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Cyrion

Cyrion

Titel: Cyrion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanith Lee
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war.
    Ohne sich dessen bewußt zu sein, träumte sie von dem Leben, das vor ihr lag. Ziemlich plötzlich fand sie dann einen Weg, der sowohl zur Rache als auch in die Freiheit führte. Sie gab ihrem Plan ein Gewand, das Tabbit täuschen würde, und legte ihn ihr dann vor:
    Obwohl Valia vor allen Dingen Priesterin war und ihr Leben dem Dienst an der Göttin geweiht hatte, fühlte sie doch das Verlangen, sich an denen zu rächen, die sie als Kind gedemütigt hatten. Befürwortete nicht auch die Göttin Gerechtigkeit und die Erlösung einer Schuld mit Blut? Valia hatte einen Plan entwickelt, fast, als hätte die Göttin selbst ihn ihr ins Ohr geflüstert. Sie würde für eine Zeitlang nach Flor zurückkehren, sich in den heruntergekommenen Haushalt einschleichen und, während sie weiterhin die Hexen mit Nahrungsmitteln versorgte, auf eine Gelegenheit warten, ihre Familie zu vernichten. Eliset zu töten, würde keine Schwierigkeiten bereiten. Mevarys Tod würde gleich einen doppelten Zweck erfüllen.
    Zu lange hatte die Göttin auf ihr Opfer verzichten müssen. Jetzt ergab sich die Möglichkeit, das zu ändern.
    Die einzige Schwierigkeit, bemerkte Valia, bestand darin, Mevary in die unterirdische Höhle zu locken, nicht nur einmal, sondern oft, damit all die vorbereitenden Zeremonien durchgeführt werden konnten.
    »Da ist«, sagte Tabbit, »das Gold der Remusaner.«.
    Eines Abends, als Mevary aus dem Dorf zurückkam, wo er getrunken hatte, traf er eine Frau. Sie war schön genug, daß er sie betrachtete, und ihr vertrauliches, wissendes Lächeln war irgendwie faszinierend. Zuerst sagte sie ihm nicht, wer sie war, und er fragte nicht. Aber er gestattete ihr, ihn zu den Obstgärten von Flor zu begleiten, wo er bald zur Sache kam. Valia war nicht unvorbereitet, weder geistig, noch körperlich. Zwar hatte sie noch nie mit einem Mann gelegen - aber sie selbst war ihr feurigster Liebhaber gewesen. Jetzt hatte Mevarys Begierde sie erregt. Es war ein eigenartiges, herrliches Gefühl, mit einem zu liegen, den sie töten würde. Deshalb empfand sie ein perverses Vergnügen bei dieser Vergewaltigung, das allerdings nichts mit Lust zu tun hatte, sondern eher mit dem Gefühl überwältigender Allmacht. Er tat genau das, was sie vorausgesehen hatte. Er hielt sie für sein Opfer und Spielzeug. Ein köstlicher Irrtum.
    Als Mevary mit ihr fertig war, gestand sie ihm - scheinbar ganz schwach vor Entzücken -, wer sie war: niemand anders als die totgeglaubte Valia. Wie sie es darstellte, war sie als Kind entführt worden und obwohl sie als Sklavin gehalten wurde, hatte sie so viel gespart, daß sie sich schließlich die Freiheit kaufen konnte. Jetzt kehrte sie zurück, um ihr Geburtsrecht zu verlangen. Das zu hören belustigte Mevary ungemein. Dann erzählte sie, worin dieses Geburtsrecht in Wahrheit bestand: in einem unermeßlichen Goldschatz, der in den Höhlen unter Flor verborgen lag. Ihre alte Kinderfrau hatte ihr davon erzählt. Diese Kinderfrau bewachte ihn auch, zusammen mit anderen alten Weibern. Man mußte sie bei Laune halten, aber das konnte doch weder ihr noch ihm allzu schwer fallen. Würde er ihr helfen, an den Schatz heranzukommen und ihn dann mit ihr teilen?
    Sie überzeugte ihn. Ihn von ihrer Liebe zu ihm zu überzeugen, war mehr als einfach. In dieser Beziehung war er, genau wie sie, ein von keinen Zweifeln geplagter Egozentriker. Noch war es schwierig, die Geschichte von dem Schatz zu beweisen. Sie hatte eine Handvoll antikes Gold mitgebracht, genug, um ihren Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen - remusische Münzen, ein Stück von einem Brustpanzer. Der eigentliche Schatz, erklärte sie, lag in einer unterseeischen Höhle der Grotte und mußte herausgefischt werden. Die Frauen kannten den genauen Platz und auch eine Methode, um ihn zu heben. Wenn ihre albernen Rituale zu Ehren einer Meeresgöttin befolgt wurden, konnte man auf ihre Hilfe rechnen.
    Mevary war seit geraumer Zeit knapp bei Kasse, was ihm gar nicht zusagte. Er hatte sich vorgenommen, Eliset zu heiraten und damit sicherzustellen, daß das wenige, was Flor noch zu bieten hatte, in seine Taschen wanderte. Träge und von sich selbst überzeugt, wie er war, hatte er in dieser Angelegenheit keine besondere Eile an den Tag gelegt. Jetzt schien er auf etwas viel Besseres gestoßen zu sein.
    Er brachte Valia nach Flor. Da sie nicht wollte, daß jemand anders erfuhr, wer sie war, gab er sie als eine Sklavin aus, die er beim Würfeln gewonnen hatte. Die Lüge

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