diese Vorrichtung vor ihm benutzt hatte. Um die Wahrheit zu sagen, sogar mit größerem Geschick.
Was er anschließend vorhatte, war eigentlich ganz einfach, nämlich Roilant aufzusuchen und ihm mitzuteilen, was er herausgefunden hatte.
Roilant war tatsächlich anwesend, befand sich aber in einem Zustand, in dem jedes Wort an ihn verschwendet gewesen wäre. Außerdem gab es noch einige andere Überraschungen. Erstens zwei Angehörige der Leibwache des Hauses Beucelair, die neben und halb in einem der Brunnen lagen; zweitens eine kleine Weinflasche neben ihnen auf dem Boden. Als Cyrion daran roch, wußte er Bescheid. Sie waren betäubt worden, wie drei andere, die er fand, und wie Roilant, den Cyrion entdeckte, als er das Schnarchen in einem der an der Veranda gelegenen Zimmer hörte und den Lichtschimmer unter der Tür bemerkte.
Die Papiere, die auf einem wackeligen Tischchen verstreut lagen, halfen bei der Lösung des Rätsels. Anscheinend war Roilant gerade im Begriff gewesen, einen Bericht für den Statthalter in Cassireia zu schreiben, als der Inhalt seines Weinbechers ihn in den Schlaf schickte. Wie aus dem Schreiben zu ersehen war, hatte er bereits zwei seiner Leibwächter ausgesandt, um eine Abordnung der städtischen Gerichte nach Flor zu holen. Auch mit nur mangelhaften mathematischen Kenntnissen war leicht auszurechnen, daß von den zehn Wächtern, die in den Papieren erwähnt waren, noch zwei fehlten. Cyrion fand sie im äußeren Hof. Der eine von ihnen hatte den mit einem Schlafmittel gemischten Wein getrunken. Der andere, es war der Söldner, hatte anscheinend den Braten gerochen und sich als Belohnung für seinen Scharfsinn einen deftigen Schlag ins Genick eingehandelt. Er atmete, war aber besinnungslos und konnte daher weder mit tatkräftiger Hilfe noch mit irgendwelchen Informationen dienen. Ein Versuch, ihn zu wecken, hatte lediglich die Worte zur Folge: »Nicht jetzt, Aishab, um Gottes willen.«
Aus Roilants schriftstellerischen Übungen konnte Cyrion aber zumindest ersehen, daß Roilant nach einem Nachmittag fruchtlosen Streits mit Mevary beschlossen hatte, auf Flor Wurzeln zu schlagen, bis offiziell Verstärkung aus der Stadt eintraf. Inzwischen hatte er Mevary erlaubt, sich in sein Zimmer zurückzuziehen, wie vorher auch schon Eliset. Und als Mevary frech nach seinem Abendessen verlangte, hatte man erlaubt, daß es ihm gebracht wurde. Ein verängstigter Diener oder Sklave, dessen Name sich für Roilant wie>Zunir
- wenigstens hatte er ihn so aufgeschrieben - hatte auch Roilant und seinen Männern das Essen gebracht. Das Zunir Mevary fürchtete, war nicht zu übersehen gewesen - nach Roilants Darstellung und in seinen Augen war das eine weitere belastende Tatsache. Womit er offensichtlich gar nicht so Unrecht hatte, da Zunir (oder vielmehr Zimir) Roilant samt seinem Gefolge ein Schlafmittel verabreicht hatte, und zweifellos auf Mevarys Befehl.
Roilants Vorrat an Papier, Tinte und Feder hatte Cyrion jedenfalls die Möglichkeit gegeben, eine andere Fassung der Geschichte niederzuschreiben. Diese in der Hand des schlummernden Roilant zu lassen, war allerdings ein Risiko. Außerdem war es viel unterhaltsamer, sie da zu hinterlegen, wo er es schließlich dann auch tat. Daß Eliset las, was er geschrieben hatte, war durchaus erwünscht. Was sie am meisten interessieren würde, war wohl die Nachricht, daß ihre Halbschwester Valia, die allgemein als tot galt, hin und wieder in der Höhle unter dem Haus zu sehen war.
Mevary hatte natürlich einen Grund dafür, seinen ungebetenen Gästen einen verläßlichen Nachtschlaf zu sichern. Er hatte Pläne für diese Nacht. Es bedurfte kaum seiner lauten Stimme, und wütenden Drohungen, um das zu erraten. Cyrion, der eigentlich ein anderes Ziel hatte, blieb stehen und hörte zu.
»Also gut. Ich vergebe ihnen, daß sie den Leichnam von Roilants Beauftragtem gestohlen haben. Warum auch nicht? Aber trotzdem habe ich ein Wörtchen mit ihnen zu reden. Ich werde gehen, und du verfluchte Schlampe wirst mich nicht daran hindern.« Mevary war liebenswürdig wie immer.
Seinen Worten folgte der verzweifelte Ausruf einer weiblichen Stimme:
»Nein! Die Zeit ist noch nicht reif -«
Es klang wie Eliset. Aber: »Verflucht sei dein Geschwätz von Zeit. Was schert mich ihr Aberglaube? Habe ich nicht monatelang diese blödsinnigen Riten und Gesänge ertragen? Es reicht! Ich habe es jetzt eilig. Und ihr werdet euch danach richten müssen.«
Einen