Cute & Winter: Eiskaltes Verlangen (German Edition)
wieder bestätigt. Traurig, aber wahr.
Und instinktiv wusste Dennis, dass Renés Gefühle für ihn mehr freundschaftlicher Natur waren – wenn überhaupt. Vielleicht war es eine blöde Idee gewesen, sich hier einzuquartieren, geboren aus dem blanken Verlangen, irgendwo Schutz zu suchen. Konnte René das? Ihn beschützen?
Diese Gedanken verwirrten Dennis vollends. Er zog sich langsam an, eine hellblaue, verwaschene Jeans, ein T-Shirt, darüber ein dunkelgraues Kapuzenshirt. Er hatte keinen Elan, sich schick zu machen.
Mit dem Fuß stieß er gegen seinen Rucksack und sein Kalender fiel heraus. Zettel, Notizen und Kontoauszüge verteilten sich gleichmäßig auf dem Boden. Er bückte sich ächzend, um die Sachen wieder einzusammeln, da fiel sein Blick auf einen Kontoauszug, den er sich gerade erst gezogen hatte. Sein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
‚Scheißkerl!’, dachte er und versuchte, seine strapazierten Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Wenn ich dir im Dunkeln begegnen würde ... Wütend zerknitterte er das Stück Papier und pfefferte es mit zitternden Händen in den Rucksack.
Nur einen Moment später nahm er die Papierkugel wieder heraus, strich sie glatt und legte den Auszug wieder in den Kalender. ‚Du musst es einfach als Job sehen’, ermahnte er sich still. ‚Ein Job mit guter Bezahlung.’ Aber alles in seinem Innern sträubte sich dagegen. Bittere Übelkeit stieg in ihm hoch, und er musste mehrmals schlucken.
Dennis kämpfte einen Augenblick mit sich selbst, dann ging er vor dem Rucksack in die Knie, holte eine kleine Flasche Wodka heraus und nahm einen kräftigen Schluck. Der Alkohol rann heiß durch seine Kehle und besänftigte ihn ein wenig. Er wusste, dass das nicht ewig so weitergehen konnte, aber erst mal war es okay.
Ein Geräusch hinter ihm ließ ihn zusammenfahren. Die Flasche verschwand wieder in seinem Rucksack.
„Dennis? Möchtest du frühstücken?“
Unsicher sah er sich um, René stand in der Tür und lächelte ihn an. Es war kein offenes, strahlendes Lächeln, eher ein abschätzendes. Aber es beruhigte Dennis. Das war der René, den er kennengelernt hatte.
Er setzte ein beinahe fröhliches Gesicht auf, das so falsch war wie der warme Händedruck eines Gebrauchtwagenverkäufers in einer Hinterhofklitsche.
„Ja, gern.“ Er folgte René in die Küche.
Der lehnte sich mit einer Tasse Kaffee gegen den Kühlschrank und betrachtete Dennis aufmerksam.
Dennis wusste nicht, was er sagen oder wie er darauf reagieren sollte. Ihm war die Situation unangenehm. Er wollte nicht über gestern Abend sprechen, aber es war klar, dass diese Sache jetzt zwischen ihnen stand.
René sah das nervöse Zucken in Dennis’ Gesicht, er lächelte still. Es wunderte ihn nicht, dass Dennis heute Morgen völlig verunsichert war. Er konnte schließlich nicht einschätzen, wie René auf das nächtliche Debakel reagierte. Und René hatte vor, gar nicht darauf zu reagieren. Was sollte er auch dazu sagen? – Dennis hatte versucht, ihn rumzukriegen, aber letztendlich war nichts gelaufen. Und das war vermutlich auch besser so. Und so lange Dennis ihm nicht vertraute, und genau das schien der Fall zu sein, sollte er sich hüten, den Jungen näher an sich heranzulassen. Das konnte nur ein Desaster werden.
„Ich bin im Wohnzimmer, muss noch ein paar Sachen im Internet recherchieren, ein paar Telefonate führen, okay? Fühl dich wie zu Hause, ich weiß ja nicht, was du essen und trinken möchtest.“ Damit ließ er Dennis in der Küche zurück.
Nach einer halben Stunde klopfte Dennis leise an die Wohnzimmertür, die René nur angelehnt hatte.
Er sah überrascht auf, da er völlig in die Arbeit vertieft gewesen war. „Ja?“
„Hast du was dagegen, wenn ich mir ein Bad einlasse?“
„Nein, mach ruhig. – Du findest sicher alles, was du brauchst.“
Dennis verzog sich rasch wieder.
Als René hörte, wie Dennis im Badezimmer verschwand, stand er auf. Völlig lautlos betrat er sein Büro. Zunächst fiel ihm nichtsBesonderes auf. Einige Kleidungsstücke lagen über der Lehne des beigefarbenen Sessels, das Bett war nicht gemacht, der Rucksack lag halb geöffnet in der Ecke neben dem Deckenfluter.
René trat einen Schritt näher. Er mochte das nicht, er wollte nicht hinter Dennis herspionieren, aber das war sein gottverdammter Job. Er musste wissen, woran er war mit dem Jungen, sonst konnte er ihm nicht helfen. Und er hatte das Gefühl, dass Dennis ihm wichtige Details vorenthielt.
Mit einem
Weitere Kostenlose Bücher