Curia
und Thoth.«
Der Name Amuns und die aller anderen Götter sollten von den Monumenten, Statuen und Mauern ganz Ägyptens entfernt werden, auch aus allen Gräbern. Alle Tempel mussten geschlossen werden, allen voran der Große Amun-Tempel. Die Ländereien Amuns sollten enteignet und an die Bauern aufgeteilt werden. Das Gold und Silber aus den Tempeln sollten konfisziert und in die Aton-Tempel überführt werden. Nur die Tempel von Ra und Thoth blieben verschont.
»Was sagst du dazu?« Tehuti schob dem General einen Teller mit Fladenbroten hin. »Die kann ich dir empfehlen, General. Sie sind mit Datteln und Feigen gebacken und kommen frisch aus den Küchen des Tempels. Mit Honig beträufelt, natürlich dem aus unseren eigenen Bienenstöcken, sind sie eine Köstlichkeit, bei der sogar Anubis vor Wonne vergehen würde.«
Der General brach in spöttisches Gelächter aus. »Ich fürchte, Anubis hält eine ausgiebige Abmagerungskur für dich bereit, mein Guter.« Er warf den Papyrus auf den Tisch. »Das Fest ist vorbei, Tehuti. Es war schön, solange es dauerte.«
»Ist das alles, was du zu sagen hast?«, fragte Tehuti mit vollem Mund.
»Die Schlachtfelder haben mich Realismus gelehrt.« Der General wies auf die Narben auf seinen Armen. »Für einen Soldaten ist es völlig gleichgültig, ob die Menschen sich im Namen Amuns oder Atons die Kehle durchschneiden.«
»Ich fürchte, deine Betrachtungen sind ein wenig oberflächlich, wenn du erlaubst«, sagte Tehuti, eifrig damit beschäftigt, Honig auf einen Fladen zu träufeln. »Glaubst du wirklich, ein Edikt genügt, um Amun und die Götter Ägyptens einfach vom Tisch zu fegen?«
»Ich bin sicher, dass es nicht genügt, weil ich dich und die Amun-Priesterschaft kenne, aber es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu fügen. Ich halte zu der Hand, die mich ernährt.«
»Dann kannst du schon mal anfangen, dir Kornvorräte zuzulegen. Anscheinend ist noch ein Dekret im Anmarsch, etwas, was dich ganz direkt angeht, weil es an dich gerichtet ist.«
»An mich? Woher weißt du das denn?«
»Gerüchte.« Tehuti wies auf das Westufer des Nils. »Ein Schreiber des Königshauses.«
»Was besagt das Edikt?«
»Es gebietet die sofortige Auflösung dreier Divisionen, eine Verringerung unserer Stützpunkte in allen asiatischen Provinzen und nicht zuletzt eine Kürzung der Militärausgaben um vierzig Prozent. Wie du siehst, General, werden wir beide abnehmen müssen.«
»Das ist nicht dein Ernst.«
»Wenn ich über Geschäfte rede, mache ich nie Witze, Amun ist mein Zeuge.« Tehuti bestrich einen Fladen mit Honig, rollte ihn auf wie einen Papyrus und steckte sich die Hälfte in den Mund. »Der Pharao spricht fortwährend von einer Welt des Aton, wo alle Menschen Brüder sind, wo es weder Hass noch Kriege geben wird, und dergleichen Albernheiten mehr.«
Der Pharao habe sogar einen Botschafter mit Geschenken und dem Angebot eines Friedensabkommens zu König Suppiluliuma geschickt, um Aton und die Ära des Friedens zu preisen, die jetzt für die Welt anbreche.
»Bei allen Blitzen Seths! Er ist verrückt! Der Pharao ist verrückt! Es wird keine zwei Nilüberschwemmungen dauern, und die Karren der Hethiter werden in das Delta eindringen und auf Memphis zumarschieren.«
Tehuti leckte sich den Honig von den Fingern. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, ihn daran zu hindern.«
»Und die wäre?«
»Welches sind deine Absichten?«
»Ich bin Soldat und habe dem Pharao Treue geschworen.«
»Einem Pharao, der die Götter Ägyptens verstößt? Der den Asiaten die Grenzen öffnet? Der dem Volk sein Recht auf Unsterblichkeit nimmt?«
Zum Tropfen der Wasseruhr gesellte sich das Geräusch, mit dem der General die Peitsche gegen seine Papyrussandalen schlug.
»Vor zwei Tagen hat Nofretete ihre dritte Tochter geboren.« Tehuti kratzte sich am Kinn. »In einem Land, das vom Chaos des Apophis beherrscht wird, kann alles geschehen, wenn der Pharao keine männlichen Nachkommen hat.«
»Was meinst du damit?«
Einen Finger auf die Lippen gelegt, schien Tehuti den Schädelumfang Horemhebs zu studieren. »Hm, ich glaube, wir müssen diese Doppelkrone für dich weiten lassen.«
Der General blickte aus dem Fenster. Es umrahmte einen Obelisken Amenhoteps III., dessen Pyramidion in der Sonne funkelte.
»Was willst du als Gegenleistung?«, fragte der General.
»Den Schutz des Heeres für unsere Besitztümer und die der Adeligen, ferner, dass ihr den Ketzer außer Landes jagt und du mir
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