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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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»als die Perser von Kyros dem Großen Babylonien eroberten.«
    Sie betrachteten sich als die Hüter des rechten jüdischen Glaubens, und als solche wurden sie von denen empfangen, die in Juda geblieben waren. Sie bauten den Tempel wieder auf, der Bau war 516 v. Chr. fertig, und alles deutete darauf hin – Hofmann zählte die Gründe auf –, dass die Bibel in dieser Zeit vollendet wurde.
    »Hundertzwanzig Jahre waren nötig, um sie zu schreiben, die Hälfte davon im Exil. So entstand das meistverkaufte Buch der Welt, ein Buch, an das zwei Milliarden Menschen glauben und in dem kein Wort wahr ist.« Hofmann leerte sein Glas Tequila.
    »Na ja, etwas Wahres gibt es schon, zwischen den Zeilen.« Der Valse triste für Orchester von Sibelius ging Théo durch den Kopf. »Das Leiden eines unterdrückten Volkes im Exil und den Traum von einem Gelobten Land.«
    »Natürlich. Dieses Leiden und dieser Traum waren es, die die hebräische Bibel geschrieben haben, und sie sind das, worin die Welt sich wiedererkennt.«
    »Herr Professor, sind Sie bei all Ihren Forschungen niemals auf die Spuren eines Moses gestoßen, auf jemanden, an dem dieser Mythos sich inspiriert haben könnte?«
    Hofmann machte eine wegwerfende Geste. »Vergessen Sie die Bibel, Moses und alles andere. Erfundene Geschichten.«
    Während das Taxi ihn zum Flughafen zurückbrachte, betrachtete Théo die französischen Alpen, deren Gipfel hinter der anderen Seeseite aufragten. Und jetzt? Er blätterte in Michaelas letztem Bericht. Lohnte sich dieses zweite Treffen? Was hoffte er daraus zu gewinnen?
    Wenn Manetho wirklich gelogen hatte, woher kam dann der Moses in den Aegyptiaca ?

    Michaela betrat Théos Büro, eine Bibel in der Hand, hoch aufgerichtet wie eine Säule im Tempels Salomons.
    »Der einzige Massenexodus aus Ägypten, der sich mit Sicherheit nachweisen lässt, ist der Auszug des Volkes der Hyksos, nachdem sie Unterägypten zwischen 1670 und 1560 v. Chr. beherrscht hatten«, stellte Théo fest.
    »Der biblische Exodus … das sollen die Hyksos gewesen sein ? Théo, du manipulierst die Geschichte wie ein Taschenspieler. Der Auszug der Hyksos war die Vertreibung eines besiegten Heeres, während die Bibel von einem Exodus von Sklaven spricht.«
    »Es gab ja noch einen zweiten Exodus.«
    » Einen zweiten Exodus? «
    »Einen Exodus, oder besser, eine Vertreibung aussätziger Sklaven, von der die Bibel wohlweislich nicht spricht.«
    Das Ägypten der 18. Dynastie wurde wiederholt von Pocken- und Lepraepidemien heimgesucht, die seine Bevölkerung stark dezimierten, wie Inschriften und Massengräber zeigen. Während der Regentschaft von Amenhotep III., dem Vater Echnatons, und auch unter Echnaton selbst erreichten die Epidemien ihren Höhepunkt. Tatsächlich ließ Amenhotep siebzehn Statuen zu Ehren von Sekhmet, der Göttin der Seuchen, errichten.
    »Ich habe kein Wort von einem Exodus aussätziger Sklaven gesagt.«
    »Das hast du klug vermieden. Aber Manetho tat es, ebenso wie Apion von Alexandria, Diodorus Siculus und Strabon. Die ›Unreinen‹, von denen Manetho und die anderen sprechen, hießen habiru . Historiker behaupten – und das weißt du genau –, dass aus diesem Begriff habiru das Wort ›Hebräer‹ entstand.«
    Mehrere Papyri, darunter auch der Leiden-Papyrus, bestätigten, dass es in Ägypten habiru -Sklaven gab, die als Zwangsarbeiter in Steinbrüche geschickt wurden. Sie stammten von jenen Hyksos ab, die nicht hatten fliehen können, als Ahmose I. die Eroberer vertrieben und durch den ganzen Sinai verfolgt hatte. Habiru war zu einer abfälligen Bezeichnung für all jene geworden, die, wie die verhassten Hyksos, kanaanitischer oder asiatischer Abstammung waren.
    »In Manethos Aegyptiaca wimmelt es von Fehlern«, sagte Michaela. Ihre Stimme zitterte vor Zorn. »Er verfasste sie zu Beginn des dritten Jahrhunderts vor Christus, und er beschrieb Ereignisse, die tausend Jahre zurücklagen. Überdies hat noch niemand herausgefunden, wer dieser Amenophis war, über den er sich lang und breit auslässt.«
    »Ich sage dir, wer er war. Manetho schrieb die Aegyptiaca auf Griechisch. Amenophis ist die griechische Umschrift von Amenhotep. Ich weiß nicht, ob er Amenhotep I., II. oder III. war. Aber die siebzehn Statuen deuten darauf hin, dass der Amenophis von Manetho der Pharao Amenhotep III. war, der Vater Echnatons. Das würde perfekt zur Ausbreitung der Lepra während seiner Regierungszeit passen.«
    Michaela zuckte mit den Schultern. »Ich sage es

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