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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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bin Ladens hervor, deren Hass auf die Dynastie der Al Hanna nur ihrem Hass auf die Amerikaner gleichkomme.
    »Wie originell.« Der Prinz verzog den Mund zu einer verächtlichen Grimasse. »Ich habe ›Atlantic Monthly‹ nie gelesen, nicht mal, als ich in Harvard war, und ich beabsichtige keinesfalls, hier damit anzufangen, vor allem nicht, wenn es um Angelegenheiten meiner Familie geht.«
    »›Atlantic Monthly‹ ist nur eine von vielen. Zoltan, die Welt richtet über uns, und das Urteil ist einstimmig.«
    »Sie lassen sich ihre Präsidenten von der Trilateralen Kommission wählen, billige Kirmesgaukler, über die bei uns noch der letzte Beduine lacht, und ihre Zeitungen wollen uns sagen, was wir zu tun haben? Nein danke, Bruderherz, ich lasse mir von den Amerikanern keine Lektion in Demokratie erteilen.«
    »Zoltan, wenn die Dinge sich nicht ändern, sind unsere Tage als Machthaber gezählt.«
    »Müssen wir uns schuldig fühlen, weil wir eine Untersuchungskommission über die Geschäfte, die wir für das Königreich tätigen, an der Arbeit hindern? Das ist unser gutes Recht, denn dieses Land haben wir , der Stamm der Al Hanna, aufgebaut, nicht die Amerikaner.« Der Prinz deutete mit einer weiten Armbewegung auf alle Gemälde an den Wänden. »Wer hat denn hundertachtzig Jahre gekämpft, um dieses Land zu einigen? Die Amerikaner? Ohne uns gäbe es da draußen nichts als ungebildete, blutrünstige Beduinenstämme, die nichts Besseres zu tun haben, als sich gegenseitig abzuschlachten.«
    »Die Kommissionen sind nur die Spitze des Eisbergs, das weißt du so gut wie ich.«
    »Hm, ja. Erzählst du das den 13 600 Verwandten des Clans der Al Hanna?«
    König Faisal blieb stumm.
    »Wenn du es tust«, fuhr Prinz Zoltan fort, »wie lange, glaubst du, lassen sie dich dann noch auf diesem Sessel sitzen?«
    »Wenn ich es nicht tue, wie lange, glaubst du, bleibst du dann noch hier sitzen, bis du an der Reihe bist?«
    »Du vergisst ein Detail, Bruder.«
    König Faisal hob eine Augenbraue.
    »Wir haben fünfundzwanzig Prozent der Erdölreserven der Welt, und sie …«, der Prinz zeigte auf die »Atlantic Monthly«, »sind die ersten Opfer der angeblichen Krise des Hauses Al Hanna. Wenn sie weiter im Warmen sitzen und ihre Fabriken arbeiten lassen wollen, sind sie die Ersten, die ein Interesse daran haben, dass wir genau dort bleiben, wo wir sind.«
    »Du vergisst ihren Krieg gegen den Terrorismus. Erst Afghanistan, dann der Irak. Als Nächstes steht der Iran auf ihrer Liste, und Syrien wird folgen. Ich erinnere dich daran, dass fünfzehn der neunzehn Attentäter vom 11. September saudi-arabische Staatsbürger waren.«
    »Saudi-Arabien steht nicht auf dieser Liste und wird auch niemals dort stehen«, sagte Prinz Zoltan. »Die Amerikaner brauchen uns mindestens genauso wie wir sie.«
    »Nur wenn die Wirtschaft sich wirklich gegen die Ideologie durchsetzt.«
    »Wir haben aufgehört, den Terroristen Geld zu geben, und wir wollen sie nicht bei uns haben. Allerdings sind die Saudis Wahhabiten bis auf die Knochen, sie hassen die Amerikaner, obwohl sie unsere wichtigsten Kunden sind. Dagegen können wir beide gar nichts tun.«
    »Was folgt für dich daraus?«, fragte König Faisal.
    »Wenn man Pro und Contra abwägt, ist der wahre Feind nicht Amerika, sondern der islamische Integralismus.«
    »Siehst du, dass du mit mir übereinstimmst? Wir brauchen Reformen.«
    Prinz Zoltan verneinte mit dem Zeigefinger. »Reformen würden zwangsläufig zu Konflikten mit den Wahhabiten führen, die Muftis und die Imame würden uns in Stücke reißen.«
    »Das Risiko müssen wir eingehen.«
    »Als König solltest du den Spruch ›Liebe deine Freunde, noch mehr aber liebe deine Feinde‹ kennen.«
    »Als König liebe ich vor allem klare Worte.«
    »Es liegt im Interesse des Hauses Al Hanna, den radikalfundamentalistischen Wahhabismus zu unterstützen. Nur so vermeiden wir, den verschiedenen Bin Ladens und anderen Extremisten am Golf, die uns beschuldigen, laue Moslems zu sein, in die Hände zu spielen. Und nur so werden wir verhindern, dass der Terrorismus der Bin Ladens sich mit dem eines Al Kaddafi verbrüdert.«
    »Zoltan, regieren heißt handeln.«
    »Bist du etwa nicht der Wächter über die beiden Heiligen Moscheen? Lass uns die vierhundertfünfzig Millionen Dollar für die Erweiterung der Pilgerhäuser in Medina und Mekka aus eigener Tasche zahlen.« Der Prinz legte eine Hand an sein Ohr. »Ich höre schon das Heulen der geliebten

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