Cut
Obst bereits Charlie gegeben.
Sie lächelte, setzte sich neben mich und schlug ihre endlosen Beine übereinander. «Ich habe gehört, dass Sie das Urteil in der Sache LaBrecque zugestellt haben. Gab es Probleme?»
Ich zuckte mit den Achseln. «Hätte noch schlimmer kommen können, wenn wir nicht in der Kirche gewesen wären.»
Margaret nickte. «Das hatte ich befürchtet.»
«Er ist nicht gerade liebenswürdig.»
«War er aggressiv?», fragte Margaret.
Ich zeigte ihr die roten Striemen an meinem Handgelenk. «Ich werde noch ein paar Tage was davon haben.»
Ihre Nasenflügel bebten ein wenig. «Die Ehefrau dieses Mannes ist die Freundin einer Freundin, und sie hat mich um Hilfe gebeten», erklärte Margaret. Einen solchen Fall würdesie normalerweise nicht annehmen. Mittlerweile konnte sie sich ihre Mandanten aus einer langen Warteliste auswählen. Das großzügige Büro in der oberen Etage dieses zentral gelegenen Bürohauses ist ein Zeugnis ihres Erfolges. «Dieser Mann hat seit geraumer Zeit seine Frau und seine Kinder misshandelt. Das Unterlassungsurteil ist nur ein erster Schritt. Ich habe den Fall an einen unserer Anwälte abgegeben. Hoffentlich reicht seine Frau die Scheidung ein. Dass er Ihnen wehgetan hat, tut mir leid.» Sie gab mir ein paar Papiere und ging zu ihrem Schreibtisch. «Wenn ich mich recht erinnere, trinken Sie Diet Pepsi, richtig?» Sie drückte auf den Knopf der Haussprechanlage. «Diane, würden Sie Keye bitte eine Diet Pepsi bringen?»
«Wird gemacht», hörte ich Diane fröhlich sagen.
Ich las die Papiere und schaute dann auf. «Sie haben einen Mandanten angenommen, der dreiundzwanzigmal auf seinen Chef geschossen hat?»
Margaret nickte. «Wir werden auf Notwehr plädieren.»
Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. «Aha.»
«Sein Chef hat ihn eingeschüchtert, und mein Mandant musste um sein Leben fürchten. Die ganze Firma besteht aus einem Haufen Schläger. Die meisten tragen Waffen. Eine Abschleppfirma. Sehr harte Szene.»
Es klopfte, Diane kam herein und brachte mir eine Pepsi auf Eis. Sie sah die Papiere in meinen Händen. «Ach, geht es gerade um den Fall des Abschleppwagenfahrers? Wird schwer werden, dafür einen unvoreingenommenen Richter zu finden. Jeder in der Stadt hasst die Abschlepptypen.»
«Das muss glücklicherweise nicht meine Sorge sein», sagte Margaret. «Danke, Diane.»
«Gern geschehen», entgegnete Diane mit einem Lächeln.
Ich schaute ihr hinterher und sah dann wieder Margaret an.«Er hat dreiundzwanzigmal auf ihn geschossen, Margaret, mit einer Neun-Millimeter-Glock. Er musste nachladen. Das lässt auf Entschlossenheit und Vorsatz schließen, nicht auf Angst.»
Ein dünnes Lächeln. «Deswegen brauche ich Sie, Keye. Sie wissen, welche Herausforderung auf uns wartet. Finden Sie etwas Belastendes über den Chef heraus. Wir haben gut drei Monate, um uns vorzubereiten. Ich hätte gerne innerhalb der nächsten vier Wochen etwas von Ihnen.»
Ich stand auf, trank einen Schluck Pepsi, stellte das Glas auf den Tisch neben meinem Stuhl und ging hinüber zu Margarets Schreibtisch. «Kann ich diese Informationen behalten?»
Sie nickte. «Ja, die Kopien sind für Sie.»
Ich nahm ein gerahmtes Foto von ihrem Schreibtisch und betrachtete es abwesend. Es zeigte ein Paar in Badekleidung. Der Mann trug ein kleines Mädchen auf dem Arm, das Margarets Augen hatte. Die drei befanden sich an Deck eines Schiffs, alle sahen gut und braun gebrannt aus.
«Sie und Ihre Eltern?», fragte ich.
«Das ist lange her», sagte Margaret und lächelte. «Da musste ich noch nicht arbeiten.»
«Tolle Familie.» Ich stellte das Foto zurück und versuchte, es genau so auszurichten, wie es zuvor gestanden hatte. Margaret hatte sich bereits wieder einem dicken Aktenstapel zugewandt.
«Wir sprechen uns in ein paar Wochen, okay?», sagte sie, ohne aufzusehen.
Auf dem Weg nach draußen fing mich Diane ab. Sie hatte Feierabend und wollte sich in meinem Büro mit Neil und Charlie treffen, um sich etwas auf dem großen Bildschirm anzuschauen, und fragte, wann ich da sein würde. Mein Büro ist zum Treffpunkt für Rauser, Diane, Neil, Charlie und mich geworden, besonders während der Baseballsaison.
«Ich kann nicht», sagte ich. Ich wollte zu Rauser in die Ermittlungszentrale gehen. Mittlerweile waren bestimmt die Berichte über die erneuten Befragungen zu den Tatorten des Wunschknochen-Mörders eingetroffen und Hinweise über die Hotline eingegangen, außerdem mussten weitere Akten
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