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faszinierenden Weltstädte wiederzugewinnen.
Beengt, laut und überschwänglich, mit einer wirtschaftlichen Aktivität, die zwischen dem europäischen und dem asiatischen Teil hin- und herpendelt, kann Istanbul sich manchmal anfühlen, als würde man ersticken. Zehntausende von klapprigen Autos und Lastwagen suchen sich ihren Weg über die beiden Brücken zwischen den Kontinenten. Auf der europäischen Seite schleicht der Verkehr im Schneckentempo rund um den Taksim-Platz oder an den Dolmabahçe entlang, den früheren kaiserlichen Gärten mit ihrem Blick nach Asien. Selbst bei kühlem Wetter dringt einem der Staub in die Kehle. Seit ungefähr zehn Jahren jedoch strotzt die Stadt vor neuen künstlerischen, wirtschaftlichen und politischen Möglichkeiten, und es gibt kaum eine größere Freude im Leben, als Europa nach einem harten Arbeitstag mit der Fähre zu verlassen, auf den Bosporus zu blicken und sich auf ein ausgezeichnetes Abendessen in Kadıköy auf der asiatischen Seite zu freuen.
Bei allen Befürchtungen, die Regierungspartei AKP könne eine fünfte Kolonne des islamischen Fundamentalismus darstellen, hat die Jugend von Istanbul seit ihrer Machtübernahme mit beiden Händen nach den wirtschaftlichen Gelegenheiten gegriffen und erfolgreiche Unternehmen für Produktion, Design, Hightech und Dienstleistungen gegründet, die es mit den besten Firmen in Europa, Amerika und Asien aufnehmen können.
Polizeiarbeit ist in der Stadt natürlich ein Albtraum, insbesondere weil nur die wenigsten Einwohner Vertrauen zu einer Truppe haben, die über viele Jahrzehnte das wichtigste Symbol eines unterdrückerischen Staatsapparats war.
Neue Verbrechen erforderten einen neuen Polizistentyp. Bilal stand in keiner Verbindung zu den alten Traditionen des Tiefen Staates, und er hatte auch noch keine der besonders mächtigen Personen verärgert. Deshalb wurde er in Istanbul willkommen geheißen, als er aus der türkischen Hauptstadt Ankara eintraf und daranging, das Vertriebsnetz von Cha 0 s Skimmer-Firma aufzudecken.
In einer Stadt wie Istanbul suchte Inspektor Şem damit allerdings nach einer Nadel im Heuhaufen. Legaler, halblegaler und illegaler Export/Import war schon seit Jahrhunderten ein charakteristisches Kennzeichen der Wirtschaft dieser Stadt – Waren wurden hinaus und hinein verschoben. Seit den 1960er Jahren waren riesige Mengen von Haushaltsgeräten aus Deutschland, wohin seit jener Zeit rund zwei Millionen Türken als Gastarbeiter ausgewandert waren, über den Balkan nach Istanbul gelangt. Durch die Decke gegangen war das Volumen dieses Handels aber erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion: In Russland, der Ukraine, dem Kaukasus und mehreren zentralasiatischen Republiken mit ihren Turksprachen hatten sich neue Märkte eröffnet.
Aber irgendwo musste Bilal anfangen, und so suchte er sich die drei größten Logistikunternehmen der Stadt aus. Zuerst verwendeten er und seine Assistenten einen halben Tag darauf, das Personal der Kurierfirmen zu schulen, damit sie einen Skimmer erkannten. Die Geräte werden häufig als Autoersatzteile oder Maschinenwerkzeuge deklariert. Die Mitarbeiter mussten Skimmer in die Hand nehmen, damit sie sich an ihr Gewicht und ihr Aussehen gewöhnten.
Ein unproduktiver Tag folgte auf den anderen, und irgendwann entschloss sich Inspektor Şem, in das Hauptquartier in Ankara zurückzukehren. Wochen vergingen, und in ihm machte sich eine altvertraute Verzweiflung breit. Aber dann, etwas mehr als einen Monat später, kam aus Istanbul eine gute Nachricht: Ein Mann war zu einem der Transportunternehmen gekommen und hatte ein Päckchen nach Finnland abgegeben. Wie sich herausstellte, enthielt es einen Skimmer. Der Mitarbeiter am Annahmeschalter rief vom Hinterzimmer aus an und berichtete, das Päckchen enthalte auch eine PIN -Tastatur.
»Bingo!«, dachte Bilal. Dem Speditionsmitarbeiter sagte er, er solle den Absender gehen lassen: Die Überwachungskamera hatte sein Bild bereits festgehalten. Nach vielen Monaten war der Inspektor wenigstens auf eine Spur gestoßen. Wie nicht anders zu erwarten, hatte der Mann einen falschen Ausweis vorgelegt, aber dann gelang Bilal ein zweiter Durchbruch. Der Verdächtige hatte bei dem Kurierunternehmen auch drei Telefonnummern angegeben, und eine davon gab es tatsächlich. Sie überprüften den Namen und identifizierten den offiziellen Anschlussinhaber – um einen Kriminellen schien es sich nicht zu handeln. Dann aber überwachten sie die Handynummer, und
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