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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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die achteckige Bibliothek. Ihr Blick fiel auf den Kamin, der von der Sonne in gleißendes Licht getaucht war.
    »Hier, das ist es …«
    Medea betrachtete das Bild lange und intensiv, dann sagte sie: »Das erinnert mich an ein Gemälde von Boccioni: der Stil ist eindeutig futuristisch. Und wahrscheinlich ist es ein Vermögen wert. Ich bin keine Expertin, aber … Habt ihr es jemals schätzen lassen?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, antwortete Otto.
    »Ich sehe es mir mal genauer an.«
    Otto zog einen Stuhl heran, legte eine Zeitung auf die Sitzfläche und stieg darauf, dann nahm er das Bild vom Haken und gab es seiner Tante, die es vorsichtig auf den Tisch legte.
    »Ich habe dieses Bild noch nie gesehen …«, sagte sie, »nicht einmal als Reproduktion oder als Abbildung in einer Zeitschrift oder einem Kunstkatalog. Aber es wundert mich nicht, dass jemand wie der Conte Liguana davon fasziniert ist …« Sie drehte das Gemälde um. »Hast du diese handschriftliche Widmung hier gesehen?«
    Um dich nicht zu verlieren, um nicht zu verschwinden.
    »Nein«, gab Otto zu.
    Der schwungvolle Schriftzug ging in konzentrische Kreise über. Womöglich ein mysteriöses Symbol, oder einfach nur eine unbedeutende Kritzelei.
    »Ich wette, der Satz stammt von Atamante.«
    »Wie kommst du darauf?«
    Medea drehte das Bild wieder auf die Vorderseite. »Kreise, die symmetrisch um eine gemeinsame Mitte angeordnet sind. Wahrscheinlich eine Widmung für seine Frau Armilla.«
    »Verstehe ich nicht.«
    »Weißt du, was Armilla bedeutet?«
    »Nicht wirklich.«
    »Und eine Armillarsphäre?«
    »Eine was?«
    »Armillarsphäre.«
    Otto lachte. »Ich verstehe immer noch nicht.«
    »Eine Armillarsphäre ist ein altes astronomisches Gerät. Man nennt sie auch Weltmaschine. Stell dir ein Gestell vor, das aus mehreren Metallringen besteht, die alle unabhängig voneinander bewegt werden können, um die Bewegung der Himmelskörper zu simulieren.«
    Dieses Mal nickte Otto: »Okay, ich glaube, das habe ich schon mal gesehen.«
    »Ganz wunderschöne Armillarsphären stehen in Florenz, im Museum für Wissenschaftsgeschichte, gleich hinter den Uffizien.«
    Otto sah seine Tante an: »Und?«
    »Nichts und. Ich kenne den Direktor gut … vielleicht … Ich weiß auch nicht. Dieses Bild jedenfalls sagt mir gar nichts, Otto. Das müsste man zu einem Experten bringen.«
    »Kennst du jemanden?«
    »Schon, aber … Wahrscheinlich sind sie zu beschäftigt, um sich Zeit für dieses Bild zu nehmen.«
    »Und jetzt? Versuchen wir die Tagebücher zu finden?«
    »Ja, lass es uns versuchen.«
    Medea wohnte in Asciano, einem Bergdorf oberhalb von Pisa, ganz in der Nähe der Villa Folgore. Ihr Häuschen lag ein wenig abseits und sehr ruhig. Gemeinsam mit Otto kletterte sie die Stiege zum Dachboden hinauf. Als sie die Tür öffnete, wirbelte eine Staubwolke auf.
    »Entschuldige das Durcheinander«, versuchte sie sich zu rechtfertigen, »erzähl das ja nicht deiner Mutter, okay?«
    »Versprochen!«
    »Hier hebe ich alles auf, was ich in den vergangenen fünfzehn Jahren von meinen Reisen mitgebracht habe. Nichts Wertvolles, damit wir uns richtig verstehen, aber Dinge, die mir wichtig sind und von denen ich mich nicht trennen möchte. Pass auf deinen Kopf auf.«
    »Alles klar.«
    Sie betraten den Dachboden. Am First konnte man gerade noch aufrecht stehen, während man sich an der Traufe des Pultdaches tief ducken musste, wenn man sich den Kopf nicht anstoßen wollte.
    »Was suchen wir eigentlich genau?«
    »Einen Schrankkoffer mit Messingverschlüssen«, antwortete Medea.
    Von den von der Decke herabhängenden Glühbirnen funktionierte nur eine einzige, ihr schwaches Licht fiel auf einen Haufen Gerümpel, der unentwirrbar schien.
    Sie schoben Tische und Truhen zur Seite, schlüpften zwischen Statuen und antiken Vasen hindurch und hoben Teppiche und Leinentücher an.
    »Ich könnte in Pension gehen und Trödelhändlerin werden …«, witzelte Medea und wuchtete eine Eisentruhe zur Seite, auf der ein Militärmantel im Stil Napoleons und ein weit ausladendes Kleid aus dem 18. Jahrhundert lagen, das sie mal auf dem Karneval in Venedig getragen hatte.
    Otto suchte nach dem Koffer oder nach einem Hinweis auf seine Existenz. Zwei Swarowski-Kristalllampen erweckten sein Interesse, die auf einem Stapel zerschlissener Vorhänge und von Mäusen angefressener Stoffe lagerten. Darunter war eine Truhe zu erahnen. Er schob den Stoffstapel beiseite und entdeckte ein Messingschloss. »Tante, ich

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