufen. Er wühlte in seiner Jackentasche und zog die Sonnenbrille heraus. Dann zog er sein Jackett aus und krempelte die Ärmel hoch. Er wartete, bis eine Gruppe Touristen vorbeikam, schlüpfte aus der Tür und mischte sich unter die Leute.
Vor der Statue von Ramses dem Großen angekommen, reihte Théo sich in die Besucher ein, die bewundernd um die Statue herumgingen, blieb dahinter stehen und spähte in den Flur.
Ein schlanker, gut gekleideter Mann mit bulligem Gesicht hinkte auf die Tür seines Büros zu. Théo blieb der Atem stehen, als ihn ein plötzliches Déjà-vu überfiel. Der Mann im Lowndes in London, im Armani-Anzug … Und der mit der Safarijacke am Büfett im Garden-Hotel in Siena … beide hatten gehinkt. Ihm wurde eiskalt. Der Mann sah nach links und rechts, klopfte, trat ein, ohne abzuwarten, und schloss die Tür hinter sich.
Wenn er sein Jackett auf dem Sessel sah, würde er denken, dass Théo nur kurz hinausgegangen war. Wahrscheinlich würde er hinter der Tür auf ihn lauern, die Pistole mit dem Schalldämpfer in der Hand. Jetzt. Théo kam hinter der Statue hervor, ein Auge auf seine Bürotür gerichtet, das andere auf die Treppe zum Erdgeschoss.
In diesem Augenblick ging die Bürotür auf. Der Mann blieb auf der Schwelle stehen und sah sich um. Théo wich zurück und versteckte sich wieder hinter der Statue. Er wählte die Nummer der Empfangshalle. Endlich.
»Welchen Namen hat der Mann Ihnen genannt?«
»Robert Truchot. Warum?«
Der Kommissar, der bei Stephanie war, hieß Lamarque.
»Schicken Sie sofort einen bewaffneten Wachmann hoch. Dann bestätigen Sie mir das auf dem Handy.« Er stellte das Klingelgeräusch leiser. Als er um die Ecke des Sockels spähte, sah er, dass der Mann langsam auf die Statue zukam und sich immer wieder zu beiden Enden des Flures umschaute. Théo wich zurück. Das Handy klingelte leise.
»Der Wachmann kommt herauf«, sagte die Angestellte aufgeregt. »Ich habe ihm den Mann beschrieben. Außerdem habe ich dafür gesorgt, dass der Direktor benachrichtigt wird …«
»Ich muss mit dem Wachmann sprechen. Haben Sie seine Nummer?«
»Er hat mir gesagt, dass er Sie anrufen wird.«
Er spähte wieder um die Ecke. Der Mann stand an der rechten Seite der Statue, wenige Meter vor ihm, mit dem Rücken zu ihm gewandt. Théo schlich zur linken Seite hinüber. Das Handy summte.
»Monsieur St. Pierre, ich komme über den Südflur«, sagte der Wachmann. »Gleich biege ich um die Ecke. Wo ist der Kerl?«
»Er steht vor der Ramses-Statue«, flüsterte Théo. »Ein schlanker Mann, gut gekleidet. Er hinkt auf …«
»Man hat ihn mir schon beschrieben. Sie bleiben, wo Sie sind.«
Théo schaute in den Flur. Hinter der Ecke kam ein Mann in der blauen Uniform des privaten Wachdienstes des Louvre hervor. Er ging mit schnellen Schritten, an seinem Gürtel hing ein Pistolenhalfter.
Plötzlich hob der Wachmann einen Arm, rief »Halt!« und begann zu laufen, gefolgt von den erschrockenen Blicken des Publikums. Als er an der Ramses-Statue vorbeikam, stürzte Théo auf den Flur. Einem Instinkt gehorchend, lief er hinter dem Wachmann her.
Zwischen Besuchern, die sich rechts und links an die Wände drückten, rannte der Mann, das rechte Bein nachziehend, zu der breiten Marmortreppe, die ins Erdgeschoss hinunterführte. Der Wachmann forderte ihn erneut auf, stehen zu bleiben, dann zog er die Pistole und schoss in die Luft. Der Schuss hallte dröhnend durch die Flure, in der Menge erhoben sich panische Schreie. Viele warfen sich zu Boden, andere suchten Schutz hinter den Statuen oder Schaukästen. Der Flur leerte
Weitere Kostenlose Bücher