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Cyboria - Die geheime Stadt

Cyboria - Die geheime Stadt

Titel: Cyboria - Die geheime Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. Baccalario
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sendete ein rhythmisches blaues Lichtsignal.
    Dichtes Unkraut hatte den schmalen Weg überwuchert, der zum Eingang des Lagerhauses führte. Die beiden gewaltigen, etwa zehn Meter hohen Rolltore waren mit einer rostigen Eisenkette verschlossen, die beim ersten Hammerschlag zerbrach.
    Sie gingen hinein. Drinnen war es finster.
    Das war nicht einfach eine Lagerhalle.
    Das war ein Hangar.
    Galeno ging mit sicherem Schritt voran und verharrte dann unter einem gigantisch großen Körper, der mitten in der Halle festgezurrt war.
    Ein Körper voller Luft.
    Ein Zeppelin, der mit einem Netz aus Seilen am Boden gehalten wurde.
    Galeno betrat die Kabine, die unter dem Bauch des Luftschiffs angebracht war. Eine schmale Gondel mit gebogenem Bug und vergoldeten Bullaugenfenstern, die mit Vogelfedern geschmückt waren. Er hob seine Metallhand, um einen Code ins Tastenfeld der Gondel einzugeben, drehte sich anschließend zu seinen Begleitern um und jubelte: »Ich kann mich an alles erinnern!«
    Seit er wieder aktiviert worden war, hatte sich Galeno verändert. Er sprach nicht mehr in der dritten Person von sich, sondern in der ersten.
    »Kommt, beeilt euch!«, rief er. »Das Abendessen wird eine Viertelstunde nach dem Abheben serviert.«
    Otto, Medea und Jago standen immer noch am Eingang des Hangars und bestaunten den riesigen Körper des Luftschiffs, das am Boden aussah wie ein dickbauchiger Walfisch aus Leichtmetall. Ein so gewaltiges Flugobjekt hatten sie noch nie gesehen.
    Auf der Seite des Luftschiffs war ein Wort zu lesen, jeder Buchstabe war groß wie ein Auto:
ZISCHELIN
    Unmittelbar darunter war eine blaue Fackel abgebildet.
    Medea legte einen Arm um die Schulter ihres Neffen und murmelte, noch immer überwältigt vom Anblick des Giganten: »Jetzt verstehe ich. Der zu zähmende Riese ist ein Luftschiff.«
    Sie lösten die Halteseile und schoben den Zischelin aus dem Hangar. Es ging ganz leicht, als würde man ein Kinderspielzeug bewegen. Dann gingen sie an Bord der Gondel, und in weniger als zehn Minuten schwebten sie majestätisch über den Nachthimmel von Paris.
    Der Eiffelturm war hell erleuchtet, er wirkte wie ein riesiger Zauberstab. Galeno saß ruhig und hochkonzentriert am Steuer. Medea und Jago unterhielten sich; nach all den Irritationen und Spannungen versuchten sie so schnell wie möglich das verloren gegangene Vertrauen zurückzugewinnen. Dabei blickten sie auf die hell erleuchtete Stadt unter ihnen, die aussah wie ein lebendiges Wesen aus Licht.
    Otto dagegen schlief.
    In tausend Meter Höhe war er in einen tiefen Schlaf gefallen, mit einer Wolldecke auf den Knien.
    Schon bald glitzerte unter ihnen eine grenzenlose Wasserfläche, sie hatten das offene Meer erreicht. Niemand wusste, wohin die Reise gehen würde, am Bug ließ sich die unendliche Weite des Hohen Nordens erahnen.
    Unter der Gondel hing der Körper von Calibano, über und über mit Eiskristallen bedeckt. Seine Stahlfinger hatten sich fest in den Boden gekrallt.
    Die Insassen der Gondel bemerkten ihn nicht.

Zukunft
    »Warum sollen wir zurückblicken, wenn wir die geheimnisvollen Tore des Unmöglichen aufbrechen wollen?«
    Das Futuristische Manifest , »Le Figaro«, 20. Februar 1909

1
Die Eroberung der Sterne
    H immel und Meer. Himmel und Meer.
    Durch das Bullauge bot sich ein grandioser Ausblick auf Myriaden kalter Sterne, die sich in den gekräuselten Wolken des Nordens widerspiegelten. Das Meer glänzte in mystischem Schwarz. In welche Richtung sie auch blickten, von Festland keine Spur.
    Die vier jeweils 1100 PS starken Motoren des Luftschiffs liefen ruhig und präzise wie ein Uhrwerk. Während sie mit voller Kraft ins Niemandsland schwebten, überprüfte Galeno hin und wieder die Leitwerke und die Triebwerke.
    Wie ein Messer durchschnitt das Luftschiff die weiß-grauen Wolkentürme über dem Nordatlantik, dabei wurde es von starken Windböen durchgeschüttelt und in Luftlöchern nach unten gerissen.
    Medea und Jago lagen eng aneinandergeschmiegt auf dem Sofa im Salon der Gondel und schliefen.
    Otto dagegen war plötzlich aus dem Schlaf geschreckt.
    Er hatte einen Albtraum gehabt.
    Von Calibano.
    Die Wolldecke fest um sich geschlungen, versuchte er sich an die Turbulenzen zu gewöhnen. Er griff nach Medeas Handy und entdeckte eine Nachricht von zu Hause.
Habt ihr uns bei eurem Urlaub in Capraia ganz vergessen? Geht es euch gut? Isst du auch genug, Otto? Er soll nicht mit vollem Magen ins Wasser gehen, ja? Lasst von euch hören, Mama
    Beim Lesen

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