Cyclop
Schreckens-Kette. Ihre Fracht von fünfundzwanzigtausend Tonnen Ammoniumnitrat …«
»… was nichts weiter ist als Kunstdünger«, unterbrach Manny.
»… ist eine äußerst flüchtige Chemikalie«, fuhr Pitt unbeirrt fort. »Wenn diese Menge Ammoniumnitrat explodiert, hat sie eine Sprengkraft, die erheblich größer ist als die der Hiroshima- und Nagasaki-Bomben. Die sind zudem aus der Höhe abgeworfen worden, und ein guter Teil ihrer Sprengkraft ist in der Luft verpufft. Wenn aber die
Amy Bigalow
auf Bodenhöhe explodiert, hat das zur Folge, daß fast ihr gesamter Druck wie ein Hurrikan durch Havanna fegt. Die
Ozero Zaysan,
deren Frachtpapiere militärisches Material ausweisen, ist vermutlich bis obenhin mit Munition vollgestopft. Die Explosion auf der
Amy Bigalow
wird auch sie hochgehen lassen, und zwar wie eine geballte Ladung – das ist sie ja auch. Das alles führt automatisch zur Entzündung der Öltanks auf der
Ozero Baykai,
und der Zerstörungseffekt wird noch einmal multipliziert. Und dann folgen die Treibstofftanks, die Raffinerien, die Chemiewerke und jede Fabrik, in der es irgendwelche flüchtigen Substanzen gibt. Diese Kettenreaktion kann sich unter Umständen tagelang fortsetzen.«
Nach außen hin schienen Manny, Moe und Jack weder zu begreifen noch alarmiert zu sein.
Ihre Gesichter blieben unbewegt und gleichgültig. Tatsächlich aber waren sie sehr wohl beeindruckt von Pitts Höllenvision.
Moe sah Clark an. »Wissen Sie, ich glaube, er trifft die Sache tatsächlich verdammt genau.«
»Sag’ ich doch. Langley hat die sowjetischen Absichten und Pläne einfach falsch interpretiert.
Es braucht gar keine Atombomben. Auf diese Weise läßt sich der gleiche Zerstörungseffekt erzielen.«
Manny stand auf und umfaßte Pitts Schultern mit seinen mächtigen Pranken. »Mann, das muß ich Ihnen lassen, Bescheid wissen Sie.«
Zum ersten Mal meldete sich auch Jack. »Und es besteht keine Chance, die Schiffe noch vor den Feierlichkeiten morgen zu entladen?«
»Nein, aber man könnte sie wegschaffen«, sagte Pitt.
Manny dachte darüber einen Augenblick lang nach. »Die Frachter könnten wohl aus dem Hafen raus. Aber ich würde keine Wette darauf eingehen, daß man in der kurzen Zeit auch den Tanker vom Fleck bewegen kann. Ohne Schlepper, um ihn wenigstens bis zum Kanal zu ziehen, schon gar nicht.«
»Jede Meile mehr, die diese Schiffe vom Hafen entfernt sind, kann hunderttausend Menschenleben retten«, ermahnte Pitt.
»Das könnte uns auch zusätzliche Zeit verschaffen, um nach den Sprengsätzen zu suchen«, überlegte Moe laut.
»Das wäre natürlich das beste – und möglichst noch vor Erreichen der offenen See.«
»Wenn nicht«, murmelte Manny grimmig, »läuft es auf Selbstmord hinaus.«
»Und Ihre Frau würde die Begräbniskosten sparen«, grinste Jack hämisch, »weil nämlich kein Fitzelchen mehr übrigbliebe, das man bestatten könnte.«Moe machte ein bedenkliches Gesicht. »Wir sind zu wenige.«
»Wie viele Schiffsingenieure können Sie zusammenkriegen?« fragte Pitt.
Moe nickte zur anderen Wand hinüber. »Manny war mal Schiffsingenieur. Kennst du noch wen, Manny?«
»Enrico weiß in Maschinenräumen Bescheid. Und Hektor ginge auch, wenn er nüchtern ist.«
»Das sind drei«, sagte Pitt. »Wie ist es mit Seeleuten?«
»Fünfzehn. Einschließlich Moe und Jack siebzehn«, antwortete Clark.
»Macht alles zusammen zwanzig. Ich dazu, macht einundzwanzig«, rechnete Pitt. »Dann sind da noch die Hafenlotsen.«
»Die sind einer wie der andere absolut Castro-treu«, knurrte Manny. »Wir müssen uns schon selbst lotsen.«
»Langsam, langsam, verdammt«, mischte sich Moe ein. »Selbst wenn wir die Dockwächter überwältigen, haben wir es immer noch mit den Schiffsbesatzungen zu tun.«
Pitt wandte sich an Clark. »Wenn Ihre Leute sich um die Wachen kümmern, schalte ich die Besatzungen aus.«
»Ich werde persönlich eine Kampf truppe führen«, antwortete Clark. »Aber es ist mir nicht ganz klar, wie Sie Ihren Teil der Aufgabe absolvieren wollen.«
»Schon passiert«, lächelte Pitt hintergründig. »Alle Schiffe sind verlassen. Ich garantiere dafür, daß sich die Mannschaften bereits außerhalb der Zerstörungszone befinden.«
»Mag ja sein«, gab Moe zu bedenken, »daß die Sowjets ihre eigenen Leute schonen und retten wollen. Aber ganz sicher geben sie keinen Pfifferling für die ausländische Besatzung der
Amy Bigalow
.«
»Schon. Aber andererseits können sie es auch nicht
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