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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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ängstlich?
    Der mondlose Nachthimmel war von tiefem Indigoblau, was die Sterne noch heller leuchten ließ.
    Wie jedes Mal bog Otto nach links in das Sträßchen Richtung Kloster ein und blieb in Höhe der ersten Serpentine stehen, um dem Zirpen der Grillen zu lauschen.
    Er tastete nach dem Ikosaeder seines Großvaters und hielt es sich vor die Augen. Von dem Ikosaeder ging ein fluoreszierendes Leuchten aus, ein geheimnisvolles blaues Licht.
    Das Lumen.
    Die Energie der Neuen Stadt.
    Er steckte das Polyeder wieder in die Tasche und hatte die Füße gerade auf die Pedale gesetzt, um weiterzufahren, als er innehielt. Hinter ihm war ein Geräusch zu hören. Klar und deutlich.
    Schritte. Schritte, die schnell näher kamen.
    Und sie klangen metallisch.
    Otto hatte das Gefühl, das Blut würde ihm in den Adern gefrieren. Er versuchte sich einzureden, das alles sei nur Einbildung. Aber die Schritte waren nicht zu überhören, jeder einzelne, stakkatohaft. Und sie kamen näher. Er handelte instinktiv, riss das Fahrrad herum, weg von der Straße die Böschung hinunter, und versteckte sich hinter dem dichten Blätterwerk der Mastixsträucher. Er machte sich ganz klein, in der Hoffnung, dass die Schritte verschwinden oder sein Herz nicht mehr so wild klopfen würde. Er presste sich dicht an den Fahrradrahmen, so wie er es vor einigen Tagen im Marmorsteinbruch getan hatte.
    Und er betete.
    Die Schritte kamen näher. In gleichbleibendem Rhythmus bewegte sich jemand über den Asphalt, wie ein Langstreckenläufer.
    Otto kniff die Augen zusammen, aber die Schwärze der Nacht war undurchdringlich und er konnte nichts erkennen. Die Schritte kamen näher, immer näher, und plötzlich verharrten sie ganz in der Nähe des Busches, hinter dem er sich versteckt hatte. Otto hielt den Atem an, was sollte er tun? Fliehen? Aber wovor eigentlich?
    Von panischem Schrecken gepackt, bemerkte er, dass bläuliches Licht aus seiner Hosentasche strahlte, wo er das Ikosaeder verstaut hatte. Als wäre der Stoff durchsichtig. Das Lumen war aktiviert und hatte zu leuchten begonnen.
    Otto legte seine Hand darüber und konnte den Schatten seiner Finger sehen. Bestimmt war das blaue Licht auch auf der Straße zu erkennen.
    Wieder die Schrittgeräusche. Aber dieses Mal kamen sie nicht von der Straße, sondern aus dem Wald.
    Aus den Büschen.
    Ganz in seiner Nähe.
    Otto hörte, wie Zweige gegen Metall rieben, machte sich noch kleiner und versuchte vollständig im Unterholz zu verschwinden.
    Was auch immer sich da näherte, es war nur wenige Meter von ihm entfernt. Bei jedem Schritt war ein metallisches Ticken zu hören und das langsame Kreiseln eines Gyroskops, das offenbar helfen sollte, das Gleichgewicht zu halten.
    Plötzlich verstummte das metallische Geräusch.
    Man hörte nur das Zirpen der Grillen.
    Und die Autos im Tal, ganz weit entfernt.
    Und … eine schnarrende Stimme: »Galeno ist … angekommen.«
    Otto riss die Augen auf und entspannte sich etwas: »Galeno?« Er konnte es nicht glauben: »Galeno?« Er richtete sich auf und kam hinter dem Busch hervor. »Was machst du denn hier?«
    Der Roboter neigte den Kopf erst nach rechts, dann nach links. Die zwei hauchdünnen Membranen, die seine Glasaugen schützten, zogen sich zurück. »Galeno folgt den Anweisungen. Dir folgen, was auch immer passieren mag«, sagte er, »und nichts anfassen, bitte!«
    Otto kam ganz aus seinem Versteck, das Fahrrad hielt er über dem Kopf. »Was soll ich denn jetzt meiner Tante sagen? Hast du sie informiert?«
    »Informiert? Nein! Galeno … hat … Anweisungen befolgt.«
    »Aber sie weiß, dass du abgehauen bist?«
    »Frau Medea hat etwas geschrien. Galeno … ist dir gefolgt, was auch immer passieren mag! Und nichts anfassen!«
    Otto stellte das Rad wieder auf den Asphalt. »Aber du solltest mir nicht weiter folgen! Die Anweisung ist aufgehoben! Was machen wir denn jetzt? Wir müssen zu meiner Tante zurück … oder … soll ich dich mit nach Hause nehmen? Auf jeden Fall brauche ich erst mal ein Telefon!«
    Vor seinem inneren Auge tauchten zwei sehr verschiedene Schreckensszenarien auf: Schauplatz war zum einen die Villa Folgore, weil er viel zu spät nach Hause kam, zum anderen das Haus seiner Tante, weil Galeno verschwunden war.
    »Du bist wirklich kompliziert als Freund!«, sagte Otto verärgert.
    »Freund?«
    »Ja, Freund. Weißt du, was ein Freund ist?«
    »Negativ. In Galenos Vokabular nicht existent.« Der Roboter senkte den Kopf und schwieg.
    »Ein nicht

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