Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
an ihre Lippen führte.
Er machte einen Satz über den Tisch und ergriff ihr Handgelenk. »Iss das nicht!«
Mit weit geöffneten Augen starrte sie ihn an.
Er betrachtete das Stück Karotte, das auf ihrer Gabel aufgespießt war; es war von der Soße überzogen und glänzte. Er drückte ihre Hand nach unten. »Leg sofort die Gabel hin.«
Sie ließ die Gabel los, die scheppernd auf ihren Teller fiel.
»Mylord?«
Irving eilte herbei. Gyles lehnte sich zurück, die Finger immer noch um Francescas Handgelenk gelegt, und hielt die Flasche dem Butler entgegen. »Riechen Sie mal.«
Irving nahm die Flasche und roch daran. Seine Augen wurden weit, und er starrte die Flasche an. »Du meine Güte! Ist das …?«
»Bittere Mandeln.« Gyles sah Francesca an. »Holen Sie sofort Wallace. Und Mrs. Cantle.«
Irving schickte den Lakaien weg und entriss ihnen umgehend die Teller.
Francesca starrte die Flasche an. »Lass mich mal riechen.«
Irving brachte sie ihr vorsichtig. Sie nahm sie, roch daran und begegnete Gyles’ Blick. Er hob eine Augenbraue.
»Es riecht wie bittere Mandeln.« Sie stellte die Flasche auf den Tisch.
Die Tür wurde geöffnet, und Mrs. Cantle trat ein, gefolgt von Wallace. »Mylord?«
Gyles erklärte ihr alles. Die Flasche wurde herumgereicht und alle kamen zu dem gleichen Urteil: die Soße roch nach bitteren Mandeln.
»Ich verstehe nicht, wie …« Wallace sah zu Mrs. Cantle.
Mit hochrotem Gesicht wandte sich diese an Gyles. »Die Flasche war mindestens eine Woche lang verschwunden, und Cook hat sie erst vor wenigen Minuten gefunden.«
Gyles gab Irving ein Zeichen. »Holen Sie Mrs. Doherty.« Irving verschwand umgehend. Gyles wandte sich an Mrs. Cantle. »Erzählen Sie mir von dieser Soße.«
»Ich habe angefragt, ob man sie herstellen kann.« Francesca ergriff Gyles’ Finger. »Es ist eine Gewohnheit, die ich entwickelt habe, seitdem ich in England bin, denn ich finde die Speisen hier ziemlich geschmacklos …«
Cook kam zu ihnen: sie war blass und sichtlich erregt. »Ich hatte keine Ahnung. Ich sah die Flasche dort stehen und habe sie umgehend hergebracht. Ich weiß, dass Mylady sie in der letzten Woche schon vermisst hat.«
»Wer bereitet die Soße zu?«, erkundigte sich Gyles.
Mrs. Cantle und Cook tauschten Blicke aus. Mrs. Cantle antwortete. »Ferdinand, Mylord. Er wusste, was Lady Francesca wollte und freute sich sehr, sie für sie zubereiten zu können und verwendete große Sorgfalt darauf.«
»Ferdinand?«
Gyles blickte Francesca an. An ihren Augen sah er, dass sie den großen Wunsch hatte, alles abzustreiten, was er gerade dachte.
Cook schlurfte mit den Füßen. »Wenn Sie nichts dagegen haben, werde ich dieses üble Zeug umgehend wegwerfen.«
Gyles nickte. Cook nahm die Flasche und ging.
Wallace räusperte sich. »Wenn Sie meine Worte entschuldigen würden, Mylord, aber ich würde sagen, Ferdinand ist der Letzte, der Lady Francesca mit der Soße vergiften würde. Er ist Ihrer Ladyschaft treu ergeben und trotz seines theatralischen Getues war er immer gut in seiner Arbeit; er hat letzten Endes immer das getan, was wir von ihm verlangt haben. Seit der Ankunft Ihrer Ladyschaft ist er viel besser mit Cook zurechtgekommen, die sein einziger Schwachpunkt war.«
Mrs. Cantle nickte zustimmend. Gyles bemerkte, dass Irving ebenfalls nickte.
»Und«, fuhr Wallace fort, »wenn Ferdinand wirklich vorhätte, jemanden zu vergiften, könnte er das sehr einfach tun und die Chance, entdeckt zu werden, wäre äußerst gering. Er könnte zum Beispiel Gift in die stark gewürzten Speisen, die er zubereitet, mischen, anstatt bittere Mandeln in die Soße Ihrer Ladyschaft zu rühren.«
Gyles sah von einem zum andern. Angesichts dessen, was er fühlte, war es schwierig, ihre Argumente zu akzeptieren. Schließlich tat er genau das. »Also gut. Wer aber hat das Gift in die Flasche getan? Wer hat Zugang zu bitteren Mandeln?«
Mrs. Cantle verzog das Gesicht. »Sie brauchen nur einen Kern, Mylord, und die Bäume sind überall, allein auf der Südwiese stehen drei Mandelbäume.«
Gyles starrte sie an.
Er vernahm ein Klopfen an der Tür, und Cook schaute herein. »Entschuldigen Sie bitte, Mylord, aber dies könnte für Sie von Interesse sein.« Sie betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich. Dann atmete sie tief ein und wandte sich an alle. »Ich schüttete das Zeug gerade in den Abfluss, als Ferdinand auftauchte. Er sah, was ich da tat und fragte mich, warum. Er wollte gerade einen italienischen
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