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Cyberabad: Roman (German Edition)

Cyberabad: Roman (German Edition)

Titel: Cyberabad: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian McDonald
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verdienen können. Es war ein großer Vertrauensbeweis. Am Ende wurde ihm bewusst, dass er mit den gleichen Absichten an Thomas Lull herangetreten war – dass er jemanden gesucht hatte, dem er sich anvertrauen konnte und der ihm zuhörte.
    Dr. Ghotse steckt den Fileplayer zurück in seine Jackentasche. Heute also kein It’s That Man Again . Auch nicht irgendwann sonst, wie es scheint. Thomas Lull greift nach der gebundenen Blake-Ausgabe, die neben jedem Bett lag, in dem er sich jemals häuslich eingerichtet hat. Er wiegt das Buch in der Hand und legt es dann in den Koffer.
    »Kommen Sie, ich habe Kaffee gemacht.«
    Das Heck des Boots öffnet sich zu einer improvisierten Veranda, die von den allgegenwärtigen Kokosmatten beschattet wird. Dr. Ghotse lässt Thomas Lull zwei Tassen Kaffee einschenken, den er nicht besonders mag, und folgt ihm nach draußen zu den zwei vertrauten Stühlen. Kinder planschen im Wasser, das zwei Grad kühler ist als der Kaffee.
    »Also«, sagt Dr. Ghotse. »Wohin werden Sie gehen?«
    »Nach Süden«, sagt Thomas Lull. Bevor er es aussprach, hatte er keine Vorstellung von einem Ziel gehabt. Seit dem Tag, als er den ehemaligen Reis-Lastkahn am Ufer des Backwaters festmachte, hat Thomas Lull keinen Zweifel daran gelassen, dass er nur so lange hier sein wird, bis der Wind ihn weiterweht. Der Wind wehte, die Palmen peitschten, die Wolken zogen vorbei und ließen es nicht regnen, und Thomas Lull blieb. Irgendwann hatte er das Boot geliebt, das Gefühl der Entwurzelung eines Strandgutsammlers, der sich niemals selbst beweisen musste. Aber das Mädchen kannte seinen Namen. »Vielleicht Lanka.«
    »Die Insel der Dämonen«, sagt Dr. Ghotse.
    »Die Insel der Strandbars«, sagt Thomas Lull. Schubert erreicht das vorbestimmte Ende. Die Wasserkinder tauchen und planschen, und Tropfen kleben auf ihren dunklen, grinsenden Gesichtern. Aber jetzt ist die Idee in seinem Kopf und wird nicht mehr verschwinden. »Vielleicht nehme ich sogar ein Schiff nach Malaysia oder Indonesien. Dort gibt es Inseln, wo man niemals mein Gesicht erkennen wird. Dort könnte ich eine nette kleine Tauchschule eröffnen. Ja. Das könnte ich tun ... Verdammt, ich weiß es nicht.«
    Er dreht sich um. Dr. Ghotse spürt es ebenfalls. Wenn man auf dem Wasser lebt, entwickelt man ein feines Gespür für Vibrationen, wie ein Hai. Die Salve Vagina reagiert mit leichtem Schaukeln, als jemand auf den Landungssteg tritt. Jemand ist an Bord gekommen. Das Kettuvallam verlagert seinen Schwerpunkt, während sich darauf ein Körper bewegt.
    »Hallo? Hier drinnen ist es sehr dunkel.« Kij duckt sich unter dem Kokosvordach und kommt auf das Hinterdeck. Sie ist in dasselbe weite, fließende Grau gekleidet wie gestern Abend. Im Tageslicht wirkt ihre Tilaka noch auffälliger. »Verzeihung, Dr. Ghotse ist bei Ihnen. Ich kann später wiederkommen ...«
    Sag es , denkt Thomas Lull. Ihre Götter haben dir diese eine Chance gegeben. Schick sie weg und verschwinde und schau dich nicht mehr um. Aber sie kannte seinen Namen, obwohl sie ihm nie zuvor begegnet war, und sie kennt Dr. Ghotses Namen, und Thomas Lull war noch nie in der Lage gewesen, einem Geheimnis zu widerstehen.
    »Nein nein, bleiben Sie. Es gibt Kaffee.«
    Sie gehört zu den Menschen, deren Lächeln das gesamte Gesicht verwandelt. Entzückt verschränkt sie die Hände.
    »Liebend gern. Vielen Dank.«
    Jetzt ist er verloren.
    Die Uhr springt auf dreißig Stunden, und Lisa Durnau quillt aus den Tiefen ihres Gedächtnisses empor. Der Weltraum, erkennt sie, ist die Dimension der Verdrogten.
    »He!«, krächzt sie heiser. »Gibt’s hier zufällig Wasser?« Ihre Muskeln fangen bereits an zu schrumpfen und zu verdorren.
    »Das Röhrchen rechts von Ihnen«, sagt Captain Pilot Beth, ohne von ihren Instrumenten aufzublicken. Lisa dreht den Kopf und saugt warmes, abgestandenes, destilliertes Wasser. Die männlichen Freunde der Pilotin in der Station plappern und flirten. Sie haben niemals genug vom Reden und Flirten. Lisa fragt sich, ob sie es jemals schaffen, etwas zu erledigen. Oder sind sie so schwach und weich, dass alles, was einem Fick nahekommt, sie zerbrechen würde? Neue Erinnerungen schleichen sich an.
    Lisa war zurück in Oxford und joggte. Sie liebte es sehr, in dieser Stadt zu laufen. Oxford ist großzügig mit Wegen und Grünflächen, und die Studenten pflegen die Kultur sportlicher Aktivitäten. Es war eine alte Route aus ihrer Keble-Zeit, am Kanal entlang, durch die Wiesen von Christ

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