Cynster 07 - Nur mit deinen Kuessen
Geschwafel noch fünf weitere Minuten, ehe seine Verzweiflung einem Einfall Platz machte. Er stand auf und ging zu den beiden hinüber. Francesca blickte auf.
»Ich hatte bereits erwähnt, meine Liebe, dass ich mit dir in den Park fahren wollte. Erinnerst du dich?« Mit ruhiger Miene wandte er sich an Osbert. »Ich fürchte, Cousin, dass wir, wenn ich Francesca eine Kostprobe von dem geben soll, was Sie soeben so eloquent beschrieben haben, jetzt gehen müssen.«
»Oh ja! Natürlich!« Osbert entwirrte seine langen Beine und erhob sich. Er ergriff Francescas Hand. »Sie werden es genießen, dessen bin ich mir sicher.«
Francesca verabschiedete sich von Osbert und dieser sich von Gyles; dann machte sich Osbert fröhlich auf den Weg.
Gyles beobachtete seinen Rückzug mit zusammengekniffenen Augen.
»Nun, Mylord.«
Er wandte sich um und sah, dass Francesca ihn mit geneigtem Kopf anlächelte.
»Bevor wir in den Park fahren, muss ich mich noch umziehen.«
Schade, denn sie sah auch so bezaubernd aus, der U-förmige Ausschnitt ihres Kleides lenkte seinen Blick auf sie; das weiche Material, das sich eng an ihre Rundungen schmiegte, zerrte an seinen Sinnen. Aber mit diesem Kleid würde sie in seinem Zweispänner frieren. Er ergriff ihre Hand und führte sie an seine Lippen. »Ich bestelle die Kutsche. Wir treffen uns in einer Viertelstunde in der Halle.«
Sie verließ ihn mit einem wunderschönen Lächeln.
Es war die Stunde, in der die Mitglieder der gehobenen Gesellschaft spazieren fuhren, und die Allee war voll mit Kutschen aller Art. Die größeren, konservativeren Brougham-Einspänner und Landauer waren am Rand aufgereiht, und die kleineren, rassigeren Einspänner fuhren zwischen ihnen hindurch. Geschwindigkeit war hier von sekundärer Bedeutung, keiner war wirklich in Eile; der Zweck der Übung bestand darin, zu sehen und gesehen zu werden.
»Hier ist ja viel los!« Von ihrem Hochsitz auf dem Kutschbock blickte Francesca um sich. »Ich dachte, die Stadt wäre zu dieser Jahreszeit halb leer.«
»Sie ist halb leer.« Gyles widmete seine Aufmerksamkeit der Kutsche vor ihm und den Insassen der Kutschen neben ihnen. »Während der Ballsaison sind die Rasenflächen ziemlich voll, und es gibt mehr Reiter. Was du hier siehst, ist hauptsächlich die Elite der gehobenen Gesellschaft, die aus geschäftlichen Gründen hier ist. Normalerweise führt die Politik sie zur Herbstsitzung in die Stadt.«
Francesca sah über die Reihen. »Dies sind also die Ladys, die ich unbedingt kennen lernen sollte.«
Gyles’ Augenbrauen hoben sich, aber er neigte den Kopf.
Er verlangsamte das Tempo und fuhr den Zweispänner näher an eine Kutsche heran, die am Rand stand. Francesca schaute genau hin, dann strahlte sie. »Honoria!«
»Francesca! Wie schön, dich zu sehen!« Honoria sah Gyles an und nickte, immer noch lächelnd. »Mylord. Ich kann dir gar nicht sagen, wie entzückt ich bin, euch hier zu sehen.«
Gyles’ Lächeln war frostig. Francesca hob flüchtig die Augenbrauen, Honorias Antwort darauf besagte eindeutig: Ich erkläre es dir später.
Honoria deutete auf drei weitere Ladys, die in der Kutsche saßen. »Darf ich dir Devils Tante, Lady Louise Cynster und ihre Töchter Amanda und Amelia vorstellen?«
Francesca begrüßte die Damen und lächelte, als sie die Gedanken, die sich hinter den großen Augen der Mädchen verbargen, erriet. Sie waren der Inbegriff von blassen englischen Schönheiten, mit goldenen Locken, kornblumenblauen Augen und einer zarten, milchigen Haut. »Seid ihr Zwillinge?«
»Ja.« Amandas Blick ruhte immer noch auf Francesca.
Amelia seufzte. »Sie sind erstaunlich schön, Lady Francesca.«
Francesca lächelte. »Auch Sie sehen reizend aus.«
Plötzlich schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf: ihre Augen wurden weit, und sie unterdrückte ein Lachen. »Oh, entschuldigen Sie mich!« Sie warf Honoria und Louise einen verschmitzten Blick zu. »Mir ist gerade eingefallen, es wäre doch wirklich außergewöhnlich, wenn wir zu dritt auftreten würden. Amelia an einer Seite, ich in der Mitte und Amanda an der anderen Seite.«
Der Kontrast zwischen der hellen Haut der Mädchen und Francescas exotischem Teint war unverkennbar.
Louise grinste. Die Zwillinge waren fasziniert.
Honoria lachte. »Das wäre wirklich eine Sensation.«
Gyles begegnete Honorias Blick und starrte sie wütend an.
Honorias Lächeln wurde breiter, und sie wandte sich an Francesca. »Du musst unbedingt zu uns zum Abendessen kommen.
Weitere Kostenlose Bücher